Franciszek Ratajczak

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Franciszek Ratajczak
Franciszek Ratajczak.png
Geboren am: 24. November 1887
Geboren in: Śniaty (Wielichowo)
Gestorben am: 27. Dezember 1918
Gestorben in: Posen
Beruf: Bergmann
Letzte Änderung: 07.10.2025
Geändert von: Andreas Janik


Franciszek Ratajczak (* 24. November 1887 in Śniaty, Kreis Kościan; † 27. Dezember 1918 in Posen) war ein polnischer Bergmann und Unabhängigkeitskämpfer. Er gilt als der erste Gefallene des Großpolnischen Aufstandes von 1918/1919.
Ein Teil seines Lebens spielte sich im heutigen Herne-Wanne ab, wo er als junger Arbeitsmigrant im Bergbau tätig war.

Frühes Leben und Migration nach Westfalen

Ratajczak wurde im Dorf Śniaty, etwa 20 Kilometer östlich von Kościan (Großpolen), geboren. Seine Eltern verließen mit ihren Kindern früh ihre Heimat, um „za chlebem“ – „dem Brot nach“ – in das industrialisierte Westfalen zu ziehen.[1]

Wie viele polnische Familien jener Zeit fanden sie im Ruhrgebiet Arbeit in Zechen und Hüttenbetrieben. In Wanne (heute Herne) nahm der vierzehnjährige Franciszek eine Arbeit unter Tage in einer Steinkohlengrube auf. Diese Migration polnischer Arbeiter („Ruhrpolen“) prägte seit den 1870er Jahren das soziale und kulturelle Leben der Region nachhaltig.

Ratajczak gehörte jener Generation an, die einerseits an der wirtschaftlichen Entwicklung des Ruhrgebiets mitwirkte, andererseits ihre polnische Identität durch Sprache, Vereine und Religion bewahrte.

Engagement im Verein „Sokół“

Ab 1910 engagierte sich Ratajczak in der westfälischen Sektion des polnischen Turnvereins „Sokół“ (Falke). Diese Bewegung, die auch in Städten wie Bochum, Recklinghausen und Herne vertreten war, hatte neben der sportlichen Betätigung eine starke patriotische Ausrichtung.

Ihr Ziel war es, die physische und moralische Stärke der Polen im Ausland zu fördern – als Vorbereitung auf den künftigen Kampf um ein freies und unabhängiges Polen.[2]

Militärdienst und Erster Weltkrieg

Als Untertan des Deutschen Kaiserreichs wurde Ratajczak zum Militärdienst einberufen und während des Ersten Weltkriegs (1914–1918) an die Westfront geschickt. Nach Kriegsende kam er nach Posen (Poznań), wo sich die politische Lage zugunsten der polnischen Unabhängigkeitsbewegung wandelte.

Er schloss sich der 2. Kompanie der Służba Straży i Bezpieczeństwa (Sicherheits- und Ordnungsdienst) an – einer Einheit, die ursprünglich von den deutschen Behörden aufgestellt worden war, um revolutionäre Unruhen zu unterdrücken. Paradoxerweise bestand ein erheblicher Teil der Mannschaften aus Polen, die auf den Moment der Erhebung warteten.[3]

Tod im Großpolnischen Aufstand

Der entscheidende Moment kam mit der Ankunft des Pianisten und Freiheitskämpfers Ignacy Jan Paderewski in Posen am 26. Dezember 1918. Am folgenden Tag, dem 27. Dezember, brachen Kämpfe zwischen Polen und deutschen Truppen aus – der Beginn des Großpolnischen Aufstandes.

Franciszek Ratajczak marschierte mit seiner Einheit in Richtung des Hotels „Bazar“, wo Paderewski abgestiegen war.
Als sie die Kreuzung der heutigen ulica Ratajczaka und ulica 27 Grudnia erreichten, eröffneten deutsche Kräfte das Feuer aus dem damaligen Polizeipräsidium an der ul. 3 Maja. Ratajczak wurde schwer verwundet und starb wenige Stunden später im Krankenhaus.[4]

Er gilt als erster Gefallener des Großpolnischen Aufstandes, der schließlich zur Wiedergeburt des polnischen Staates führte.

Ende Dezember 1918 fand auf dem Górczyński-Friedhof eine feierliche Beerdigung statt.

Erinnerung und Bedeutung

In seinem Geburtsort Śniaty wurde eine nach ihm benannte Straße mit einem Findling und Gedenkstein versehen. In Kościan erinnert ein Denkmal vor dem Schulzentrum an der Wielichowska-Straße 43a an ihn.[5]

In Westfalen, insbesondere in Wanne und Herne, steht sein Lebensweg stellvertretend für Tausende polnischer Arbeitsmigranten, die zwischen Arbeit, sozialem Aufstieg und nationalem Bewusstsein ein neues Leben begannen.

Franciszek Ratajczak symbolisiert die Verbindung zwischen dem Ruhrgebiet als Industrieregion und der polnischen Freiheitsbewegung – zwischen harter Arbeit im Westen und dem Traum von einer freien Heimat im Osten.[6] </references>

Quellen

  • Wielkopolskie Muzeum Wojskowe, Poznań: Ausstellung „Powstanie Wielkopolskie 1918–1919“.
  • Historischer Kontext zur Arbeitsmigration: Leszczyna, P.: *Ruhrpolen im Deutschen Kaiserreich*, Essen 1996.
  • Wikipedia (polnisch), Artikel Franciszek Ratajczak, Zugriff über „Życiorys“ und „Upamiętnienie“ [7]
  • Wielkopolski słownik biograficzny, Antoni Gąsiorowski & Jerzy Topolski (Hrsg.), PWN 1983 [8]
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Quellen

  1. „Franciszek Ratajczak“, Wikipedia, polnisch, Abschnitt „Życiorys“.
  2. „Franciszek Ratajczak“, Wikipedia, polnisch.
  3. ebd.
  4. Wikipedia, „Franciszek Ratajczak“, Abschnitt „Życiorys“.
  5. Wikipedia, „Franciszek Ratajczak“, Abschnitt „Upamiętnienie“.
  6. „Franciszek Ratajczak“, [Wikipedia, polnisch](https://pl.wikipedia.org/wiki/Franciszek_Ratajczak), abgerufen 7. Oktober 2025.
  7. https://pl.wikipedia.org/wiki/Franciszek_Ratajczak
  8. Wikipedia „Franciszek Ratajczak“, Bibliografia.