Heinrich Wilhelm Wiesche
Heinrich Wilhelm Wiesche gt. Täpken (geboren 24. September 1837 Holthausen, gestorben 14. Januar 1935[1] Holthausen) war ein bekannter Holthauser Einwohner.
Schon in jungen Jahren trat er für die Dorfgemeinschaft in die Öffentlichkeit. So gründete er 1857 mit einigen Nachbarjungen den Schützenverein Holthausen. Als Soldat in einem Feldatillerie-Regiment nahm er 1864 am Deutsch-Dänischen Krieg[3] teil und war seit dem als "Düppelkämpfer"[4] bekannt.
Am 2. Juli 1867 heiratete er in der letzten sog. „Gebehochzeit" Maria Alwine Schlingermann aus Obercastrop. Diese starb schon bald (1875) und so heiratete er in 2. Ehe Maria Sybilla Camarina Klein aus Düsseldorf-Itter.
Sein Engegement für Holthausen seitze er fort, indem er von 1896 bis 1908 als Holthauser Gemeindevorsteher und Chef der Feuerwehr ehrenamtlich tätig wurde. Nach diesen Amtsjahren blieb er als Schiedsmann[5] für seine Gemeinde tätig.
Dabei blieb er, auch aufgrund seines hohen Alters, überaus beliebt. Der Ortschronist Friedrich Becker schrieb: "Heinrich Wiesche war natürlich auch Mitglied verschiedener militärischer Vereine, auch die Düppelkämpfer hatten ihren eigenen Bund. Als er schließlich alle Düppelkameraden überlebte, wurde sein Name als „letzter Düppelkämpfer" auch im weiten Umkreis bekannt. Seine letzten Geburtstage gestalteten sich zu echten Dorffesten. Dann war der weite Raum von dem alten Wieschenhause gefüllt von Gratulanten und Zuschauern, eine Reihe von Fahnen flatterte im Wind, Musikchöre lösten einander ab und Festredner gratulierten. Er selbst stand mit seinem weißen Bart, gestützt auf seinen Krückstock, in der Dehlentür, umgeben von der Familie seines Sohnes. Er blieb bis zu seinem Tode in guter geistiger und körperlicher Verfassung. Die Holthauser waren fest davon überzeugt, der „alte Wiesche" würde auch der erste Hundertjährige des Dorfes sein. Aber die Hoffnung erfüllt sich nicht, im Alter von 98 Jahren starb er nach kurzer Krankheit."[6]
"Opa Wiesches letzte Fahrt
Nun hat „Opa Wiesche“ seine letzte Fahrt getan. Donnerstagnachmittag führte ihn ein Trauerzug, wie ihn Holthausen noch nie gesehen hat, hinaus zum Gottesacker, wo er ausruht von seinem fast hundertjährigen Leben.
In der schwarz verhängten Scheune seines Erbhofes war die sterbliche Hülle des Toten im schlichten, kreuzgeschmückten Eichensarg aufgebahrt, inmitten von brennenden Kerzen von Lorbeerbäumen, Kränzen und Blumen.
Mitgliedern des Artillerievereins Castrop wurde die Ehre zuteil, den Sarg des ältesten Artilleristen Deutschlands zum Wagen zu tragen. Dumpf hallten vom Holthauser Kirchturm die Schläge der Trauerglocke und mischten sich in die Klänge des Liedes vom guten Kameraden, das die Musik spielte.
Durch das dichte Spalier all derer die gekommen waren, um sich von dem allverehrten ältesten Volksgenossen unserer Gegend zu verabschieden, setzte sich der unabsehbare Trauerzug in Bewegung. An der Spitze marschierte der Ortsverband der militärischen Vereine von Castrop=Rauxel mit Musik und vielen umflorten Fahnen. Es folgten, ebenfalls mit Musik, der Krieger- und Landwehrverein Holthausen, Fahnenabordnungen des NS=Deutschen Frontkämpferverbundes (Stahlhelm), Börniger und Sodinger Militärvereine, Schützenverein Holthausen, Freiwillige Feuerwehr Holthausen und die Kreisbauerschaft.
Unmittelbar vor dem Leichenwagen wurden auf schwarzen Samtkissen die zahlreichen Orden und Ehrenzeichen getragen, die Zeugnis von der Treue des Verstorbenen gegenüber Volk und Vaterland gaben.
Neben dem auf offenem Wagen ruhenden, mit Kränzen überdeckten Sarge schritten die vom Artillerieverein Castrop gestellten Träger. Dem Wagen folgten die trauerden Hinterbliebenen, die Vertreter benachbarter Bauernschaften, sowie viele, viele Volksgenossen aus allen Schichten und Ständen.
Mit diesem stattlichen Geleite durchzog der Tote noch einem die Fluren, die seine starke Bauernfaust so viele Jahrzehnte hindurch beackerte.
Nun ward er selbst als Saat zur ewigen Auferstehung hinab gesenkt in den Schoß der Erde. Mit Rasenmatten und Weidenfäßchen, die der Tote alljährlich mit kindlich froher Liebe als Boten des nahenden Frühlings begrüßt hatte, war die Gruft ausgeschmückt.
Als der Sarg langsam in sie hineingelassen wurde, erklang ein ergreifender Trauerchoral über den Friedhof, Ehrfurchtsvoll senken sich die vielen Banner und Fahnen vor der Majestät des Todes.
Pfarrer Klarholt nahm die kirchlichen Zeremonien vor, und die große Trauergemeinde betete mit ihm für die Seelenruhe des Dahingeschiedenen.
Dann scharfe militärische Kommandos. Die Gewehrgruppe legte an, drei Ehrensalven für den toten Krieger durchschnitten die Stille des Gottesackers und krachten über das offene Grab hin.
Gedämpft erklang noch einmal das Lied vom guten Kammeraden, während sich die Hände zum letzten Gruß erhoben.
Die Fahnen von gegen 40 Vereinen senkten sich zum Abschied je dreimal in das Grab des Mannes der länger als ein gewöhnliches Menschenalter in so hohem Maße Volk und Vaterland die Treue hielt und so eifrig für das Allgemeinwohl wirkte.
Nacheinander traten dann die vielen an das Grab , die Opa Wiesche die letzte Ehre erweisen wollten. Blumen und Erde fielen auf den Sarg und mit ihnen der letzte Gruß von Menschen, die den knorrigen Westfalen, den aufrechten Deutschen, der dort im heimatlichen Boden, den er so sehr geliebt und dem sein ganzes Wirken und Schaffen galt, dem letzten großen Apell entgegen schlummert."[7]
Castrop=Rauxeler Familien= und Höfechronik
10. Familie Wiesche
Herrn Heinrich Wiesche in Holthausen zu seinem 98. Geburtstag
Von Adolf Dorider. Dülmen[8]
Heinrich Wiesche in Holthausen, der am 24. September 1934 seinen 98. Geburtstag begehen konnte, ist der Sproß einer alteingesessenen Bauernfamilie, deren Stammhof in dem Castrop=Rauxeler Stadtteil Westhofen liegt. Heute zwar ist die Bezeichnung Weesthofen ziemlich unbekannt geworden und von dem Namen Schwerin verdrängt. Zu den vier Höfen der ehemaligen Bauerschaft zählte neben Borgmann, Cöllmann, Neuhaus auch der Wieschenhof. Die Familie Wiesche ist auf dem Stammgute jetzt ausgestorben, jedoch der Hof noch erhalten und im Erbgang in den Besitz der Eheleute Wilhelm Holthaus und Elisabeth geb. Schulte-Rellinghaus gekommen.
Der Name Wiesche hängt zusammen mit Wisa (Wiese), d. h. Niederung, und wirklich lag das alte Wohnhaus an niederer Stelle als der heutige, massive Neubau.
Das Schatzbuch der Grafschaft Mark verzeichnet für 1486 einen Derick op den Wytschenhave, 1542 findet sich daselbst ein Wessel Wische, 1605 ein Diderich Wische.
Um 1700 war der Hof im Besitze der Eheleute
I. Hermann Wiesche, gestorben 8. Nov. 1727 und Katharina ?, gestorben 20. Jan. 1724;
Kinder:
1. Anna Katharina, getauft 3. (siehe II.);
2. Anna Gertrud, geb. 1704.
Zu derselben Zeit war in Castrop ein Martin Wiesche, möglicherweise ein Bruder des Hermann Wiesche, verheiratet in erster Ehe mit Katharina Mertens, zum zweitenmal mit Gertrud Watermann.
Auf dem Hofe in Westhofen erfolgte eine Einheirat:
II. Evert Feldmann (Veltmann), heiratete am 21. Mai 1719 die Anna Natharina Wiesche.
Er nahm wie üblich den Namen Wiesche an.
Kinder:
1. Elisabeth, getauft 10. Mai 1720, heiratete einen Johann Heinrich Böckmann;
2. Johann, getauft (s. III.);
3. Johann Eberhard, 1737.
III. Johann Wiesche heiratete am 25. Juli 1753 Anna Elisabeth Wortmann.
Kinder:
1. ein Kind M. starb 3. Juli 1754;
2. Johann Wilhelm Heinrich, geboren 15. Februar 1756 (s. IV.).
IV. Johann Wilhelm Heinrich Wiesche, geb. s.o., gestorben am 11. Oktober 1843, heiratete 12. Juli 1786 Anna Elisabeth Viefhaus, gestorben 30. Dezember 1812.
Kinder:
1. Katharina Elisabeth, geb. 8. Mai 1787; Mai
2. Theodor Heinrich, geb. 28. März 1790, heiratete Elisabeth Benke und blieb Hofbesitzer;
3. Johann Kaspar Heinrich, geb. 26. Februar 1793, gest. 6. Oktober 1796;
4. Johann Hermann Wilhelm, geb. 14. März 1796, gest. 22. April 1865. Er heiratete 29. Januar 1824 in Castrop Katharina Margarete Weischer (heutige Besitzung Wilhelm Baack an der Wittener Straße);
5. Johann Theodor, geb. 14. April 1799 (s. V.)
6. Anna Maria Katharina, geb. 8. März 1803, heiratete Wintermann gen. Reinold in Frohlinde.
Johann Theodor heiratete nach Kleintappe in Holthausen.
V. Johann Theodor Wiesche gen. Kleintappe (Täppken), geb. s.o., gest. 26. März 1840, heiratete Anna Katharina Kleintappe.
Beim Tode des Vaters (1840) lebten zwei Kinder:
eine Tochter Anna Katharina, geb. 3. Mai 1834 und
unser Jubilar Heinrich Wilhelm.
VI. Heinrich Wilhelm Wiesche gen. Täppken, heiratete 2. Juli 1867 Maria Alwine Schlingermann.
Verwandte Artikel
- Bürgerschützenverein Holthausen 1857 e.V. (← Links)
- Zum Brauch der Gebehochzeiten (Wand-Seyer 1989) (← Links)
- 1935 (← Links)
- 14. Januar (← Links)
- Friedrich Becker (← Links)
- Hof Kleintappe (← Links)
Quellen
- Castroper Anzeiger vom 16. Januar 1935: "Der älteste Artillerist Deutschlands ging heim zur Großen Armee"
- ↑ Standesamt Herne, Sterberegister Nr. 1935/36 Online im Landesarchiv NRW. Abt. Ostwestfalen-Lippe
- ↑ Aus der Sammlung von Gerd E. Schug
- ↑ Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-D%C3%A4nischer_Krieg
- ↑ Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%BCppeler_Schanzen
- ↑ Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeindliches_Schiedswesen
- ↑ Stadtarchiv Herne: Nachlass Friedrich Becker: Heinrich Wilhelm Wiesche (1837 -1935) der Düppelkämpfer lebte und starb in Holthausen. Unveröffentl. Manuskript.
- ↑ Castroper Anzeiger vom 19. Januar 1935 online auf Zeitpunkt.nrw
- ↑ Vgl.: Die Heimatseite. In: Castroper Anzeiger vom 22. September 1934. Online auf zeitpunkt.nrw