Haranniplatz 8
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Reformiertes Pfarrhaus / Schulgebäude /Lehrerwohnung / Wohnhaus 1718 - vor 1970.
Das Haus hatte die Hausnummer 368 in Herne, Rosenstraße 3, Alter Markt 8 und Haranniplatz bzw. Krafft-Messing-Platz 8.
Wenn man dem Alten Markt weiter auf die südliche Seite folgte, gelangte man zu einem Gebäude mit auffallendem Walmdach, das mit seiner Längsseite parallel zur Bahnhofstraße verlief. Dieses Gebäude hatte einst als reformiertes Pastorat gedient. Die Lage des reformierten Pastorats an dieser Stelle war einigermaßen erstaunlich, da der Mittelpunkt der reformierten Gemeinde das Schloss Strünkede und dessen Kapelle gewesen war.

Das reformierte Pastoratshaus, das nach Dransfeld ca. 1750, nach Köchling schon um 1718 erbaut worden war und demnach älter als das gegenüberliegende evangelische Pastorat war, hatte eine traurige Berühmtheit dadurch erlangt, dass sich dort der Prediger Ferdinand Linder von Wald bei Solingen, woher auch der reformierte Lehrer Johann Henrich Balt stammte, „1805 den 31ten Oct entleibte sich der hiesige Prediger Ferdinand Linder durch den Strick im Pastorathshause, und wurde in dem dabey befindlichen Gärtchen beerdigt. ...“. Nach einem Schreiben des Freiherrn v. Pallandt an den Superintendenten soll hauptsächlich wirtschaftliche Verzweiflung der Grund zu der Tat gewesen sein, die im Kirchspiel Herne und weit darüber hinaus größtes Aufsehen und tiefe Erschütterung hervorrief. (Der reformierte Pastor hatte nämlich wegen der Kleinheit und Armut der reformierten Gemeinde nur 150—160 Taler jährliches Gehalt, alle sechs Jahre eine Trauung, höchstens zwei Kindstaufen und vier bis fünf Katechumenen im Jahr gehabt.) Der so tragisch Verstorbene wurde also in dem bei dem Pastorat gelegenen Gärtchen beerdigt, also außerhalb des alten Dorffriedhofes, wie bei Selbstmorden üblich. Gleich nach Linders Tod wurde die reformierte Pastoratstelle 1806 mit der in Castrop verbunden. Es wurde beschlossen, das reformierte Pfarrhaus zu einem Schulhaus umzuwandeln. Solange das nicht geschah, sollte es vermietet und mit dem Mietzins instandgesetzt werden. Im Jahre 1823 war es offenbar Schulhaus gewesen, denn als solches wurde es im Urhandriss von 1823 bezeichnet. Schon im Jahre 1826 kam aber ein Schulvereinigungsvertrag zwischen der lutherischen und reformierten Gemeinde zustande, wonach u. a. der reformierte Lehrer das 1806 durch die Zusammenlegung der reformierten Pfarrstelle zu Herne mit der in Castrop freigewordene Pfarrhaus bewohnen sollte. Seitdem war das Haus am Alten Markt Lehrerwohnung gewesen. Die reformierten Lehrer, die dort gewohnt hatten, waren:
- Heinrich Jacob Scheffen
- Florenz Nohl (geb. 1781 in Gelsenkirchen gest. 37. Juli 1848 in Steele) ab 1818
- Constanz Nohl (Sohn von Florenz Nohl, geboren 1814 in Castrop, gestorben am 24. Juli 1880 in Herne)
Später ging das Haus in den Besitz des Anstreicher Meisters Wilhelm Veuhoff (geb. 1857, gestorben 1919) über, dessen Witwe Wilhelmine Lütge-Sudhoff (1859-1942) Eigentümerin war. Dann kaufte es die Stadtgemeinde Herne auf, um es im Zuge der Neubebauung abzureißen und der Wohnbebauung unserer moderner Zeit Platz zu machen.
Siehe auch

