Der Herner Karl May Willy Spaude (Huneck)
Der Herner Karl May
Friedhelm Wessel arbeitet an einem Buch, in dem auch Willy Spaude eine Rolle spielen soll. Der hatte viele Namen: So hieß er unter anderem Will Spandey oder Paul de la Croix
In den Fünfziger- und Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts hat er nach Recherchen Friedhelm Wessels für vier Verlage rund 150 Bücher geschrieben und sich dabei unterschiedlicher Pseudonyme bedient. Man nannte ihn den "Herner Karl May".
Willy Spaude, wie er im richtigen Leben hieß, schickte als Will Spandey, Chester Morell, Paul de la Croix oder Wilhelm Siegfried Camm stets den einsamen Helden in den Kampf auf der Seite der Gerechtigkeit. "Wobei der sich den Weg mit dem Colt freizuschießen pflegte", wie Friedhelm Wessel herausgefunden hat. Auch das eine oder andere Seeabenteuer in der Karibik floss, in diesem Falle, aus der Feder des Paul de la Croix. Alles war frei erfunden - ein Metier, das der Herner Karl May offenbar so trefflich beherrschte wie der aus Radebeul.
Wessel, der nie in seinem Leben den wahren Karl May gelesen, sich "spaßeshalber" aber kürzlich einen Band aus dem Radebeuler Karl-May-Museum mitgebracht hat, ist es per Internet gelungen, an einige der alten Spaude-Schinken heranzukommen. Darüber hinaus soll Willy Spaude auch so genannte Groschenromane verfasst haben. Friedhelm Wessel schließt nicht aus, dass auch in einer Serie derartiger Hefte namens "Billy Jenkins" der eine oder andere Spaude steckte.
Friedhelm Wessel selbst hat den Herner Karl May nur flüchtig gekannt. "Manchmal huschte er durch meine damalige Stammkneipe an der Mont-Cenis-Straße", erinnert sich der 63-jährige Journalist, der lange Jahre als Redakteur bei den "Ruhr Nachrichten" in Bottrop gearbeitet hat, in Baukau seinen (Vor-)Ruhestand genießt - und seinerseits ständig an Büchern arbeitet. Die Spur des 1919 geborenen Willy Spaude aber verlor sich allmählich vollkommen. Wessel weiß über ihn jedoch zumindest, dass er einst zu den Gründern der Marinekameradschaft Herne gehört und zuletzt "in Versicherungen gemacht" hat. Nachkommen gibt es nach Einschätzung Wessels nicht mehr.
Auch das WAZ-Archiv gibt nichts über den inzwischen verstorbenen Willy Spaude her, obschon er parallel zu seiner schriftstellerischen Tätigkeit als Gerichtsberichterstatter für die Zeitung gearbeitet hat. Nach sechs vormittäglichen Verhandlungen vor dem Herner Kadi setzte sich Spaude ohne Umschweife an die Schreibmaschine, um zwei Stunden mit einem Packen Manuskripte in der Tür der Redaktion zu erscheinen. Nicht selten berichtete er über Vergehen, bei denen Alkohol eine Rolle gespielt hatte. Bei Willy Spaude fuhr in solchen Fällen kein Verkehrssünder in Schlangenlinien durch die Stadt, sondern bediente sich einer "ondulierten Fahrweise".
"Der Held schoss sich den Weg des Gerechten mit dem Colt frei" [1]
Von George Huneck
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