Horst Wandolek
Horst Wandolek (geboren 11.06.1936 in Bochum-Riemke) ist ein ehemaliger Fussballtrainer.
Der „Eiserne Fritz“ holte ihn zur Westfalia
„Trainer, das soll der Deutsche Meister sein,“ fragten 1959 einige Kicker ihren Coach Fritz Langner, denn damals fegte die „junge, neue Westfalia“ die Schalker Knappen mit 3:0-Toren vom Platz. Wesentlichen Anteil an diesem historischen Sieg, dem noch weitere folgen sollten, hatte Stürmer Horst Wandolek, der erst 1957 zum Team um den „Eisernen Fritz“ gestoßen war. Hans Tilkowski, Helmut Benthaus und Alex Krasewitz fanden in dieser Zeit ebenfalls den Weg ins Stadion am Herner Schloss Strünkede. Talente, die zusammen mit Torjäger Gerd Clement und Abwehrrecke Alfred Pyka, bald das Rückgrat einer Erfolgsmannschaft bildete.
„Herne war in den 1950er-Jahren die deutsche Fußball-Hochburg, nur vergleichbar mit Gelsenkirchen. Wir spielten damals mit zwei Vereinen in der höchsten Klasse, das gab es nur noch Gelsenkirchen, wo Schalke und STV Horst den Ton angaben,“ erzählt der 1936 in Herne geborene Kicker, der aber das Fußballspielen beim Bochumer Vorortverein Teutonia Riemke erlernte.
1957 lockte Fritz Langner den gelernten Stahlbauschlosser und späteren kaufmännischen Angestellten nach Herne. Hier begann die Karriere des Kicker, der einst unter Fritz Langner, Rudi Gutendorf und Hans Hipp trainierte. Mit Westfalia Herne feierte Horst Wandolek jedoch seine größten Erfolge. 1959 schrieb sein Verein Fußballgeschichte, denn die Westfalia stand als Westmeister in der Endrunde zur Deutschen Fußballmeisterschaft. Wandolek hatte neben Mittelstürmer Gerd „Bimbo“ Clement einen erheblichen Anteil am Erfolg der Mannschaft, die in diesem Jahr an den Rivalen Karlsruher SC und dem späteren Deutschen Meister Hamburger SV scheiterte. Von 1957 bis 1960 war Horst Wandolek in 77 Spielen 25 mal erfolgreich. Nur „Bimbo“ Clement war damals ein noch erfolgreicher „Vollstrecker“.
„Fritz Langner war als Trainer ein ganz harter Hund. Aber mir das sein Training gefallen, obwohl wir neben der Kondition auch noch viel Taktik von ihm vemittelt kamen. Er erfand damals das Spielsystems des magischen Vierecks. Das haben wir damals wohl perfekt umgesetzt und daher so manchen Gegner bezwungen,“ erinnert sich Wandolek. Der „Eiserne Fritz“, daran erinnert sich der ehemalige Rechtsaußen der Herner Westfalia ebenfalls ganz genau, traf sich einmal im Monat mit anderen befreundeten Trainern zu einem Meinungsaustausch. Im ehemalige Cafe Stracke in Herne philosophierten in den Herner Meistertagen „Zapp“ Gerhard (SV Sodingen), Herbert Widmayer (VfL Bochum) und der Trainer, der später Mönchengladbach, Schalke und SV Werder Bremen coachen sollte. Als die Mannschaften aus Herne noch in aller Fußballmunde waren, sollte Westfalia auch einmal auf Reisen gehen. Es war ein Spiel gegen die „Königlichen“ in Madrid geplant.
„Wir hatten alle schon eine Woche Urlaub genommen, jede Menge Sonnenöl eingekauft und die Koffer gepackt. Dann kam die Absage, denn der Vorstand von Westfalia wollte von den Madrilenen damals 20 000 Dollar als Startprämie. Das war den Spaniern wohl zu viel. Die Reise fiel daher ins Wasser,“ lacht Wandolek noch heute.
Wenn der ehemalige torgefährliche Stürmer an seine Oberligazeit zurückdenkt, fallen ihm auch die Duelle mit einigen beinharten Abwehrspielern ein. So Erich Juskowiak (Fortuna Düsseldorf), Karl-Heinz Schnellinger (Düren 99/1. FC Köln) oder an den legendären Leo Konopczynski (SV Sodingen). Als Horst Wandolek ab 1968 die Grünweißen aus dem Herner Vorort trainierte, kickte „Konop“, wie der eisenharte Verteidiger von „Freund und Gegner“ gerufen wurde, immer noch für den Verein, mit dem er 1955 ebenfalls in der Endrunde zur Deutschen Fußballmeisterschaft stand.
In seiner langen Fußballkarriere bestritt Horst Wandolek insgesamt 153 Spiele für die Westfalia und überwandt dabei 44 mal den gegnerischen Keeper. Unter Rudi Gutendorf, der inzwischen den TSV Marl-Hüls coachte, wurde aus dem Halbrechten ein echter Rechtsaußen. Zwei Jahre blieb Wandolek bei den Chemiestädtern und bereits am 2. Spieltag musste er gegen die Grünweißen aus Sodingen antreten, schoß dabei sein erstes Tor für seinen neuen Verein. In der 57. Minute überwand der Rechtsaußen, der jahrelang für die Westfalia gestürmt war, in der 57. Minute Torwartlegende Alfred Schmidt. Es war der Ausgleich zum 2:2. Doch der TSV nahm damals zwei wichtige Punkte nach Marl mit, stand am Saison auf Rang drei und Sodingen geriet nach den erfolgreichen Jahren in den Abstiegsstrudel.
Noch heute trifft sich Horst Wandolek mit einigen ehemaligen Kollegen aus der guten, alten Westfaliazeit. Darunter mit Torwart-Legende Hans Tilkowski und Oberliga-Torhüter Friedhelm Jesse (Westfalia Herne/MSV Duisburg). „Wir waren damals alles Freunde. Vor allem mit Alfred Pyka und Kurti Soppart, mit denen ich auch eine zeitlang bei einer Herner Firma tätig war, verbindet mich sehr viel. Aber wer kennt heute noch die westdeutsche Meistermannschaft von 1959,“ erzählt der Fußballexperte mit viel Wehmut in der Stimme.
Wandolek kehrte jedoch nach zwei Jahren TSV wieder zur Westfalia zurück und bestritt hier weitere 72 Spiele mit sieben Toren. Zuvor hatte der Stürmer Angebote aus Mönchengladbach, Münster und Kaiserslautern abgelehnt – er wollte weiter im Revier spielen, trainieren und arbeiten. Er kehrte daher zunächst als Co-Trainer zu Westfalia Herne unter Herbert Burdenski zurück und erwarb seine A-Lizenz bei den Ausbildern Heddergott und Widmayer. Zwischenzeitlich fungierte der Herner als Trainer in Sodingen, Herne-Süd, Iserlohn, Marl und Rhade. 1971 löste der einst so gefährliche Oberligastürmer „Budde“ Burdenski aber auf dem Herner Trainerstuhl ab. Sein Engagement bei den Blauweißen dauerte genau ein Jahr. Es sollte aber nicht sein letzter Einsatz am Herner Schloss sein.
Auch während des „Goldbach-Skandals“ in Herne, der mit dem Lizenzentzug für die Herner endete, stand Wandolek in Diensten des FC Goldin. Mit einigen treuen Westfalia-Mitgliedern brachte er ab August 1979 die Mannschaft zurück in die Oberliga. Drei Jahre coachte er die Mannschaft, in der in der Saison 1979/80 auch ein junger Erkenschwicker kickte, der später einmal Weltkarriere machen sollte. Zwar nicht auf dem Spielfeld, sondern im Regiestuhl: Sönke Wortmann, der 2003 den Fußballfilm „Das Wunder von Bern“ drehen sollte. Man sieht es Horst Wandolek förmlich an, wenn er über alte Herner Oberligazeit redet, „eigentlich könnte man auch vom „Wunder von Herne“ sprechen, denn zwei Vereine aus der damals 114 000 Einwohner großen Bergbaustadt mischten in den 1950/60er-Jahren die deutsche Fußballwelt ganz schön auf“. Wenn Horst Wandolek in seinen privaten Kickerunterlagen blättert, denn stößt er immer wieder auch auf einen Spruch seines „Lieblingsspielers“ Wortmann. Der schrieb ihm ins 2004 nämlich ins Tagebuch „Wo bisse, Trainer?“ [2]Verwandte Artikel
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Quellen
- ↑ Dieser Text wurde von Friedhelm Wessel zur Verfügung gestellt. Der Text darf nicht ohne Genehmigung verändert oder weitergegeben werden.
- ↑ Ein Artikel von Friedhelm Wessel