Aus der Geschichte der Bahnhofstraße VIII: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei:HA-1936-01-11-Meinhardt-Bahnhofstraße.jpg|450px|thumb|[Originalbild der Zeitungsausgabe] Eines der alten Meinhardtschen Häuser beim Abbruch. So entstand anstelle eines häßlichen Hauses die heutige unschöne Baulücke gegenüber dem Bahnhof.]] | [[Datei:HA-1936-01-11-Meinhardt-Bahnhofstraße.jpg|450px|thumb|[Originalbild der Zeitungsausgabe] Eines der alten Meinhardtschen Häuser beim Abbruch. So entstand anstelle eines häßlichen Hauses die heutige unschöne Baulücke gegenüber dem Bahnhof.]] | ||
Zunächst sei in der Betrachtung der Meinhardtschen Grundstücke fortgefahren. Das heutige H o t el M e i n h a r d t ist im Jahre [[1900]] unter Einbeziehung der Stelle, wo die Kegelbahn stand, inder Lücke errichtet worden, die sich zwischen dem Postgebäude - dieses ging [[1931]] in den Besitz des Fabrikanten Karl Veuhoff über, der eine Berta Meinhardt geheiratet hatte und der es [[1933]] im Erdgeschoß umbauen ließ, nachdem es schon [[1896]] Geschäftshaus geworden war - und dem z w e i t e n M e i n h a r d t s c h e n H a u se, jetzt Baulücke, befand. Dieses zweite Haus - [[1928]] abgebrochen (siehe Bild) - und das dann folgende d r i t t e M e i n h a r d t s c h e H a u s (jetzt Cafe Goebel) standen auf Grundstücken, die zur Parzelle 9 der Flur "In der Koppenburg" gehört hatten. Diese Parzelle hatten 1811 die Eheleute Georg Drevermann für 251 Rtlr. 16 stb. 4 Pfg. erworben und noch im gleichen Jahre an die Eheleute Diederich Schumacher und Anna Cath. geb. drevermann übertragen. Die letztere heiratete in zweiter Ehe Georg Düppe gt. Drevermann, der [[1825]] das Grundstück an den leineweber Engelbert Meinhardt und seine Frau, Anna Elisabeth geb. Hangohr, für 351 Rtlr. gemein Geld verkaufte. | Zunächst sei in der Betrachtung der Meinhardtschen Grundstücke fortgefahren. Das heutige H o t el M e i n h a r d t ist im Jahre [[1900]] unter Einbeziehung der Stelle, wo die Kegelbahn stand, inder Lücke errichtet worden, die sich zwischen dem Postgebäude - dieses ging [[1931]] in den Besitz des Fabrikanten Karl Veuhoff über, der eine Berta Meinhardt geheiratet hatte und der es [[1933]] im Erdgeschoß umbauen ließ, nachdem es schon [[1896]] Geschäftshaus geworden war - und dem z w e i t e n M e i n h a r d t s c h e n H a u se, jetzt Baulücke, befand. Dieses zweite Haus - [[1928]] abgebrochen (siehe Bild) - und das dann folgende d r i t t e M e i n h a r d t s c h e H a u s (jetzt Cafe Goebel) standen auf Grundstücken, die zur Parzelle 9 der Flur "In der Koppenburg" gehört hatten. Diese Parzelle hatten 1811 die Eheleute Georg Drevermann für 251 Rtlr. 16 stb. 4 Pfg. erworben und noch im gleichen Jahre an die Eheleute Diederich Schumacher und Anna Cath. geb. drevermann übertragen. Die letztere heiratete in zweiter Ehe Georg Düppe gt. Drevermann, der [[1825]] das Grundstück an den leineweber Engelbert Meinhardt und seine Frau, Anna Elisabeth geb. Hangohr, für 351 Rtlr. gemein Geld verkaufte. | ||
Dieser Engelbert Meinhardt wohnte an der Bahnhofstraße "zwischen den Häusern von Wilhelm Meinhardt und Hrch Veukämper", d.i. gegenüber der [[Kreuzkirche|evanglischen Kirche]]. Er übertrug sein Vermögen [[1847]] in Bochum vor dem Notar (Zeugen waren der Wirtschafter Moritz Scharpenseel und | Dieser Engelbert Meinhardt wohnte an der Bahnhofstraße "zwischen den Häusern von Wilhelm Meinhardt und Hrch Veukämper", d.i. gegenüber der [[Kreuzkirche|evanglischen Kirche]]. Er übertrug sein Vermögen [[1847]] in Bochum vor dem Notar (Zeugen waren der Wirtschafter Moritz Scharpenseel und der Gold= und Silberarbeiter Wilh. Ueberfeld aus Bochum) gegen Leibzucht auf seinen Sohn, den schon oben als Erbauer des Postgebäudes genannten Maurer (später Gastwirt) Wilhelm Meinhardt, der mit Anna Cath. Niehaus verheiratet war. Dieser Wilhelm Meinhardt hat vor 1870 das Grundstück aus der Parzelle 9 der "Koppenburg" mit Wohnhaus (wahrscheinlich zugleich Wirtschaft), Scheune und Stallung bebaut. Das Wohnhaus ist heute ein Teil des Hauses G o e b e l (Bahnhofstraße 106), Scheune und Stallung waren die Vorläufer des [[1928]] abgebrochenen Nebenhauses | ||
==Bahnhofstraße 108.== | |||
Im Jahre [[1883]] wurden Wohnhaus, Scheune und Stallung fortgeschrieben in: "Wohnhaus, Anbau 1, desgl. 2, desgl. 3 (Passagierstube), Kegelbahn". Damals ist also offenbar anstelle (oder als Umbau und Erweiterung) von Scheune und Stallung das [[1928]] abgebrochene schieferverkleidete Haus Bahnhofstraße 108 mit den verschiedenen Anbauten, unter denen Passagierstube und Kegelbahn schon erwähnt wurden, entstanden. Zuletzt sah das Haus Bahnhofstraße 108 gegenüber dem Bahnhof so schief und häßlich aus, daß man sich freute, als es 1928 abgebrochen wurde. Der Plan, einen Neubau dafür zu errichten, kam aber nicht zur Ausführung, so daß die heutige Baulücke auch nicht gewinnend aussieht. Das Haus | |||
==Bahnhofstraße 106== | |||
hatte schon zwischen 1870 und 77 nach hinten Scheune und Waschküche erhalten, die später als Stall und Lagerhaus verwendet wurden. Im Jahre [[1920]] erwarb es von dem Gastwirt Otto Meinhardt der Händler Karl Stracke, der es aber einige Monate später bereits an den Kaufmann Wilhelm Goebel weiterverkaufte. Diser hat das Haus zu dem jetzigen Wohnhaus mit Cafe (neuer Anbau anstelle des alten) umgebaut. Es ist jedenfalls das erste und älteste der Meinhardtschen Häuser in der "Koppenburg". | |||
==Bahnhofstraße 104== | |||
Die nun folgenden Grundstücke (wirtschaft Buschmann, Fabrikstraße und Teil des Bahndammes) gehörten zur PArzelle 10 der Flur "In der Koppenburg". Diese erwarb im Jahre 1811 Vortmann, der ein Viertel davon für 625 Rtlr. Berl[iner] Courant an den Tuchmacher Christoph S c h l ü n d e r weiterverkaufte. Dieses Schlündersche Grundstück ist [[1845]] "nebst dem darauf erbauten Wohnhause" (das Grundstück war also schon vor 1845 von Schlünder bebaut) für 1000 Taler an den Maurermeister Wilhelm K a i s e r, der eine Anna Cath. Hülsmann geheiratet hatte, verkauft worden.(Diesem Ehepaar und seinen Besitznachfolgern sind wir schon bei den Häusern Bahnhofstraße und Bahnhofsvorplatz begenet.) Die Frau |
Version vom 8. Juli 2015, 14:32 Uhr
Originaltext aus dem Herner Anzeiger vom 11. Januar 1936. Abgeschrieben und mit neuen Überschriften versehen von Andreas Janik.
Aus der Geschichte der Bahnhofstraße
Ein Stück alte Herner Postgeschichte
VIII.
Einen besonderen Grundstückskomplex bilden die Grundstücke von M e i n h a r d t. (Die Meinhardt sind eine alte Herner Familie. Ein Meinhardt wohnte 1823 an der Ecke Shamrock= und Bahnhofstraße, ein anderer an der Altenhöfener Straße.) Da ist zunächst das Grundstück, auf dem das Haus
Bahnhofstraße 112
steht. In ihm befindet sich heute der Frisiersalon Fleischer. Es gehörte zur Parzelle 8 der Flur "In der Koppenburg", die 1811 bei der Strünkeder Versteigerung von Hentrey (später Lechtape) an der Rosenstraße erworben wurde. Von diesem kaufte es 1852 für 200 Tlr. der nebenan schon wohnende Maurer Wilhelm Meinhardt, der es erst nach 1870 bebaute. Die auf ihm zuerst in der Katasterkarte verzeichneten Gebäulichkeiten waren 1877 nicht mehr vorhanden, sondern ersetzt durch ein Wohnhaus mit Schuppen und Remise. Dieses Wohnhaus ist das heute noch vorhandene Gebäude. Es hat eine besondere Bedeutung gehabt, denn es war P O S T G E B Ä U D E. Südlich neben ihm stand ein schmaler, durch kleine Anbauten im Hofe erweiterter Nebenbau (vermutlich Kegelbahn), der zu der dann folgenden Gastwirtschaft gehörte, von der 1883 und später eine P a s s a g i e r s t u b e besonders erwähnt wird. Das Postgebäude zeigt unser Bild, auf dem außer der Inschrift "Kaiserliches Postamt" (die Reichspostverwaltung wurde 1871 geschaffen) noch ein alter P o s t w a g e n zu sehen ist. (Der oberste Teil des Hauses hat heute noch dasselbe Aussehen, besonders der Würfelfries ist dafür bezeichnend.) Die Personenpost von Bochum über Herne nach Recklinghausen wurde 1836 (also vor 100 Jahren) eingerichtet. Sie ging zunächst über die alte Landstraße Herne-Bochum, die an Hiltrop vorbei durch die Herner Mark über die Wiescherstraße kam, nach 1842 über die neue Chassee, die über Riemke gelegt war. Ihre Hauptbedeutung hatte die Personenpost nach 1847 als Zubringerin zur Bahnhstation Herne-Bochum. Deshalb verkehrte sie auch dreimal am Tage. Der Fahrpreis von Bochum nach Herne betrug 6 Silbergroschen. Die Fahrzeit dauerte von Bochum bis Recklinghausen 3 Stunden! Wann die Personenpostverbindung Herne-Bochum aufhörte, ist nicht bekannt. Sie verlor jedenfalls an Bedeutung, als im Jahre 1860 Bochum eigene Eisenbahnverbindung (Bergisch-Märkische Strecke) erhielt und besonders, als 1875 die (1870 eröffnete) Güterstrecke Bochum - Riemke - Herne, die von der Bergisch-Märkischen Bahn erbaut war, für den Personenverkehr freigegeben wurde. Die Personenpost Herne - Recklinghausen ist bis zum 31. März 1889 betrieben und dann durch eine häufigere Privat-Omnibus-Verbindung ersetzt worden. Im Jahre 1894 kam die Straßenbahn Herne-Bochum und 1898 die Straßenbahn Herne-Recklinghausen in Betrieb. Sie sind aber erst nach dem Neubau des Bahnhofs zu einer durchgehenden Schienenverbindung vereinigt worden. Bis dahin endigten sie südlich und nördlich der Eisenbahn und Fahrgäste, die weiterfahren wollten, mußten umsteigen.
weitere Postgebäude
Das Postgebäude Meinhardt ist also Schlußstation des zum Bahnhof Herne gehenden Personenpostverkehrs und Ausgangspunkt des Verkehrs von dort nach Bochum und Recklinghausen gewesen. Allerdings sind ihm andere Posträume vorausgegangen. Sie dürften zuerst bei Cremer gt. Ecker auf dem alten Markt gewesen sein, nach Schaefer befanden sie sich von 1850 bis 1868 auf dem Bahnhof, dann wieder auf dem Alten Markt (wo, sagt er nicht), um darauf nach Meinhardt verlegt zu werden. Als sie hier nicht mehr ausreichten, hat Schaefer, der damals Amtmann war, 1888 einen Bauunternehmer willig gemacht, ein neues Dienstgebäude zu errichten und an die Post zu vermieten. (Das war, wie der Fall Meinhardt und später Seher zeigt, so Brauch) Das Haus sollte an der Ecke der Heinrich= und Bahnhofstraße, wo jetzt das Haus Klische steht, erbaut werden, und zwar unter hinzufügung des niederzulegenden Haus Kölster und eines größeren Hinterlandes. Die Gemeindevertreter billigten den Plan, auch der Oberpostdirektor war ihm geneigt, man sah jedoch aus finanziellen Gründen in Berlin "vorläufig" davon ab. Die Gemeinde wollte, daß die Post mehr vom Bahnhof weg zum alten Herne, also nach Süden, verlegt werde. Diesem Bestreben entsprang auch der abgelehnte Plan. So handelte die reichspostverwaltung auch entgegen den Wünschen und Bitten der Gemeinde, als sie den Kaufmann Otto Seher an die Ecke Bahnhof= und Fabrikstraße einen Postneubau errichten ließ, den sie 1895 anmietete und in den sie von Meinhardt aus zog. Doch über diesen Bau wird weiter unten zu sprechen sein.
Hotel Meinhardt
Zunächst sei in der Betrachtung der Meinhardtschen Grundstücke fortgefahren. Das heutige H o t el M e i n h a r d t ist im Jahre 1900 unter Einbeziehung der Stelle, wo die Kegelbahn stand, inder Lücke errichtet worden, die sich zwischen dem Postgebäude - dieses ging 1931 in den Besitz des Fabrikanten Karl Veuhoff über, der eine Berta Meinhardt geheiratet hatte und der es 1933 im Erdgeschoß umbauen ließ, nachdem es schon 1896 Geschäftshaus geworden war - und dem z w e i t e n M e i n h a r d t s c h e n H a u se, jetzt Baulücke, befand. Dieses zweite Haus - 1928 abgebrochen (siehe Bild) - und das dann folgende d r i t t e M e i n h a r d t s c h e H a u s (jetzt Cafe Goebel) standen auf Grundstücken, die zur Parzelle 9 der Flur "In der Koppenburg" gehört hatten. Diese Parzelle hatten 1811 die Eheleute Georg Drevermann für 251 Rtlr. 16 stb. 4 Pfg. erworben und noch im gleichen Jahre an die Eheleute Diederich Schumacher und Anna Cath. geb. drevermann übertragen. Die letztere heiratete in zweiter Ehe Georg Düppe gt. Drevermann, der 1825 das Grundstück an den leineweber Engelbert Meinhardt und seine Frau, Anna Elisabeth geb. Hangohr, für 351 Rtlr. gemein Geld verkaufte. Dieser Engelbert Meinhardt wohnte an der Bahnhofstraße "zwischen den Häusern von Wilhelm Meinhardt und Hrch Veukämper", d.i. gegenüber der evanglischen Kirche. Er übertrug sein Vermögen 1847 in Bochum vor dem Notar (Zeugen waren der Wirtschafter Moritz Scharpenseel und der Gold= und Silberarbeiter Wilh. Ueberfeld aus Bochum) gegen Leibzucht auf seinen Sohn, den schon oben als Erbauer des Postgebäudes genannten Maurer (später Gastwirt) Wilhelm Meinhardt, der mit Anna Cath. Niehaus verheiratet war. Dieser Wilhelm Meinhardt hat vor 1870 das Grundstück aus der Parzelle 9 der "Koppenburg" mit Wohnhaus (wahrscheinlich zugleich Wirtschaft), Scheune und Stallung bebaut. Das Wohnhaus ist heute ein Teil des Hauses G o e b e l (Bahnhofstraße 106), Scheune und Stallung waren die Vorläufer des 1928 abgebrochenen Nebenhauses
Bahnhofstraße 108.
Im Jahre 1883 wurden Wohnhaus, Scheune und Stallung fortgeschrieben in: "Wohnhaus, Anbau 1, desgl. 2, desgl. 3 (Passagierstube), Kegelbahn". Damals ist also offenbar anstelle (oder als Umbau und Erweiterung) von Scheune und Stallung das 1928 abgebrochene schieferverkleidete Haus Bahnhofstraße 108 mit den verschiedenen Anbauten, unter denen Passagierstube und Kegelbahn schon erwähnt wurden, entstanden. Zuletzt sah das Haus Bahnhofstraße 108 gegenüber dem Bahnhof so schief und häßlich aus, daß man sich freute, als es 1928 abgebrochen wurde. Der Plan, einen Neubau dafür zu errichten, kam aber nicht zur Ausführung, so daß die heutige Baulücke auch nicht gewinnend aussieht. Das Haus
Bahnhofstraße 106
hatte schon zwischen 1870 und 77 nach hinten Scheune und Waschküche erhalten, die später als Stall und Lagerhaus verwendet wurden. Im Jahre 1920 erwarb es von dem Gastwirt Otto Meinhardt der Händler Karl Stracke, der es aber einige Monate später bereits an den Kaufmann Wilhelm Goebel weiterverkaufte. Diser hat das Haus zu dem jetzigen Wohnhaus mit Cafe (neuer Anbau anstelle des alten) umgebaut. Es ist jedenfalls das erste und älteste der Meinhardtschen Häuser in der "Koppenburg".
Bahnhofstraße 104
Die nun folgenden Grundstücke (wirtschaft Buschmann, Fabrikstraße und Teil des Bahndammes) gehörten zur PArzelle 10 der Flur "In der Koppenburg". Diese erwarb im Jahre 1811 Vortmann, der ein Viertel davon für 625 Rtlr. Berl[iner] Courant an den Tuchmacher Christoph S c h l ü n d e r weiterverkaufte. Dieses Schlündersche Grundstück ist 1845 "nebst dem darauf erbauten Wohnhause" (das Grundstück war also schon vor 1845 von Schlünder bebaut) für 1000 Taler an den Maurermeister Wilhelm K a i s e r, der eine Anna Cath. Hülsmann geheiratet hatte, verkauft worden.(Diesem Ehepaar und seinen Besitznachfolgern sind wir schon bei den Häusern Bahnhofstraße und Bahnhofsvorplatz begenet.) Die Frau