Bunte Schülermützen

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Bunte Schülermützen

Manche Kinder meinen ja tatsächlich, dass die Welt in früheren Zeiten nur in Schwarz-Weiß war. Irgendwann muss da mal einer alles eingefärbt haben. Dass dieses ein schöner lustiger Kindergedanke ist, zeigt uns doch, dass Gedanken weit fliegen können.

Wie Jürgen von Manger als Adolf Tegtmeier so schön in seiner Sendereihe "Tegtmeier klärt auf!" besang: „Wat man nich selber weiß, dat muss man sich erklären“![1]

Rangabzeichen für Schüler

Fangen wir am Ende an: Die Hitler-Jugend wollte die alleinige Jugendgruppierung sein, die mit einer Art Uniform auftrat. Sie erzwang für ganz Deutschland 1935 die Abschaffung der traditionellen bunten Schülermützen.

Schüler im Jahre 1906 mit typischer Schülermütze (Ludolf Schmidt)

Diese Mützen prägten das Straßenbild rund um die Schulen. Da es allgemein üblich war, im Freien eine Kopfbedeckung zu tragen, war das bunte Farbgewimmel eine schöne Sache. Manchmal auch zum Nachteil. Der Schwelmer Bürger Werner Albring schrieb in einem Artikel:
„Das Leben der Schule, die Schule des Lebens: „Beim Osterspaziergang der Schwelmer wurde im buntem Farbgewimmel aller Schülermützen sogleich offenkundig, wer keine neu strahlende, sondern nur eine alte abgetragene Mütze auf dem Kopf trug, der war sogleich als ein nicht in die folgende Klasse Versetzter erkannt und bedauert worden„.[2] Das galt wohl dann auch für Herne!

Farbenlehre

Beim Gymnasium trugen die 3 Unterklassen zuerst braune Mützen, später die Sexta dunkelblaue, die Quinta hellgelbe und die Quarta rosarote Mützen, die Tertien blaue Mützen (die Untertertia mit silberner, die Obertertia mit goldener Litze), die Sekunden grüne Mützen (die Untersekunda mit silberner, die Obersekunda mit goldener Litze, dazu die schwarz-weiße „Einjährigen"-Kordel[3]).

Beide Primen waren durch weiße Mützen gekennzeichnet, die Unterprima trug dazu silberne, die Oberprima goldene Litzen.

Bei der Oberrealschule wechselte (mit Ausnahme der Primen) die Farbe jedes Jahr.

Die Sexta trug grüne, die Quinta blaue, die Quarta braune, die Untertertia hellblaue, die Obertertia rote Tuchmützen mit silberner Litze.

Die Untersekunda durfte zwischen orange-und lilafarbenen Mützen sowie zwischen Tuch und Samt wählen und trug außerdem eine blau-weiße Kordel.

In den Oberklassen deutete eine schwarz-weiße Kordel den Erwerb des „Einjährigen" an, die Mützenfarbe war in Obersekunda rot mit goldener Litze, in Unterprima weiß mit silberner, in Oberprima weiß mit goldener Litze.[4]

Zum Schluss zitiere ich Hans Fallada. In seiner Geschichte Pechvogel aus seinem Buch: „Damals bei uns daheim - erlebtes, erfahrenes und erfundenes. Rowohlt 1943. kommt es auf Seite 319 zu folgendem Wortwechsel:

[…]. »Wissen Sie eigentlich, Albine, was für eine Schülermütze die Carolaner tragen?« »Aber ja doch, junger Herr! Weinrot mit silbernen Streifen. Das ist die schickste Mütze von Leipzig!« Ich habe es natürlich längst gewußt, aber es ist immer gut, ein bevorstehendes Glück auch aus anderm Munde bestätigt zu hören. In Berlin hat es keine bunten Schülermützen gegeben. Minna sagt empört: »Was das nun wieder für ein Quatsch ist: bunte Schülermützen! Bloß damit sich alle Schulen gut voneinander kennen und sich schön verkloppen können!« »Sekundaner kloppen sich nicht mehr, Minna!« sage ich hoheitsvoll […].[5]



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Anmerkungen

  1. https://www.youtube.com
  2. http://www.albring.info/dokumente/albring_schule2005.pdf
  3. "Schülern, die die Klasse 10 eines Gymnasiums oder einer kaufmännischen Realschule mit Erfolg abgeschlossen und somit die mittlere Reife erlangt hatten, wurde damit die Möglichkeit eröffnet, ihre Militärdienstzeit zu verkürzen. Die gängige Bezeichnung für diese Soldaten war „Einjährige“ oder „Einjährig-Freiwillige“. [...] Nach dem Ende des Deutschen Kaiserreichs im Jahr 1918 wur­de der Militärdienst der Einjährig- Freiwilligen abgeschafft. Der Begriff "Einjähriges" war je­doch bereits in den zivilen Sprachgebrauch übergegangen und wurde nun als Synonym für die mittlere Reife weiterverwendet". Vgl: www.alltagskultur.lwl.org
  4. Vgl.: Fünfzig Jahre Gymnasium Herne o.J., S. 49
  5. https://books.google.de/