Voss (Familie)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Stammhaus Hof Voss



Alteingesessene Herner Bauernfamilie hielt ihren ersten Familientag ab[1]
Interessantes aus der Geschichte der Familie Voß
Stammhof am Gysenberg
H. R. Herne, 20. Juli.
Am Mittwoch, dem 17. Juli 1935, kamen die Mitglieder der Familie Voß vom Gusenberge in Herne zum ersten Familientag in Bommern zusammen. Man hatte als Ort der Zusammenkunft gerade Bommern gewählt, weil dort ein altes Familienmitglied ansässig geworden a ist. Von Herne allein waren zum Familientag 65 Mitglieder erschienen, die mit einem Omnibus nach Witten fuhren. Unser Bild zeigt einige der Herner.

Die Mitglieder der Familie Voß beim Familien=Tag in Bommern.
Foto Fiege

Schon vor 500 Jahren urkundlich erwähnt


Für uns ist bemerkenswert, daß die Familie Voß eine alte eingesessene Herner Familie ist, deren Stammhof nahe am Gysenberg noch heute liegt. Sie gehört zu den wenigen Familien, die schon vor fast 500 Jahren urkundlich erwähnt werden. 1486 wurden ein Thabe und ein Evert Voß in Herne genannt. Im selben Jahre ein Henrik Voß in Sodingen. Thabe und Evert waren in früheren Jahrhunderten weitverbreitete Vornamen und gehen bis auf germanische Zeiten zurück. In der Türkensteuerliste werden unter Herne „Die Voß" erwähnt. Auch im Feuerstättenverzeichnis des Amtes Bochum ist die Familie Voß namentlich verzeichnet. Dies sind die allgemeiner bekannten Daten aus der Geschichte dieser Familie.
Uns sind noch einige bekannt, die noch nicht veröffentlicht worden sind. Aus dem Jahre 1674 bis 1682 stammt ein umfangreiches Dokument folgenden Inhalts: Bekanntlich gab es in jener Zeit noch in Herne verschiedene adlige Güter, so Strünkede, Sodingen, Schadeburg und Gysenberg. Ueber die Willkürakte dieser Ritter haben wir schon häufiger berichtet. In dem fraglichen Dokument wird nun berichtet, daß die adligen Gutsherren zu ihren Rittergütern auch Bauernland gezogen hatten, das sich in ihrer Nachbarschaft befand. Die Bauern konnten dagegen anscheinend nichts unternehmen. Im Gegenteil, sie mußten noch die Landessteuern für diejenigen Ländereien mitbezahlen, die von den Adligen in Nutznießung genommen worden waren. Das war für die Herren eine recht einträgliche Angelegenheit: sie zogen den Nutzen aus den Ländereien und die Bauern zahlten die Steuern dafür. Unsere Bauern zahlten auch eine Zeitlang diese Landessteuer, bis sie sich eines Tages beim Landesberrn beschwerten.

Der Hof von den Gysenbergern eingezogen


Das war der Große Kurfürst, der sich besonders häufig mit den Strünkedern herumschlagen mußte. Auf die Klage der Bauern ernannte der Kurfürst eine Kommission, die den Fall untersuchen mußte. Diese stellte auf Grund der alten Schatzregister fest, sowie durch Vernehmung von Zeugen, welches Land die Adligen von den Bauern eingezogen hatten. Auf diese Weise gelang es denn festzustellen, welches Land unrechtmäßiger Weise eingezogen worden war. Von nun an(10. Juni 1676) wurden die Landessteuern von den adligen Gutsberren eingezogen Die adligen Herren beschwerten sich beim Reichskammergericht in Speyer, erreichten aber nichts. Allerdings appellierten nur einige der Gutsherren. Unter den Bauern, die Beschwerde gegen die Adligen einlegten, befanden sich auch die vom Vosseshof. Dieser war von den Gysenbergern eingezogen worden; diese hatte also nicht etwa nur ein Stück oder mehrere Stücke eingezogen, sondern den gesamten Hof. Es hat den An schein, als habe der Hof, wie viele andere Höfe seit al ter Zeit zum Hause Gusenberg gehört. Diese Ansicht scheint ein Dokument aus dem Jahre 1736 zu bestätigen.
Um jene Zeit waren die Adligen vom Hause Gysenberg schon ausgestorben und einem Major von Saldern gehörte das Gut Gysenberg mit den dazu gehörenden Bauernhöfen. Hierzu gehörte auch der Hof Voß. Am 14. März 1736 fragte der Major von Saldern beim König Friedrich Wilhelm I. an, ob er ihm nicht„die in der Grafschaft Mark geschenkten Lehngüter Gysenberg und Kottenburg abkaufen wolle". Die Kottenburg jiegt in Castrop. Durch Kabinetsordre vom 21. März 1736 mit eigenhändiger Unterschrift befahl der König dem General=Direktorium, Nachrichten von dem Zustande der Güter und deren Einkünfte einzuziehen. Das Direktorium gab diesen Befehl an die Kriegs= und Domänenkammer zu Kleve weiter. Diese beauftragte den Kriegs= und Domänenrat Francke, nach Herne zu reisen und sich hier an Ort und Stelle genauer zu ortentieren. Danach möge er einen ausführlichen Bericht anfertigen.

Gutachten des Domänenrats Francke


Domänenrat Francke fertigte ein ausführliches Gutachten an, beschrieb die Lehngüter, ihren Zustand und ihren Wert, gab sodann einen Auszug aus dem Herner Markenbuch und fügte eine Karte der Lage, der zu den Gütern gehörenden Markengerechtsame bei. Ferner erklärte er, welche Gerechtsame die Herner und Hiltrover Bauern an der Mark hatten Dieses ausführliche Gutachten sandte die Kriegs= und Domänenkammer zu Kleve am 10. September 1736 an das General-Direktorium zu Berlin. Am 25. September wurde es von dort an den König geschickt. Zu beachten ist, daß das Schriftstück in verbältnismäßig kurzer Zeit in Berlin war.
Der König nahm von dem Franckeschen Gutachten Kenntnis und erklärte durch Kabinettsordre vom 3. Oktober 1736 von Wosterhausen aus, wo sich der König gerade wohl aufhielt, daß er auf den Ankauf verzichte. So wäre beinahe der Major von Saldern seine Güter losgeworden. In dem Berichte der Domänenkammer heißt es, daß es sich um die Kottenburg, Thiergarten und Voß handele, die dem König zum Ankauf angeboten waren. Weiter heißt es, daß diese Güter ehemals von den Gysenberger Lehngütern eingezogen worden wären. Hätte der König die Güter erworben, so wäre auch das Gut Voß am Gysenberg staatlich geworden. Wenige Höfe gehörten damals schon dem König auch in Herne.

Auch in den Herner Kirchenbüchern genannt


Natürlich kommt die Familie Voß auch in den Herner Kirchenbüchern vor, die bis weit vor 1700 zurück reichen. Anderseits haben viele Frauen vom Hofe Voß in alte Herner Bauernfamilien gebeiratet und das schon vor Jahrhunderten. Auch einige Männer beirateten auf andere Höfe und so wird es erklärlich, warum noch heute die Sippe der Voß auch in Herne so groß ist. Auf dem ersten Familientag wurde auch bekannt gemacht, daß zum nächstjährigen Familientag die Familiengeschichte gedruckt vorliegen werde. Wir dürfen uns auf eine interessante und wichtige Familiengeschichte gefaßt machen!
Erfreulich ist es, daß in unserem Herne noch eine sehr alte Sippe eines alten Bauerngeschlechtes wohnt, eines Geschlechtes, das gewiß bis in germanische Zeiten zurückreicht. Liegen bisher auch noch keine geschriebenen Beweise für diese Ansicht vor, so gibt es doch einen indirekten Beweis dafür, den wir heute noch nicht an dieser Stelle anführen möchten. Dies wird im Rahmen eines besonderen Artikels demnächst gescheben.
H. u. Rannius.

Literatur

  • Voß, Heinrich: Geschichte der Familie Voß am Giesenberg. Unveröffentlichtes Manuskript. Herne 1967 (Stadtarchiv Herne)

Archive

  • Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen - U 194 / Gesamtarchiv von Romberg / Akten, Nr. 6041 - Verhaftung des Eigenhörigen Schulte zu Berge (Amt Bochum) und des Pächter Voß zu Gysenberg im Gericht Strünckede.[2]

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Quelle