Hof Biesewinkel (Baukau)
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Der Hof Biesweinkel stand an der Hertener Straße 30 in der Bauerschaft Baukau Gemarkung Baukau, Flur 18.
Historie
Ursprünglicher Besitzer des Hofes war die Familie Schäfer. Im Türkensteuerregister von 1598 ist in „Boukau“ ein „Scheper im Hasel“ verzeichnet und im Feuerstättenverzeichnis von 1664 ein „Schepper in Hassel, Kotter, eine Feuerstette“.
Im Hypothekenverzeichnis des Gerichts Strünkede steht unter der Bauerschaft Bauckau der Hof "Schaper am Haßel | Hauß, Höfgen und Garten". Er gehörte der Bauernschaft Baukau im Gesamten, da er in der Vörde Baukaus lag. Das Hassel bzw. Hasel, war ein Teil des Gemeinland Baukaus am Übergang zur Cranger Heide (Historisch). Und dort saß Schaper/Scheper bzw. der Schäfer. Des Schäfers Haus im Hasel. Wann und wie Biesewinkel gen. Artmann aus Eickel an den Hof kam - 1833 ist Biesewinkel mit 3 Morgen 16 Ellen in der Brouillonkarte Bl.1 der Bauernschaft eingetragen - entzieht sich dem Betrachter. 1822 wurde das Hofgebäude neu errichtet.
Die Inschriften des Torbalken lauteten:
- JOHAN WILHELM BIESEWINKEL GENANT ATMAN[1] ZU BAUKAU UND ANNA CATRINA PATMANN ZU HILTROP EHL
- HANGOHR
- EHRLICH UND REDLICH THUN DAS IST MEIN SPRUCH; WAS UNS GOT GONT DAS IST GENUCH
- DEN 20 JUNI 1822
Im Güterverzeichnis der Gemeinde Baukau ist 1884 eingetragen, dass der Hof dem „Ackersmann Heinrich Biesewinkel genannt Schäfer“ gehört. [2] [3] [4] [5] [6] [7]
Weiter heißtt es:
- AN 20. Juli 1860, H. Biesewinkel, Em. Laarmann,“
- Dreieinig Gott, du kannst das Haus drinn mit Segen offenbaren. Bewahre alle, die in diesem Hause sein, und zieh mit deiner Gnad und Segen selbst herein.
Die Herner Zeitung berichtete am 18. Juli 1936[8] über den Hof:
Ein Bauernhof feiert Geburtstag
Aus dem Leben des Hofes Biesewinkel
Die Hochzeit auf der Deele
Herne, 18. Juli.
Anläßlich einer Hochzeit in der Familie des Landwirtes Heinrich Biesewinkel, Hertenerstraße 30, die sich zu einer echten Bauernhochzeit alten Stils gestaltete, hatten wir Gelegenheit, das Anwesen gründlich in Augenschein nehmen zu können. Bei dieser Gelegenheit konnten wir einige Aufnahmen machen, die uns Merkmale zeigen, die es wert sind, einmal besprochen zu werden. Zwar sind es keine Kunstdenkmäler, oder historische Denkwürdigkeiten, aber der Heimatfreund strebt doch gerne sinnend vor den altersgeschwächten, mit Sprüchen versebenen Balken und blickt zurück auf das Jahrhundert, das über das Gebäude dahingegangen ist.
Auf unserem Bilde blicken wir in die Deele, in der die Hochzeit gefeiert wurde. Wir sehen die gedeckten Tasche, an denen allerdings die Hochzeitsgäste noch nicht Platz genommen hatten, aber eine Hochzeit auf einer Deele dürfte in Herne doch zu den Seltenheiten gehören.
Wir sehen weiterhin die Deelenfront mit den Sprüchen, die im Querbalken verewigt sind: „an 20. Juli 1860, H. Biesewinkel, Em. Laarmann,“ drunter die Inschriften „dreieinig Gott, du kannst das Haus drinn mit Segen offenbaren. Bewahre alle, die in diesem Hause sein, und zieh mit deiner Gnad und Segen selbst herein.“ Es sind also am kommenden Montag 76 Jahre her, dass diese Gebäude errichtet wurden. Wie uns aber nach unseren Erkundigungen berichtet wurde, ist ein Teil der Gebäude doch älter. Sie wurden nicht, wie die Namensunterschriften besagen, von der Familie Biesewinkel, sondern sind von dem Landwirt Dietrich Schaefer [1809-1875] […] aber, als der Vater des jetzigen Landwirtes, Heinrich Biesewinkel, eine Nichte des Besitzers Schäfer heiratete, — die Ehe Schäfer war kinderlos geblieben— in dessen Besitz über.
Aus alten Dokumenten ist zu ersehen, dass das sogenannte Oberhaus, die Wohngebäude, im Jahre 1854 errichtet wurde. In einem alten Schriftstück lasen wir: „was wir an unserm Hausbau an Geschenke bekommen haben an Oberhaus, an Milch und Butter“ (der Wert ist in Thaler aufgeführt) Koop 3, Trösken 2, Atman 3, Drögenkamp 8, Schmiedeshof 1, Kortbus 2, Hanohr 1, Zers 1, Trösken 1, Schumager 1, Grüter 1, Bergelmann 1, Arnds 1, Bomerd 1, Lakman 1. Petermann 1, Lechtape zum Steinfahren 2. Kulman Steine fahren 1, Wietkämper 1. Hülshof 1. Hülsmann 1. Drewermann im Bruch 1, Wienkob 1, Lanferman im Bruch 1, Lochthowe 1, Düppe 1, Senner in Crange 1, Sassenhof an der Heide 1, Tuselman Steinfahren 1, Hawerkamp Steine Fahren 1“.
Von dem Unterhaus lesen wir folgendes: „an dem Unterhaus Drögenkamp 4, Atman 2, Sassenhof 2, Koop 2, Kortebusch 2. Hülsman 1, Knop 1. Baukau 1, Wietkämper 1, Bergelman 1, Schmiedeshof 1, Kulman 1, Knap auf Rot 1, Grüter 1, Trösken 1. Zerres 1, Wienkob 1, Hanohr 1, und Koop im Bruch 1 Thaler.“ Die einfache Aufstellung, die ja ursprünglich nur für den Hausgebrauch bestimmt war, ist uns heute eine interessante Aufstellung von alten Herner Familien und ist so von heimatkundlichem Wert.
Die Gebäude, abgesehen von den Bergschäden, sind heute noch in gutem Zustande. Die Umgebung hat sich allerdings im Laufe der Jahre gewaltig verändert. Dort, wo früher die Pferdekarren über dem Feldweg holperten, fahren heute die Autos in rasendem Tempo die ausgebaute Straße entlang. Der Bau des Rhein Herne=Kanals hat noch das übrige zu den Veränderungen beigetragen. Zuerst mussten 16 Morgen Land an den Kanalfiskus und später 14 Morgen Land an die Hafenbetriebsgesellschaft abgetreten werden, sodass mit den Gebäuden nur noch 12 Morgen Land übrig geblieben sind. Die Bodensenkungen trugen dann dazu bei, dass auch diese 12 Morgen Land mit den Gebäuden im Jahre 1912 freiwillig an die Harpener Bergbau A.=G. von dem jetzigen Landwirt Heinrich Biesewinkel verkauft worden sind.
Die Namen des jetzigen Landwirts Heinrich Biesewinkel und seiner Frau, Emma Laarmann, die auf dem Querbalken über der Deele stehen, sind auf Renovierungsarbeiten in den 90er Jahren zurückzuführen.
1939 brante ein Kornschober des Hofes ab.[9]
Siehe auch
- Hauptseite (← Links)
- Biesewinkel (← Links)
Quellen
- ↑ https://www.online-ofb.de/herne
- ↑ Bauermann 1937, S. 113.
- ↑ "HERNE - von Ackerstraße bis Zur-Nieden-Straße", Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen, bearbeitet von Manfred Hildebrandt, Ralf Frensel, Jeannette Bodeux, Franz Heiserholt, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Herne, Herne 1997
- ↑ Herner Zeitung 18.07.1936.
- ↑ Schulte 1925, S. 89.
- ↑ VuKAH, Gemeinde-Atlas Baukau 1823. Übersichts-Handriß.
- ↑ VuKAH, Güterverzeichnis der Gemarkung Baukau 1884.
- ↑ https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/21297088
- ↑ https://zeitpunkt.nrw