Die Fleithe - ein Stück Herner Gewässergeschichte

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Am nordwestlichen Rand unseres Stadtgebietes, leicht unterhalb des Waldfriedhofs und nördlich von der Emscher verlief ehemals ein Gewässer – die Fleithe.

Um 1715. Deutlich sieht man, dass Crange (Kringel) aus dem Emscherlauf südlich herausfallend.
Ausschnitt aus der Karte der alten Bürgermeisterei Herne mit eingezeichneter Fleithe, 1823

Der Name Fleithe oder auch Fleuthe kommt wie das bekannte Hamburger Fleet vom mittelniederdeutschen vlêt bzw. vlît und bedeutet Fließ, also etwas fließendes. Fließend aber war die Fleithe erst mal nicht wirklich. Aber was war sie eigentlich dann und wo ist sie heute hin? Die Fleithe „entsprang“ der Emscher ungefähr dort, wo sich heute das Kohlelager des Heizkraftwerks Herne auf der Emscherinsel befindet. Dort lag früher der Baukauer Hof Koops. Von dort windete sie sich Richtung Westen und nahm die Gewässer des Emscherbruches und des Resser Baches auf. Kurz danach machte sie einen großen Bogen vor der Wasserscheide zum Holzbach um vom Norden beim Haus Grimberg wieder in die Emscher zu münden. Als bekanntestes Stück der Fleithe-Geschichte steht noch die Brücke des Gahlenschen Kohlenweges im Grünen zwischen Riemker Heide und Resser Mark. Die Emscher selber, lief von Kobs Hof nach einem südlichen hartem und dann westlichen leichten Knick ebenfalls mäanderförmig – also kringelnd - um Crange herum um dann verhältnismäßig gerade weiter zu fließen.

Das Haus Grimberg in einer Postkartenansicht

Schon aus diesen Erklärungen zeichnet sich ab, dass die Fleithe ein Alt-Arm von der Emscher war[Anm. 1]. Dazu kommt, dass die Emscher von Henrichenburg bis nach Bottrop Landesgrenze zwischen dem Vest Recklinghausen und der Grafschaft Mark war. Nur hier – in Crange – ist es die Fleithe! Der Emscherbruch ist hier besonders flach und wasserreich gewesen und die Emscher floss mal hierhin mal dorthin. Als die Herren von Eickel anfingen sich dieses Landstriches zu bemächtigen um hier ihr festes Haus Crange zu errichten, mussten umfangreiche Abdeichungen und Erdarbeiten vorgenommen werden um das Haus zu bewehren und durch eine Mühle wirtschaftlich nutzbar zu halten. Spannend ist dabei, dass Diedrich von Eickel Amtmann des Vestes Recklinghausen und des Amtes Bochum war, also alles ohne Einwände der Nachbarschaft machen konnte! Dazu „hat er zur Befestigung Cranges die Emscher oberhalb Cranges abgedeicht und unterhalb, zum Grimberg hin, den kleinen Besopp-Bach, der bisher nur ein geringer Beckenstrang war, hinzugelegtet.“

So entstand der Emscherfluss wie er in den alten Karten gut zu sehen war. Im Norden die Fleithe[1], darunter die sogenannte Umflut und im Süden die Bögen der Emscher.[2][3] Heute ist das alles kalter Kaffee. Denn heute fließt die Emscher ungefähr wieder dort, wo früher die Fleithe lag. Die Stadtgrenze zeigt noch ihren alten Weg. Der Rhein-Herne-Kanal hat die Emscher und die Umflut zu eigen bekommen und auf dem südlichen Emscherlauf feiern wir heute die traditionelle Laurentius Kirchmess – unser aller Cranger Kirmes.

Ein Text von Andreas Janik, erstmals veröffentlicht am 9. April 2016 im Herner Wochenblatt.

Vgl.: Abbildung des Fleithe-Verlaufs aus dem Jahre 1833 Direktlink zur Karte

Anmerkungen

  1. Ein Nachweis zu der Alt-Arm Theorie fehlt allerdings ebenso, wie für die These, dass die Fleuthe ein eigenes Gewässer war.

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Quellen

Herner Wochenblatt, 09. April 2016

Kartenausschnitt und Postkarte: Stadtarchiv Herne