Zur Denkmals=Weihe in Herne

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

"Zur Denkmals=Weihe in Herne" berichtete der Dortmunder General=Anzeiger am Samstag, dem 26. September 1903 auf ihrer Titelseite des dritten Blattes.[1]

Zeichnung des Verlegers Friedrich Wilhelm Ruhfus höchstselbst.


Morgen, Sonntag, fällt in Herne die Hülle des Standbildes Kaiser Wilhelms 1. Es ist ein Werk des Bildhauers Aloys Meyer in München, der im Wettbewerb der Künstler den Sieg davontrug— er hat auch ein Denkmal Krupp's in Essen und das Denkmal des Prinzregenten in Füssen (Bayern) geschaffen.
Der Gedanke der Errichtung eines Denkmals für Kaiser Wihelm 1. in Herne ging von den beiden dortigen Kriegervereinen aus. Besondere Mühe um den Plan gab sich der 1897 verstorbene Kaufmann C. Hövels. Auf Anregung des Herrn Ersten Bürgermeisters Schäfer wurde ein Verein zur Errichtung eines Kaiserdenkmals gegründet und ein diesbezügliches Statut ausgearbeitet. Die Stadt wurde in Bezirke eingeteilt und man ging dazu über, dem Vereine genügend zu werben, was auch gelang, da die Bestrebungen allgemein freudige Zustimmung fanden. Der monatliche Vereinsbeitrag betrug 25 Pfg. Alle Bevölkerungsklassen ohne Unterschied des Standes und der Religion halfen freudig an dem Werk. So sammelte sich allmählich ein Fonds durch die Beiträge, welcher dann durch die Mithilfe der Großindustrie plötzlich stark wuchs. Unter den letztgedachten Beiträgen muss in erster Linie derjenige der Bergwerksgesellschaft „Hibernia“ genannt werden, vertreten durch Herrn Bergrat Behrens.
Die Stadt Herne ließ sich, weil es sich um ein Originaldenkmal, nicht um die Kopie eines schon bestehenden handelt, das Urheberrecht am Denkmal vertraglich abtreten. Se. Majestät der König hat mittels Allerhöchsten Erlasses vom 3. Juni 1901 zu der Denkmalserrichtung die Genehmigung zu erteilen geruht. Der Bildhauer Meyer begann darauf seine Arbeit. Es wurde zunächst ein Modell in Lebensgröße und dann ein solches in beabsichtigter Größe (Reiter und Pferd 4,20 Meter hoch) hergestellt. Beide Modelle wurden von den Herren Erster Bürgermeister Schaefer und Stadtv. Baumeister Fuchs in München besichtigt und abgenommen. Dabei war der Akademieprofessor von Rühmann als künstlerischer Gutachter hinzugezogen worden. Den Guss des Denkmals besorgt Hans Klement, Inh. der Rupp'schen Erzgießerei in München. Das Fundament wurde im vergangenen Herbst eingebettet. Der Granitsockel hat eine Höhe von drei Meter. Das ganze Denkmal einschließlich der gegen den Straßendamm herzustellenden Bordsteine erhält eine Höhe von etwa 7,40 Meter. Auf der Vorderseite des Sockels werden die Worte „Kaiser Wilhelm der Große“ eingegraben. Die Rückseite erhält eine Nachbildung des Herner Stadtwappens in Bronze und die Jahreszahl „1903“. Das Denkmal, wird einfach und schlicht, aber dennoch imponierend wirken und die Gestalt des unvergesslichen Heldenkaisers auch den kommenden Generationen in unserer Stadt und der Umgebung vor Augen führen.
Als die Bestrebungen zur Errichtung des Denkmals nach dem Tode des altehrwürdigen Kaisers, begannen, war Herne noch eine Landgemeinde mit 10 000 Seelen, jetzt, da das eherne Bildwerk ersteht, ist es eine Stadt mit rund 29 000 Einwohnern. Welche Wandlungen werden sich im Angesichte des Denkmals vollziehen?

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Einzelnachweise