Eisgang im Jahre 1784 am Rhein (Martinsbuch)
den 10ten Nov. 1783.
Im Eintrag des Martinbuches vom obigen Datum steht zuletzt: "Schließlich wird daselbst noch bemerket, daß der 27. Febr: ein so erschrecklicher und angstvoller Tag gewesen, in dem am benannten Tage, der Aufbruch des Eises auf dem 6 monatl lang gestandenen Rhein gewesen, und Durch den waßer Strohm Viele Städte Dörfer, Menschen und Vieh zu grunde gegangen sind. Besonders hat diese waßers Noth die Stadt Mühlheim am Rhein, Cölln, Duisburg vorzüglich Betroffen, da Viele Schiffe und Millionen an Gütern zu grunde gegangen sind, wovon die hiebei annectierte Beschreibung der Stadt Cölln des mehreren Besaget."
Nachfolgen nun der dort abgedruckte Text:
"Wahre Beschreibung
des
jammervollen Unglückes
so die Stadt Köln den 27ten Hornung beim Aufbruch des
Eißes erlitten hat.
Die durch die Wuth des Eißes und Wasserfluth verursachte Unglücksfälle sind in der Art ihrer Begebenheit, so schaudervoll, und an der Zahl so vielfach, daß man bei gegenwärtigem Entsetzen, daß uns noch bei den Haaren greift, das traurige Bild davon in Kurzem zu schildern und nicht im Stande ist, und es wird nicht zu viel behauptet, wenn man sagt, daß das Jahr, worinm wir leben, in der Geschichte dieser Stadt, besonders in Rücksicht der Kaufmannschaft und Schiffahrt durch diese schreckliche Begebenheit auf der Unglücksseite vor allen andern sich immer auszeichnen wird.
Das im verwichenen Jahre außerordentlich kleine Wasser des Rheins verhinderte, wie bekannt, die Zufuhr der Waaren eine sehr lange Zeit. Bei allmähligem Anwachsen des Wassers trafen schwer beladene Schiffe in ungewöhnlicher Menge ein, die Güter und Waaren häuften sich von Tag zu Tage, so, daß es kaum möglich war die eigene Güter in die Stadt zu bringen, und die von auswärtigen Freunden in erwünschter Geschwindigkeit zur weiterer Fortbringung aus einem Schiffe ins andere zu überladen.
Bei diesen Umständen, wo die mehreste sowohl holländische als oberländische Schiffe in voller Ladung zum Abliegen bestimmt waren, wuchs der Rhein schleunigst, und verursachte, daß gedachte Schiffe am Gestatte liegen bleiben mußten.
Der hierbei einfallende Frost erfüllte nun auch den Rheinfluß mit einer außerordentlichen Eißmenge, und es dauerte nicht lange, so stand der ganze Rheinstrom mauerfeste mit einer Eißdecke überzogen, so, daß große Last= und Frachtwagen ohne Gefahr darüber fuhren.
Diese beklemmten Umstände versetzten hiesige Kaufmannschaft und Schiffer in eine unaussprechliche Verlegenheit, in welcher man auf nichts bedacht war, als auf seine eigene, und
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