Die katholische Schulgemeinde Börnig (Stache 1964)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Die katholische Schulgemeinde Börnig

Die katholische Schulgemeinde Börnig zählte mit zu den ältesten Schulgemeinden und erfasste alle katholischen schulpflichtigen Kinder zwischen Castrop und Herne.

Die Börniger katholische Schule war ursprünglich eine Privatschule, unterhalten von den Eingesessenen des Dorfes, Etwa um das Jahr 1770 begann ein Schneider namens Lück den Kindern des Dorfes in den Wintermonaten das Lesen, Schreiben und Beten beizubringen. Im Sommer ging er noch über Land, um mit Nadel und Zwirn sein Brot zu verdienen. Ein Zimmer in seinem Kotten, der in der Nähe des Herntrey'sehen Hofes lag, diente als Schulstube. Als Lohn gaben die Eltern vom winterlichen Schlachtfest eine ordentliche Wurst oder auch ein Stuck Speck.

Im Jahre 1792 übernahm wegen des vorgeschrittenen Alters sein Schwiegersohn Johannes Buschmann, ein Schreiner aus Steele, mit Zustimmung aller Eingesessenen die Lehrerstelle. Er erhielt außer freier Wohnung ein Gärtchen, eine Kuhweide auf der Börniger Vöde, 18 Körbe Steinkohlen im Jahr und einige Stiegen Roggengarben. Von den rund 80 Kindern bekam er außerdem einen Stuber (4 Pfg.) wöchentlich als Schulgeld und von den Eltern die übliche Schlachtwurst. Das Häuschen, in dem er wohnte und worin auch der Unterricht abgehalten wurde, war jedoch arg baufällig, Seine Kuh musste an Regentagen in der Nachbarschaft untergebracht werden, weil es durchregnete.

Nach dem Erlass der Preußischen Volksschulordnung im Jahre 1794 entschlossen sich auch die Börniger Gemeindeväter, der Schule mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Sie sahen die Notwendigkeit ein, für die Schule und den Lehrer ein neues Haus zu bauen und wollten nach selbst angefertigten Plänen in gemeinsamer Arbeit im Jahre 1813 den Neubau beginnen. Der Bürgermeister von Castrop jedoch untersagte diesen, weil keine behördliche Genehmigung vorlag und außerdem keine ordentlichen Baupläne vorhanden waren. Er beauftragte den als Baufachmann bekannten Prediger Beumer aus Lünen mit der Aufstellung einer Bauzeichnung und eines Kostenanschlages. Vorgesehen war ein neues Haus, welches nach Abbruch der alten Schule an der gleichen Stelle stehen sollte, mit einer großen Schulstube für 80 Kinder, 1 Küche, 2 Stuben, Keller, Tenne und Stallung für den Lehrer.[1]

Der Gemeindevorstand einerseits und die Regierung und der Bausachverständige andererseits konnten sich jedoch wegen der hohen Kosten nicht einigen und so wurde der Neubau immer wieder hinausgeschoben. Lehrer Buschmann bat im Jahre 1817 die Regierung innigst, sie möge den Plänen der Gemeinde zustimmen und auf einen kostspieligen Neubau verzichten, damit er endlich eine menschenwürdige Behausung bekäme. Er musste aber noch einige Jahre warten.

In Verbindung mit dem Schulneubau erhob sich auch die Frage nach der Gründung eines Schulverbandes als Kostenträger der Schule. Die Eltern der anliegenden Gemeinden Sodingen, Giesenberg Börsinghausen und Ostrich schickten zwar ihre schulpflichtigen Kinder nach Börnig zur Schule, eine Verpflichtung dazu bestand aber nicht. Auf den Vorschlag der Börniger Gemeindevertretung, sich zu einem Schulverband zusammenzuschließen, erklärten die Vertreter der Gemeinde Sodingen ihr Einverständnis unter der Voraussetzung, dass die Gemeinden Giesenberg und Börsinghausen eingeschlossen würden. Nur so kämen etwa 80 - 100 Schulkinder zusammen, die nach ihrer Meinung zur Unterhaltung einer Schule und zur Bezahlung eines Lehrers erforderlich wären. Die Gemeinde Giesenberg lehnte jedoch ab mit der Begründung, die Wege nach Castrop seien besser und die wichtigsten Höfe und Häuser lägen näher nach Castrop hin. Nunmehr zog auch Sodingen die Zustimmung zurück.

Nach 7-jährigem Streit vereinigte die Regierung in Arnsberg am 10. 5. 1822 die Gemeinden Börnig, Sodingen, Giesenberg und Börsinghausen zu einem kath. Schulverband. Mit dem Schulneubau sollte sofort begonnen werden.

Im Jahre 1821 erhielt Börnig in der Person des Lehrers Lampmann den ersten ordentlichen Lehrer, der, einer alten Schulchronik zufolge, ebenfalls ein Schwiegersohn des vorhergehenden Lehrers Buschmann gewesen sein soll. Er bezog ein Gehalt von 110 Talern im Jahr und durfte eine 5 Morgen große Weide und einen großen Garten nutzen. Die Schulgemeinde lieferte dazu 18 Fass Steinkohlen. Das Schulgeld betrug für jedes Kind 1 Stüber wöchentlich und wurde auf das Gehalt angerechnet. Weiterhin wurden ihm jährlich 14 Stiegen Roggen und für die Beschulung der größeren Kinder eine Schlachtabgabe zugestanden. Nach einer aus dem Jahre 1824 stammende Abgabelisten hatten zu liefern:

Name: Roggengarben Fleisch (Stk.) Wurst
Bauer Tönnis 20 1 1
Bauer Wefer 20 1 1
Kötter Kluthe 10 1 1
Kötter Schreiber 10 1 1
Bauer Koop 20 1 1
Bauer Hoffmann 20 1 1
Bauer Vortmann 20 1 1
Bauer Wallböhmer 20 1 1
Bauer Tappe 20 1 1
Bauer Scheilts 20 1 1
Kötter Buchte 10 1 1
Bauer Herntrey 20 1 1
Kötter Gulker 10 1 1
Kötter Beckmann 10 1 1
Kötter Steffen 10 1 1
Kötter Vollenberg 10 1 1
Kötter Werth 10 1 1
Kötter Bornemann 10 1 1
Kötter Drogen dick 10 1 1
Kotter Koller 10 1 1
Bauer Tinnemann 20 1 1
Bauer Ducker 20 1 1

Seine Anstellungsurkunde, die erst 1826 ausgehändigt wurde, lautete:

"Der bei der katholischen Schule zu Börnig bisher gestandene provisorische Lehrer Lampmann wird nunmehr in dieser Eigenschaft definitiv angestellt. Es wird von demselben erwartet, dass er dieser Schule mit Treu und Fleiß vorstehen, sich dabei seine Fortbildung eifrigst angelegen sein lassen, durch ein stets sittlich gutes Betragen der Jugend ein erbauliches Vorbild sein und sich unausgesetzt als ein, seinem wichtigen Berufe völlig entsprechender Lehrer auszeichnen werde? daher er dann auch darauf, dass die schulpflichtigen Kinder den Unterricht , den bestehenden Vorschriften gemäß, besuchen, zu wachen, darüber ein Verzeichnis zu führen, den nachlässigen Schulbesuch dem Schulvorstande oder, nach Befinden, der Verwaltungsbehörde, zur Abstellung anzuzeigen, und übrigens bei dem Unterrichte die Vorschriften zu befolgen, die ihm von seinem Vorgesetzten erteilt sind oder nachgegeben werden.

Dagegen soll derselbe die mit dieser Schulstelle verbundenen Einkünfte zu beziehen haben, und solange er seinen Verpflichtungen getreulich nachkömmt, jederzeit bei seinem Amte geschützt werden.
Zu dieser Zeit bestand der Schulvorstand aus den Gemeindevertretern Sehrbruch und Tönnis aus Börnig, Stegmann und Wittenberg aus Giesenberg- Sodingen.
Dagegen soll derselbe die mit dieser Schulstelle verbundenen Einkünfte zu beziehen haben, und solange er seinen Verpflichtungen getreulich nachkömmt, jederzeit bei seinem Amte geschützt werden.
Arnsberg, den 24ten Febr, 1826 Urkundlich unserer Unterschrift und Siegels "

Das alte Schul - und Wohnhaus war in der Zwischenzeit noch baufälliger geworden. Alt und klapprig, bot es einen traurigen Anblick dar. Auf die eigene Tatkraft bauend, entschied man sich schließlich, nach selbst aufgestellten Plänen ein neues Schulhaus zu erstellen, auch wenn dadurch der Unwille der höheren Behörden heraufbeschworen würde. Es war einfach kein Geld vorhanden, um größer und aufwendiger zu bauen. Die Schulstube sollte 60 Kinder aufnehmen können und die daneben liegende Lehrerwohnung auch Stallungen für die Haltung einer Kuh, eines Rindes und eines Schweines enthalten. Für die Ausführung der Bauarbeiten meldeten sich freiwillige Helfer, so dass nur die Materialien zu beschaffen waren. Mit Fleiß ging man 1823 an die Arbeit, Wer nicht mithelfen konnte, hatte Holz zu liefern oder stellte die Gespanne zum Antransport der Materialien, Für den Kalk aus Bochum musste noch Chaussee-Geld gezahlt werden.

In einer Schulgeldhebeliste[2] aus dem Jahre 1826 finden wir folgende Namen:

  • Börnig:
Tönnis Steffen Westerbusch
Sehrbruch Drögendick, Heinr. Giesenberg
Herntrey Schreiber Kranenberg
Westerbusch Hugendick Kipp
Hoffmann Grimme Wittenberg
Wefer Vollenberg Stegemann
Baak Stromberg Arendt
Tinnemann Tappe Cordes
Koop Wallböhmer Nöthe
Vortmann Drögendick, Jürgen Kettlingskemper
Werth Straeter Tollkamp
Bornemann Sodingen Drevermann
Kluth Schulte - Alstede Kipp, Josef
Büchte Schulte - Uhlenbruch Koester
Duiker Haus Giesenberg Heyermann
Beckmann Klein Alstede Hermann, Carl
Koller Reinert
Schmidt Knapp

Etwa um diese Zeit, das Jahr ist nicht mehr genau feststellbar, schlössen sich die katholischen Einwohner der Bauernschaft Horsthausen dem Schulverband an. Auch die wenigen evangelischen Einwohner von Börnig, die zur evangelischen Schulgemeinde Castrop gehörten, schickten ihre Kinder des weiten Weges wegen zur Börniger Schule und trugen zur Unterhaltung der Schule und des Lehrers sowie zu den Neubaukosten mit bei.

Jedoch nicht lange sollten die Börniger Hausväter an ihrer Schule Freude haben. Es rächte sich, dass man aus übertriebener Sparsamkeit keinen Baumeister hinzugezogen hatte und fast alle handwerklichen Arbeiten von nichtkundigen Dorfbewohnern ausführen ließ. Schon im Jahre 1828 musste das Dach neu gedeckt werden. Ein Jahr später stellte sich heraus, dass die Giebelverkleidungen schlecht verarbeitet waren und die Lehmwände an vielen Stellen Regen durchließen, Sie stürzten zum Teil ein und mussten erneuert werden, sehr zum Verdruss der Erbauer, Als dazu noch der landrätliche Baukontrolleur in einem Bericht feststellte, dass der Schulbau total verpfuscht sei, war der Stolz der Börniger restlos gebrochen. Die Reparaturarbeiten, jetzt von Handwerkern ausgeführt, kosteten viel Geld und bildeten immer wieder neuen Anlass zu heftigen Auseinandersetzungen im Gemeinderat.

Lehrer Lampmann war für die Schuljugend ein guter Lehrer, der sich durch sein aufrichtiges Bemühen um das Wohlergehen der Schule auch die Achtung der Eltern erwarb. Seine Familie bestand aus 10 Personen. Trotz seines kärglichen Gehaltes ließ er seine beiden Söhne studieren und kaufte später mit Hilfe der Gemeinde ein kleines Häuschen an der heutigen Vellwigstraße, weil die Wohnung im Schulhaus längst zu klein geworden war. Im Jahre 1832 stellte sich heraus, dass die Bauernschaft Pöppinghausen rechtlich noch keiner Schulgemeinde angeschlossen war. Die Eltern schickten ihre Kinder je nach Wohnlage zu der evangelischer Schulen nach Castrop oder Herne oder zu den katholischen Schulen nach Recklinghausen oder Börnig. Der Schulweg nach Castrop oder Herne betrug 1 Stunde, der nach Recklinghausen 1 1/2 Stunde und nach Börnig etwa 3/4 Stunde.

Der damalige Schulinspektor und Pfarrer Volkhart machte den Vorschlag, die katholischen Kinder einheitlich nach Börnig einzuschulen, weil der Weg dorthin kürzer sei. Der Börniger Schulvorstand war mit diesem Vorschlag sehr einverstanden, Die Schulklasse konnte dadurch eine wesentliche Mehreinnahme erzielen. Dass der für 60 Kinder erbaute, aber schon mit 66 Kindern belegte Schulraum weitere 27 Kinder aufnehmen musste, taten die Börniger Schulväter mit dem Einwand ab, die noch nicht schreibfähigen Kinder benötigen weniger Platz als üblich, Darüber hinaus würden doch nicht alle schulpflichtigen Kinder zum Unterricht erscheinen".

[...]zu Recklinghausen gehörend, angeschlossen werden, weil dort 2 Lehrer amtierten. Aber auch dort herrschte Platzmangel in der Schule. Es blieb nur der Anschluss an Börnig übrig. Die einsetzenden Verhandlungen zwischen Pöppinghausen und Börnig brachten mancherlei Schwierigkeiten mit sich, weil der Schulvorstand die nachträgliche finanzielle Beteiligung der Pöppinghauser Einwohner an den vor einigen Jahren entstandenen Schulbaukosten verlangte, Pöppinghausen lehnte ab. Man machte es den Börnigern deutlich, dass gar kein Interesse vorhanden war, mit Börnig vereinigt zu werden. Hatte doch schon der für Börnig zuständige Pfarrer aus Castrop es abgelehnt, die Pöppinghauser Kinder wegen ihrer Zugehörigkeit zum Pfarrbezirk Recklinghausen zu unterrichten. Wenn also die Kinder wegen des kirchlichen Unterrichtes nach Recklinghausen müssten, könnten sie auch dort zur Schule gehen. Die Regierung in Arnsberg suchte zu vermitteln, indem sie den Schulvorstand in Börnig auf die Ungerechtfertigkeit der Forderung hinwies, doch vergebens. Am 11.9.1834 ordnete nunmehr die Regierung die Angliederung Pöppinghausens an Börnig an ohne rückwirkende Zahlung von Beiträgen zu den Schulbaukosten.

Die Frage der Unterbringung der Kinder wurde nicht gelöst. Die Zahl stieg auf über 80, und als einige Jahre später auch die Hiltroper Landwehr dem Schulverband Börnig angeschlossen wurde, waren es schon mehr als 100 Kinder. Als selbst bei einer Zahl von 125 Kindern nichts geschah, brach der erste Streit im Schulverband aus. Die Pöppinghauser katholischen Einwohner verlangten 1855 die Abtrennung von Börnig und Zuweisung zur neuerbauten Schule im Recklinghauser Bruch. Sie weigerten sich, ihre Kinder in die überfüllte Schule zu schicken. Auch die Schulwege seien weit und im Winter oder bei Regenwetter nicht zu begehen. Oft kam es vor, dass Beerdigungen auf halbem Wege umkehren und den Leichenkarren auf der Deele eines Bauern oder Kötters unterstellen mussten.

Der Börniger Schulvorstand lehnte die Abtrennung ab mit der Begründung, der Lehrer sei auf das Schulgeld dieser Kinder angewiesen. Sollte die Abtrennung dennoch höheren Ortes verfügt werden, müsste der Lehrer eine angemessene Entschädigung erhalten. Die Regierung in Arnsberg lehnte den Antrag der Pöppinghauser Einwohner ab, machte aber dem Schulvorstand zur Pflicht, für eine Erweiterung des Schulgebäudes zu sorgen. Daraufhin wurde ein Bautechniker beauftragt, Pläne für den Aufbau eines zweiten Stockwerkes herzustellen. Zu den Sorgen um die Schulhauserweiterung kamen jedoch weitere. Die Einkünfte des Lehrers Lampmann standen in keinem Einklang mehr zu den verteuerten Lebenshaltungskosten, Hatte er doch seit seiner Anstellung trotz steigender Preise für den notwendigen Lebensunterhalt keine Zulage erhalten. Der Schulvorstand bewilligte ihm auf seine Eingabe eine Zulage in Höhe von 30 Talern im Jahr, Eine weitere Mehrausgabe entstand durch die von der Regierung vorgeschriebene Beschäftigung einer "Industrie-Lehrerin, welche den Mädchen Unterricht in weiblichen Fertigkeiten , wie Stricken, Häkeln, Wäscheflicken und Hausarbeiten erteilen sollte. Die in Börnig wohnende Ehefrau des J, H. Muer, die bisher schon Privatunterricht erteilte, wurde 1858 eingestellt und gab an 2 Tagen in der Woche jeweils 2 Stunden Unterricht.

Als bis 1859 immer noch keine Besserung der Raumverhältnisse zu sehen war, regten sich die Pöppinghauser von neuem, Sie forderten abermals die Abtrennung. Der Schulvorstand blieb auch dieses Mal hart und erklärte, dass er nicht auf den Beitrag der Pöppinghauser Einwohner zu den Schulunterhaltungskosten verzichten könne. Auch betrüge der Weg von Pöppinghausen nach Börnig nur 35 Minuten, während die Schule im Recklinghäuser Bruch, sofern die über Strünkede oder über Henrichenburg führenden öffentlichen Wege benutzt werden, 1 1/2 Stunden entfernt sei. Würden die über die Emscher fuhrenden Privatwege und Privatbrücken gegen Zahlung eines Brückengeldes benutzt, betrüge der Schulweg 45 Minuten, Der beabsichtigte Neubau eines weiteren Klassenraumes sei in Frage gestellt, wenn die Gemeinde Pöppinghausen ausfalle, da die Familienväter von Börnig nur kleine Grundbesitzer und Tagelöhner seien.

Obwohl in einer im November 1860 stattgefundenen öffentlichen Befragung sich 17 Einwohner aus Pöppinghausen für eine Abtrennung und nur 3 für einen Verbleib aussprachen, stellte sich die Regierung in Arnsberg abermals auf die Seite des Schulvorstandes und lehnte die Abtrennung erneut ab, weil es, wie es hieß, der Gemeinde Pöppinghausen hinsichtlich der Steuerkraft nicht möglich sei, eine Schule zu unterhalten. Zur Schulgemeinde gehörten um diese Zeit die politischen Gemeinden Börnig, Giesenberg-Sodingen, Hiltroper Landwehr, Horsthausen und Pöppinghausen mit 123 katholischen Familien und 105 schulpflichtigen Kindern.

Eine Liste katholischer Eltern von der Hiltroper Landwehr aus dem Jahre 1861 enthält folgende Namen;

  • Wetterkamp gen. Stromberg
  • Methler
  • Josef Hermann
  • Schaefer gt. Hugendick
  • Wilh. Hubbert
  • Hoffmann
  • Wilh, Drevermann
  • Diedrich Lindemann Rumpsmöller
  • Brennenbrauker Börnke

Die katholischen Einwohner von Herne strebten seit 1860 die Anerkennung ihrer im Jahre 1859 errichteten Privat-Elementarschule als öffentliche Schule an. Die wenigen Katholiken waren nicht in der Lage, die Unterhaltungskosten allein aufzubringen. Das Amt Herne unterstützte diese Bestrebungen und forderte vom Schulverband Börnig im Interesse der katholischen Schule von Herne die Entlassung der Gemeinde Horsthausen und der Hiltroper Landwehr aus dem Schulverbande. Dieser lehnte die geforderte Abtrennung mit der Begründung ab, dass Horsthausen, die Hiltroper Land wehr wie auch Börnig zur katholischen Kirchen Gemeinde Castrop gehörten und aus alter Gewohnheit Kirchen - und Schulgemeinde die gleichen Grenzen hätten. Man wolle jedoch Nachsicht üben, wenn Kinder aus der Schulgemeinde Börnig es vorzögen, nach Herne zur Schule zu gehen. Die Eltern müssten jedoch ihren Schullastenbeitrag nach Börnig entrichten.

Trotz aller Widerstände verlor die Börniger Schule in den Jahren 1859 bis 1861 rund 50 Kinder, die entweder die Schule im Recklinghäuser Bruch besuchten oder nach Herne gingen.

Der mehrfach erwähnte Streit wegen der Abtrennung von Pöppinghausen flammte 1862 erneut auf. Man wies in der neuen Vorlage wieder auf die unerträglichen Schulverhältnisse und auf die von der Gemeinde Börnig vernachlässigten Wege hin. Obwohl auch diesmal der Schulvorstand und die Gemeindevertretung energisch protestierten, verfügte die Regierung in Arnsberg zur Wiederherstellung des Schulfriedens die Abtrennung Pöppinghausens mit Wirkung vom 1. Januar 1865. Diese Entscheidung war praktisch nur noch eine formale Angelegenheit, denn fast alle Pöppinghauser Kinder katholischer Konfession gingen schon, wie bereits erwähnt, zur Recklinghäuser Schule.

Das Börniger Schulhaus, 1823 erbaut, hatte sich bis dahin noch nicht verändert. Die so dringend notwendige Erweiterung scheiterte immer wieder an der schwachen Finanzkraft der Schulkasse. Infolge des Schülerabganges war zwar eine Erleichterung eingetreten, aber immer noch mussten 85 Kinder in einem Raum unterrichtet werden. An die geplante Aufstockung zur Einrichtung eines zweiten Klassenraumes konnte wegen der geringeren Einnahme jetzt erst recht nicht gedacht werden. Immerhin stellte der 1862 fertiggestellte Neubau eines Abortes eine für damalige Verhältnisse nicht unwesentliche Verbesserung der Schulanlage dar. Auch der "Industrie-Unterricht" der Mädchen, der zum Erliegen gekommen war, konnte durch die Einstellung von Lisette Schmudde wieder erteilt werden, Lehrer Lampmann aber, der seit 1821 ununterbrochen als vorbildlicher Erzieher seinen Pflichten mit Fleiß und Eifer nachgekommen war und zuletzt nur noch unter Aufbietung seiner ganzer Kraft die Schule mit rund 120 Kindern leiten konnte, sollte die so lang ersehnte Einrichtung einer zweiten Klasse nicht mehr erleben. Er starb im Mai 1868. nachdem er ein ganzes Menschenalter Freud und Leid mit den Börniger Einwohnern geteilt hatte.

Schon während seiner kurzen Krankheit vertrat ihn der Schulamtsbewerber Wilh. Platte. Als dieser aber nach 6 Monaten nicht zur Anstellung gewählt wurde, verschwand er. Auch der nachfolgende Lehrer Plass blieb nicht lange. Der Unterricht musste eine Zeit lang ausfallen, bis man den neuen Lehrer Grimme fand, der aber schon im Februar 1874 verstarb. Abermals war die Börniger Schulstelle verwaist.

Es schien so, als ob mit dem Tode des Lehrers Lampmann auch die Beständigkeit im Schulleben dahingegangen war. Vorübergehend unterrichteten wechselweise die beiden Lehrer Lutter und Steinbach aus Castrop an einem Tage in der Woche in Börnig bis gegen Ende des Jahres Lehrer Linkamp eintraf, der aber schon im März 1876 seine Stelle wieder verließ. Jetzt holte man sich den Lehrer Platte zurück und stellte ihn endgültig an in der Hoffnung, ihn recht lange zu behalten.

Inzwischen hatten sich die Grenzen der Schulgemeinde abermals verändert. Die Regierung in Arnsberg verfügte im Jahre 1871 die Gründung einer katholischen Schulgemeinde für die Ortschaften Holthausen, Büninghausen und Hiltroper Landwehr, Zu Börnig gehörten jetzt nur noch die politischen Gemeinden Börnig, Sodingen-Gießenberg und Horsthausen.

Die fortwährend schlechte Finanzlage der Schulkasse ging dem Ende entgegen. Auf Grund gesetzlicher Ermächtigung konnten die mit einer Abgabe belasteten Höfe und Güter ihre Grundschuld durch Zahlung des 30 - 40fachen Betrages der Jahresabgabe ablösen. Viele Hofe machten davon Gebrauch, so auch Conrad Freiherr von Romberg, Besitzer des Gutes Bladenhorst, für den ihm gehörenden Sonntagshof in Börnig und Landwirt Wilh. Holtermann für seinen ererbten Wefer's Hof". Außerdem fiel im Jahre 1875 die Umlage des Schulkassen-fehlbeträges auf die Familienväter fort. Die Gemeindevertretungen hatten sich entschlossen, das Defizit durch einen Zuschuss aus den Gemeindekassen abzudecken. Ebenso erhielt die evangelische Schulkasse Castrop ihren Anteil entsprechend der Zahl der in Börnig oder Sodingen wohnenden evangelischen Familien.

Von der verbesserten Kassenlage bekam auch der Lehrer ein wenig zu spüren. Ebenso hatte er fortan nicht mehr für die Kosten der Schreibtinte aufzukommen. Der Schulvorstand legte fest, dass jeder Schreibschüler hierfür 1 Silbergroschen mitzubringen hatte. Für die Reinigung und Beheizung des Schulraumes erhielt er jährlich 30 Taler.

Das Schulgebäude wurde umgebaut und gründlich repariert. Da der Kassenbestand auch für eine weitergehende Verbesserung der Schulverhältnisse ausreichte, beschloss der Schulvorstand, ein zweite: Schulgebäude mit 2 Klassenzimmern zu errichten und einen 2. Lehrer anzustellen. Die zweite Lehrerstelle wurde von Arnsberg auch sofort genehmigt, nicht aber die Errichtung einer zweiten katholischen Schule. Auf Vorschlag des Amtmannes von Castrop, zu dessen Bereich Börnig damals gehörte, regte die Regierung an, an Stelle einer katholischen Schule eine solche für Kinder beider Konfessionen zu bauen, weil der Schulweg der evangelischen Kinder nach Castrop zu weit sei. Mehrere Verhandlungen in dieser Richtung scheiterten an dem Widerstand des Schulvorstandes. Die Regierung zog ihren Vorschlag daraufhin zurück. Über die Platzwahl kam es zu ernsten Unstimmigkeiten innerhalb des Schulvorstandes. Die Sodinger Vertreter forderten die zweite Schule für Sodingen und konnten auch ein geeignetes Grundstück nachweisen. Die Börniger Mitglieder aber bestanden darauf, die neue Schule auf Börniger Gebiet zu bauen. Die Regierung in Arnsberg wurde eingeschaltet.

Noch bevor die Entscheidung eintraf, entstand im Oktober 1876 auf Anordnung des Schulvorstandes eine zweite Klasse mit 45 Schülern aus Sodingen und 35 Schülern aus den Börniger Büschen (zur Gemeinde Börnig gehörend). Sie wurde untergebracht im Gasthaussaal des Wirtes Wiesmann in Sodingen. Die Gesamtzahl der Kinder war inzwischen auf rund 190 angestiegen und eine Teilung daher unausbleiblich. Als zweiter Lehrer kam Johannes Zapfe nach Börnig.

Die Schulgemeinde bestand zu dieser Zeit aus:[3]

  • Börnig mit 513 Seelen, 93 Hausvätern, 113 Schülern, 46 Häusern
  • Giesenberg mit 315 Seelen, 93 Hausvätern,55 Schülern, 30 Häusern
  • Hiltrop mit 24 Seelen, 12 Hausvätern, 16 Schülern, 10 Häusern
  • Horsth mit 25 Seelen, 13 Hausvätern, 16 Schülern, 11 Häusern

Da traf die Entscheidung der Regierung ein. Sie erkannte die Gründe der Börniger Schulvertreter an. Das war der Funke im Pulverfass, Nach einer stürmischen Sitzung erklärten die Sodinger Mitglieder den Austritt aus dem Börniger Schulvorstand und verließen spontan das Sitzungszimmer.

Der Beschluss zur Trennung und zur Bildung eines eigenen Kommunalschulverbandes Sodingen fand mit Wirkung vom 1. 4, 1877 die Zustimmung der Regierung, Die zweite Börniger Klasse im Wiesmann sehen Saal wurde nach Sodingen übernommen und Lehrer Zapfe als erster Lehrer des neuen Kommunalschulverbandes angestellt. Die Börniger Schüler aber müssten zurück nach Börnig.

Die Wunsche der Bewohner der Börniger Busche auf Angliederung an Sodingen, unterstützt vom Schulvorstand in Börnig, fanden in Sodingen kein Ohr, Gegen eine gastweise Aufnahme bei Zahlung eines Gastschulgeldes an die Sodinger Schulkasse hatte man jedoch nichts einzuwenden, 36 Kinder blieben daraufhin gastweise in Sodingen.

Die Schulgemeinde Börnig bestand nunmehr nur noch aus den politischen Gemeinden Börnig und Horsthausen sowie einem Teil der Hiltroper Landwehr. Sie besaß wieder eine Klasse mit 126 Kindern im alten Schulhause. Ein Jahr später erfolgte die Einrichtung einer zweiten Klasse, Die Kinder aus den Börniger Büschen kamen zurück. Im Tanzsaal des Wirtes Schulte-Ladbeck in Börnig fand sie Unterkunft. Im Sommer 1878 wurde Lehrer Heinrich Winkelmann als 2. Lehrer zugewiesen.

Wegen des geplanten Neubaues war der Börniger Schulvorstand unter sich wieder einmal nicht einig. Es standen zwei Grundstücke zur Auswahl. Abermals musste die Regierung eingreifen, die sich nach einer Besichtigung für das Gelände in der Nähe der alten Schule entschied, Jetzt ging es mit Hochdruck an die Bauausführung, Im Oktober 1878 fand der erste Spatenstich statt und am 1. 10. 1879 zog die ganze Schule in das neue Gebäude (die spätere Josefschule an der Kirchstraße) um. Es besaß im Erdgeschoß zwei Klassenräume und im Obergeschoß zwei Lehrerwohnungen, Die alte Schule mietete der Anstreicher Carl Plenger aus Holthausen und kaufte sie im Jahre 1881.

Die Schulgemeinde Börnig verfügte wieder über ein neues Schulhaus, diesmal allerdings mit zwei Klassenräumen. Die Unterstufe übernahm Lehrer Winkelmann, die Oberstufe Lehrer Platte, der jedoch im April 1881 eine andere Stelle annahm. Dem neuen Lehrer Theodor Stamm zahlte der Schulvorstand den Umzug nach Börnig unter der Bedingung, dass er mindestens 5 Jahre dabliebe. Der Unterrichtserfolg war in den letzten Jahren infolge des ständigen Lehrerwechsels mehr als mangelhaft zu bezeichnen. Leider aber nutzte auch dieses leichte Druckmittel nicht. Am 3. 4. 1883 verschwand Lehrer Stamm bei Nacht und Nebel, um eine andere Schulstelle anzutreten. Zu allem Unglück wurde auch Lehrer Winkelmann nach Wiemelhausen versetzt, so daß die Schule wieder einmal ohne jeglichen Lehrer dastand. Zur Aufrechterhaltung des Schulbetriebes ordnete die Regierung den 20-jährigen Lehrer Bornemann und die 18-jährige Lehrerin Maria Lübbenmeyer nach Börnig ab. [4]


Überarbeitet: G. Biedermann

Siehe auch

Quellen

  1. Stadtarchiv Herne, Akten So III 168-173. 187-189 So VTT 9.11
  2. Stadtarchiv Bochum Ord, Nr, 1601
  3. Stadtarchiv Herne, Akte So VII / 190
  4. Stache 1964 Die Entwicklungsgeschichte der Herner Volkschulen. S. 146-166