Aus der Geschichte alter Wanne-Eickeler Bauernhöfe - 1933
Am 16. Oktober 1933 wurde im "General-Anzeiger für Dortmund und die Provinz Westfalen" folgender Artikel über die alten Bauernhöfe Wanne-Eickels veröffentlicht, welchen wir hier wiedergeben. Schon im ersten Jahr der NS-Diktatur nahm die Propaganda die Heimatgeschichte auf. Lesen sie daher den Artikel in dem Wissen darum.[1]
Aus der Geschichte alter Wanne=Eickeler Bauernhöfe
Ein Beitrag zur NS.=Kultur= und Heimatwoche in Wanne-Eickel
Nur wenige von den alten zu Bauernhöfen unseres Gebietes haben dem Ansturm der Industrie standhalten können— und dennoch erinnert heute noch mancher alte Name an stolze Tradition der stammesbewussten Emscherbauern, deren Höfe sich meist schon vor 400 bis 500 Jahren zunächst als Pachthöfe, später als selbständige Höfe von den adeligen Gütern frei machten.
Eine besondere Geschichte haben die Bickerner Höfe, die angeblich durch Aufteilung eines alten Gutes Bickern unter die Söhne des Besitzers entstanden sind und geschichtlich schon aus dem Jahre 1332 als hörige Höfe des Stiftes Essen erwähnt wurden. Die Besitzer dieser Höfe, nach denen die Kommunalgemeinde „Bickern“ ihren Namen erhielt, führten in früherer Zeit sämtlich den Namen Bickern.
Uralte Tradition sieht vor allem auf die beiden bedeutendsten Höfe unseres Gebietes, den „Schulten=Hof“ zu Eickel und den „Stratmanns Hof“ in Röhlinghausen, denn auf beiden wurde das „Hofesgericht" abgehalten. Der Schulten=Hof findet schon um 1350 Erwähnung und blieb bis 1569 im Besitz der Abtei St. Pantaleon in Köln. Als Freihof genoss er zahlreiche Vorrechte. Die Besitzer dieses Hofes standen in großem Ansehen und hatten ausschlaggebenden Einfluss auf bäuerlichen Versammlungen. Noch vor 60 Jahren [1873] eröffnete der Schultenhof das Erntegeläute.
Das im Frühjahr 1805 abgebrannte Wohnhaus des Schultenhofes stand etwa 300 Meter nordöstlich von den jetzigen Gebäuden, die an einer schmalen Sackgasse zwischen der Brennerei Hülsmann und dem Gasthof Bönnebruch liegen. Das jetzt dort stehende Fachwerkhaus ist allerdings nur etwa 100 Jahre alt. In früheren Zeiten unterstanden dem alten Eickeler „Oberhof“ 28 Unterhöfe. Der Schulte, als Vertreter des adeligen Hofherrn, bildete mit 7 von der Hofgemeinschaft gewählten Schöffen das „Hofesgericht". Mit Errichtung der eigenen Rechtsprechung im Dorfe Eickel sank die Bedeutung des Oberhofes. Noch 1775 berichtet der westfälische Heimatforscher von Steinen, dass der Hofesrichter ein Bochumer Jurist namens Grollmann war und der Hofesschreiber Ferber hieß. Am 17. November des Jahres 1811 hob ein Dekret Napoleons sämtliche Jurisdiktionsgerichte, also auch das Gericht zu Eickel auf, aber der Schulte von Eickel, auf dessen Hof von altersher die Nachbarschaftsversammlungen stattfanden, blieb der erste Mann im Dorfe.
Zwei alte Erbhöfe, Erlemann zu Röhlinghausen und Middeldorf im Lohofe hatten bereits 1769 eine überragende Bedeutung, auch der „Langebeckmanns=Hof“, der früher ein Freihof gewesen sein soll, umfasste einst einen großen Besitz. Als alte Pachthöfe sind die Höfe Storp in der Wanne, Bomert an der Crangerheide, Feldmann an der Feldlinde, Rusche in Bickern, Göddenhof und Tüntmann im Tiefenbruch, Kruse in Hordel, Westermann in Holsterhausen. Alte=Dorneburg (1513 Unterhof des Oberhofes Eickel), Muthmann im Lohofe, Steelmann in Eickel, Lindemann und Ahmann in Hordel und Röhlinghaus zu Röhlinghausen bekannt, ebenso die Horsthöfe.
Nach dem „Schatboick in Marck anno 1486“ sollten in „Ekell“(Eickel) zur Landesschatzung beisteuern: Derik aver die Langhbeick, Heinr. Versinckhuis, Ailbert schulten ter alden Dorneborg, Evert aver die Kortebeick, Arnt Momme, Jan Speldermann, schult van Ekell, Derick in der Muten. Derick von Horle, Rutger Schomeker. Gertgeen Baiden, Myddeldorp. Vogelsanck, Jan to Bonynchusen, Henr. to Vytinck, Jan op den Markkede, Krosse, Steelmann, Telman, Molner, Coster, Budde, Derick, Smydt, Derick op den Dyck, Derick Wyltbann, Cabell op den Kamp, Jan Billick, Hille Krusen, Pelgrym, die Becker, Ailbert Monter, Herm. Stegmann, Schomecker ind syn soen, Berchem, Horstken, Herm. op den Oerede, Wyesmann.
In Röhlinghausen waren die Höfe Erlemann, Jan to Rolinchusen und Straitmann steuerpflichtig, ferner in Byckeren (Wanne=Mitte) die Hofbesitzer: Joh. up der Ae, Jan to Bickeren, Thaebe to Bikkeren, Henr. to Bickeren, Evert op den Romen, Jan op den Velde, Gabell op den Poit, Derick op den Raide, Helmich in dem Dinge, Jan op der Horst, Derick Lepeler, groite Jan op der Horst, Derick Sondach, schult op der groiten Horst, schult in der Wande, Heinr. op der Walbeicke, Bronckhorst in der Wande, Vyryese. Arentz wyff in der Wande, Else in der Wande, Thonies in den Busch, Jan Storp, Heytkamp, Seger, Ruysch, Krabbe, Else van Brunynck, Bele um den Boemen, Kathrine um den Bomen.
Zur Kirchensteuer in Eickel bzw. Bochum waren 1528 in der „Byckernbuschop“ (Bauernschaft Bickern) veranlagt:
Engelbert op dem Velde, Joh. to Byckern, Jasper to Backern, Engelbert to Byckern, Tabe to Byckern, Joh. op der Ae, Herm. Rusche, Brunkhorst, Joh. op tem Ende, Herm. op der Horst, Hinr. op dem Sondage, Storp, Schulte in der Wande, Hinr. op der Horst, Hetkamp, Pyper, Gremme, Wessel, Schröder, Hinr. Notboem, Stockmann, Rym, Joh. Krayboem, Joh. Walbeck, Rusche, in dem Dynge, Dei Freisinne, Gerd vor dem Boemme, in dem Busche.
In der „Eickelburschop“ (Bauernschaft Eickel) wurden zur Kirchensteuer 1528 veranlagt: Schulte vor alden Darnborg, Korte Beckmann, lange Beckmann, Jörpen to Bönninkhusen, Herman Middeldorp, Hinrich Westerman to Holthusen, Mutmann, Hinrich Veltman, Johan dey Veger, Vestinkhus, Hinr. op ten Scarpwinkel, Becker und Vogelsank, Wyschman, Jöryen op ten Bylke, Hothuis, dye Smed to Eyckell, Hinrich Koick, Gerlach Markmann, Bernd Kremer, Hasenkamp, Else op den Arden, Hinr. Koick, Greite im Lohove. In der „Horlbuschop“(Bauernschaft Hordel) waren 1528 kirchensteuerpflichtig: Kruze, Koeninck, Vederman, Lindeman, Beckman, Stratman, Oveman, Röhlinghus, Dirich, Boennebroick, Erlman, Stemberah, Joergen, Deipenbroick, Joh. op ter Wilbaen, Dirich Sondagh, Markman op ter Wilbaen, Roetger in dem Deipenbroicke, Albert op der Winkop, Dirich op der Wilbaen, Gert op tem Hove, Hinrich op den Tuinte, Tele in der Royden, Else Koicks, Joh. Vedermann, Schnefynk, lame Herman, Vyeken myt den Stuykken, Gerd achter dem Garden.
Keine Erklärung über denen Grundbesitz hatten abgegeben:
Schulte to Eykell, Bele in dem Vitinkhove, Steelman, Plasman, Joh. op ten Berghe und de Schomerkesche. Wir sehen, dass sich die alten Höfe durchweg erhalten haben. In einem Verzeichnis aus dem Jahre 1684 finden wir fast die gleichen Namen wieder, die uns Pfarrer Beckmann in seiner „Chronik der evangelischen Kirchengemeinde Eickel" überliefert hat. Fast alle genannten großen und kleinen Hofbesitzer kommen schon früh im Pfarrarchiv vor und zwar: 1522 Kruse und König in Hordel, 1540 Middeldorf in Lohofe, 1577 Ale=Dorneburg, Langebeckmann, Storp, Schulte in der Wanne, Brunkhorst, Sonntag, Bauer auf den Horsthöfen, Lepler, Endemann, Wilhelm Engelbert und Hermann zu Bikkern, Möller. Feldmann an der Feldlinge, Rademacher, Göddenhoff, Erlemann, Röhlinghaus, Strathmann, König, Lindemann, Kruse, Beckmann, Ahmann, Middeldorf, Wustenbusch, 1580 Plaßmann, 1596 Stegmann und Markmann, 1600 Wakker, 1607 Vedder auf der Wilbe, 1612 Freise in der Wanne und Vogelsang in Eickel, 1615 Wiesmann, 1621 Ortsmann in Eickel, 1648 Rusche in Bickern, 1669 Heitkamp und Küper in der Wanne, Keilmann in Eickel, Stembergh (Steinberg) in Röhlinghausen, 1691 Riemann in Bickern.
Andere setzt noch vorhandene Höfe
sind, wie Pfarrer Beckmann berichtet, nach mündlichen Angaben in nachreformatorischer Zeit entstanden, so 1620 Scharpwinkel an der Krangerhaide, etwa 1740 Craney=Hülsmann in Holsterbausen. Alt muss auch der Feldmanns Hof in Holsterhausen sein. Verschwunden sind nur 3 oder 4 Höfe, darunter der sogenannte „Heitkamps=Hof“, in der Wanne gelegen, zwischen Langebeckmann's und Storps Hof. Jedenfalls muss er schon früh im 18. Jahrhundert verschwunden sein, da selbst alte Leute nur noch von Überlieferungen ihrer Vorfahren darüber wissen. Neben diesen alten Höfen gibt es noch zahlreiche kleinere „Kotten“, über diese schweigt aber die geschichtliche Überlieferung und nur im „Martinsbuch“ sind auch einige Eickeler Kötter verzeichnet.
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