Als der König Recht sprach am Regenkamp in Herne (WAZ 10.11.2014)
Der „Alte Fritz“ persönlich beendete im 18. Jahrhundert einen Rechtsstreit unter Bauern im heutigen Stadtteil Herne-Süd: Das Zerwürfnis am Regenkamp ist in sechs Akten im Stadtarchiv dokumentiert. Stellt sich die Frage: Warum mischte sich der König in dieser Sache ein?
Als der König Recht sprach am Regenkamp in Herne
Herne.
Kein Geringerer als König Friedrich der Große hat in Herne-Süd einmal Recht gesprochen: Man schrieb das Jahr 1781, als seine Majestät persönlich einem Rechtsstreit unter Bauern ein Ende setzte. Der Streit am Regenkamp, sagt Stadtarchivar Jürgen Hagen, fülle pralle sechs Akten, die im Stadtarchiv lagern. Ebenso wie das Schriftstück mit der eigenhändigen Unterschrift des „Alten Fritz“, das den Rechtsstreit beendete. Dieses Dokument sei „ein besonderer Schatz“ des Archivs.
Und darum ging es: Seit 1765, berichtet Hagen, förderte der Landesherr in Preußen verstärkt die Aufhebung der freien Nutzung von Weideland und zugleich die Grenzziehung in der Landwirtschaft. Das sollte der Landwirtschaft einen Fortschritt bringen. Die Kläger Kraemer und Mitbeteiligte forderten in diesem Zusammenhang ein Recht auf Mitnutzung der Regenkampschen Weidegebiete. Im Februar 1781, so Hagen weiter, fand auf Overkamps Hof eine Zusammenkunft aller rund 20 Beteiligten statt.
Neigung zu einem Vergleich war zu erkennen
„Da die Neigung zu einem Vergleich zu erkennen war, kam dieser nach einer gemeinsamen Begehung des Geländes zustande“, sagt der Stadtarchivar. Daraufhin fertigte der Landrichter ein Schreiben an den König an. Beigefügt wurde der Teilungsplan und festgestellt, „dass jedem Beteiligten der ihm zustehende Teil richtig zugemessen“ worden sei. Die Verteilung sei also unter den Beteiligten gütlich zustande gebracht worden.
Deshalb sei die Akte mit dem Teilungsplan „zur allergnädigsten Confirmation eingesandt und Seiner Königlichen Majestät um eine allergnädigste Nachlassung des Acker-Zehnten angefleht“. Erfolgreich: Am 12. Juli 1781 stimmte der König dem Kompromiss mit seiner Unterschrift „Frch“ – dem laut Hagen üblichen königlichen Unterschriftenkürzel – zu.
Warum schaltete sich der König aus der fernen Hauptstadt ein?
Bleibt noch abschließend die Frage, warum sich Friedrich der Große aus der fernen Hauptstadt Berlin ausgerechnet das Verhandlungsergebnis über Weiderechte von Herner Bauern vorlegen ließ. „Das lässt sich leider nicht klären“, sagt Stadtarchivar Hagen. Und fügt schmunzelnd an: „Vielleicht hatte er Langeweile.
Michael Muscheid [1]
Als der König Recht sprach am Regenkamp in Herne [2]
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