Versuch einer Emscher Schiffbarmachung 1767-1774

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Am 8. Januar 1936 wurde in der "Herner Zeitung" einen Artikelbericht über den Versuch einer Schiffbarmachung der Emscher veröffentlicht.[1]

Wie es zum Bau des Rhein-Herne-Kanals kam

Projekte, die nicht zur Ausführung kamen

Die Notwendigkeit des Wasserweges

(1) Herne, 8. Januar 1936.

Schon frühzeitig war die Notwendigkeit erkannt, für die Produkte des Industriegebietes den billigen Wasserweg dienstbar zu machen. Dennoch besteht der Rhein-Herne-Kanal erst einige Jahrzehnte. Manche Projekte sind vorher aufgetaucht: anfangs sollte der Kanal bei Bochum vorbeiführen. Auch der Plan eines Stichkanals nach Bochum ist aufgetaucht, dieses müsste alles wieder aufgegeben werden aus den verschiedensten Gründen.

Diese Projekte greift der „Bochumer Anzeiger“ in einem Artikel auf, in dem es u. a. heißt: "... So war es nicht verwunderlich, daß bereits im 17. Jahrhundert Kräfte am Werke waren, die das damals kleine Dorf Crange im Emscherbruch zum Umladeplatz und die Emscher von hier aus bis zum Rhein schiffbar machen wollten.

Der Gerichtssekretär von Oven trat 1767 mit seinen Plänen sogar an König Friedrich II. von Preußen heran, der anfangs wenig Interesse zeigte, bis Oven am 18. Februar 1773 abermals mit einem Vorschlag an den König herantrat. Die Folge dieser Eingabe war eine günstigere Antwort und die Zubilligung einer Probefahrt, um den Vorschlag praktisch zu überprüfen. Infolge der Aufteilung des Eickeler Bruchs konnte Oven aber erst am 20. September des gleichen Jahres einen Bericht über die stattgefundene Probefahrt erstatten, in dem er eine Reihe praktischer Vorschläge für den Ausbau der Emscher machte. Diese Vorschläge wurden in Berlin einer eingehenden Prüfung unterzogen und der Kriegs- und Domänenrat berief am 28 Oktober von Oven zu einem mündlichen Vortrag zu sich. Auf Schusters Rappen unternahm Oven damals die beschwerliche Reise, aber die Verhandlungen brachten nicht das gewünschte Ergebnis. Auch seine letzte Hoffnung, die er an die Antwort aus Berlin knüpfte, ging nicht in Erfüllung. In dem Schreiben vom 21. Dezember 1774 aus Berlin waren derart unannehmbare Bedingungen gestellt, dass die für die Schiffbarmachung der Emscher gebildete Gesellschaft endgültig auf die Durchführung des Projektes verzichtete.

Erst 100 Jahre später, nachdem sich der Bergbau schon gewaltig entwickelt hatte, trat im Jahre 1865 in Dortmund ein Ausschuss zusammen, der zwar nicht das Emscherprojekt aufgriff, sondern den östlichen Teil des Industriegebietes mit dem Meere verbinden wollte. Diese Mittellandkanalbewegung stand unter Harkorts Führung.. Mächtiger Gegner dieser Pläne war die damalige Privateisenbahn und auch hier mussten trotz der sichtbaren Notwendigkeit anfangs vergebliche Eingaben gemacht werden, bis der Plan zum Bau des Dortmund-Emskanals von Emden über Leer, Meppen, Lingen, Münster, Dortmund nach Herne zur Durchführung kam. Das Fehlen der schiffbaren Wasserstraße durch das mittlere Industriegebiet zum Rhein und rückwärts machte sich immer noch bemerkbar. Erst im Jahre 1908 fand der alte Ovensche Plan, eine solche schiffbare Wasserstraße zu schaffen, in dem Bau des Rhein=Herne=Kanals seine Verwirklichung.

Aber auch der Bau des Rhein=Herne=Kanals war anfangs ein Streitobjekt gewisser Interessentengruppen. So sollte der Kanal anfangs bei Bochum und Essen vorbeiführen. Die Bodenverhältnisse in Verbindung mit dem Abbau der Flöze brachte diesen Plan zum Scheitern. Auch der Plan eines Stichkanals nach Bochum musste auf Grund eines Gutachtens des Oberbergamtes zu Dortmund fallen gelassen werden. Hätte man den Kanal eher gebaut, wie es der Wunsch der Industrie des Herzens des Ruhrkohlengebietes war, dann wäre es wohl möglich gewesen, den Kanal südlich der Emscher entlang zu führen, da damals der Bergbau noch nicht das Vorhaben gefährdete.“


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Quellen