Manöver in den Borkenbergen

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Ich malochte damals auf der 7. Sohle im Förderberg von 'Flöz Präsident' als Seilbahnschlosser: Der untertägige 'Piepenfritz' (FdG)-Berg war im Spätsommer 1966, auch das Arbeitsfeld von Martin Briel.

Friedhelm Wessel [1]

So kamen wir zwangsläufig ins Gespräch. Bald stellte sich heraus: Wir hatten viele gemeinsame Hobbys. Dazu gehörte die Musik der Beatles und der Stones, die Bewegung in der freien Natur und auch Camping. Einer meiner damaligen Freunde, der ab 1966 seinen Grundwehrdienst im niederländischen Buddel versah, kündigte mir die Teilnahme an einem Manöver in den Borkenbergen bei Haltern an. So reifte in Martin Briel und mir der Plan, Helmut während des Manövers in Haltern mit einem Besuch zu überraschen.

Da ich bereits stolzer Besitzer eines VW-Käfer war, sollte die Anreise und der Gepäck- und Ausrüstungstransport kein großes Problem darstellen. Martin Briel hatte aber noch ein weiteres – jedoch tierisches - Hobby, er züchtete und trainierte nämlich deutsche Schäferhunde. Und nach Haltern wollte er unbedingt seine beste Hündin, Ella von der Vogelsrauh, mitnehmen. Ich stimmte zu, da wir ja wild in den Borkenbergen unser Biwak aufschlagen wollten.

Am verabredeten Tag, es war ein Freitagnachmittag, fuhren wir schließlich nach Feierabend los. In Haltern-Sythen angekommen, wehten am Truppenübungsgelände schon die rote Fahnen – das Manöversignal. Eigentlich sollten Zivilisten daher das Gelände weder betreten noch befahren. Doch ich ignorierte die Warnung, denn ich kannte das Areal bereits von unzähligen Besuchen und etlichen ebenfalls unerlaubten Zeltlagern. Aber damals störte sich kaum jemand daran.

Auf der sogenannten „Panzerstraße“, die gesäumt von mehreren olivgrünen Militärfahrzeugen war, stoppte ich den Käfer, stieg aus, sah mich um.

Immer mehr Soldaten rückten an, Befehle wurden erteilt, die jungen Rekruten zogen sich in die angrenzenden Waldstücke zurück, um dort das Biwak aufzuschlagen. Unter den unzähligen Uniformierten entdeckte ich auch meinen „olivgrüntragenden“ Freund Helmut, der als er näher kam, sofort von seinem „Spieß“ zurückbeordert wurde. Es blieb der einzige Kontakt während dieses Manövers. Ich beschloss daher, irgendwo am Ufer des Sandbaches, am Rand des riesigen Militärareals, das Zelt aufzuschlagen. Wir fanden auch bald eine geeignete Stelle, der Käfer wurde schnell mit ein paar dürren Zweigen notdürftig getarnt – man konnte je nie wissen.

Mit Schäferhündin Ella durchstreiften wir schließlich noch die nähere Umgebung. Bei Anbruch der Dunkelheit zogen wir uns dann zum Schlafen ins „1000-Sterne-Hotel“ zurück. Ella sollte Wache halten. Dachten wir. Es war gegen Mitternacht, als plötzlich ein Höllenlärm uns aus dem Schlaf riss, Ella jaulte fürchterlich. Wir, die Camper vom Sandbach, waren nämlich in einen fiktiven Angriff geraten.

Im Zelt pressten wir uns eng in an den Boden, zwischen uns lag plötzlich die zitternde Hündin. Nach 15 Minuten war aber alles vorbei, dass Feuer erlosch. das Manöver war für diese Nacht beendet. Weitere Einsätze dieser Art, so erzählte mir später Rekrut Helmut, gab es in den folgenden Tagen noch mehrfach.

Ella, die Schäferhündin, die ein Manöver in den Borkenbergen überstanden hatte, wurde danach zur Stammmutter einer erfolgreichen Schutzhund-Generation. Martin und ich zog es einige Monate später nach Dortmund, wo wir im März 1967 hundelos einen lautstarken Auftritt der legendären „Stones“ sehr genossen. [2]


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Einzelnachweise

  1. Dieser Text wurde von Friedhelm Wessel zur Verfügung gestellt. Der Text darf nicht ohne Genehmigung verändert oder weitergegeben werden.
  2. Ein Artikel von Friedhelm Wessel