25 Jahre Synagogengemeinde Wanne-Eickel (1932)
Am 30. September 1932 wurde im "Wittener Volkswacht" folgender Artikel veröffentlicht, welchen wir hier gerne wiedergeben. [1]
25 Jahre Synagogengemeinde Wanne-Eickel
Die Synagogengemeinde Wanne=Eickel kann am 1. Oktober d. J. auf 25 Jahre ihres Bestehens zurückblicken. Die Geschichte der Gemeinde ist so alt wie die der Stadt, und ihre Schicksale sind mit ihr aufs engste verknüpft. Rückblickend auf die Vergangenheit ist folgendes aus der Geschichte und der Entwicklung derselben in Kürze zu erwähnen:
In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts fand der erste Zusammenschluß der damals in Wanne, Eickel, Röhlinghausen und Holsterhausen wohnenden Juden statt. Die Juden in den genannten Orten gehörten zur jüdischen Gemeinde in Bochum, woselbst sie bei religiösen Veranstaltungen die Synagoge besuchten. Nun aber kam man überein, bei Herrmanns in Eickel, in späteren Jahren bei Ferse und Schiff in Wanne Gottesdienst abzuhalten. Als sich in den neunziger Jahren eine größere Anzahl jüdischer Familien in Wanne und Eickel niederließ, vereinigten sich dieselben unter Vorsitz des Herrn Jos. Hirsch, hielten regelmäßig Gottesdienst ab und zogen zu den Feiertagen Vorbeter hinzu. Im Jahre 1902 wurde ein Wohltätigkeitsverein der Männer und Frauen unter dem Vorsitz des Herrn A. Weinberg gegründet, auf dessen Basis dann die Gründung einer selbständigen Synagogengemeinde am 1. Oktober 1907 vollzogen wurde. Den Vorsitz derselben übernahm Herr B. Rose, dem die Herren A. Kronheim, Dr. Leeser und S. Baum im Amte folgten. Im Jahre 1909 wurde Herr Rosenbaum als Lehrer, Prediger und Seelsorger berufen, nach dessen Ausscheiden Herr Fritzler die genannten Funktionen versieht.
Von besonderer Bedeutung für die Entwicklung der Gemeinde war die Errichtung eines Gotteshauses und der öffentlichen jüdischen Volksschule im Jahre 1910. Die Entwicklung der Gemeinde wurde wie die unserer Stadt durch den Krieg und die Nachkriegsjahre gehemmt und unterbrochen und forderte schmerzliche Verluste an Gut und Blut. Beim Ausbruch des Krieges stellten Gemeinde und Wohltätigkeitsvereine der Stadt ihr gesamtes Barvermögen zur Linderung der Not zur Verfügung. Auf dem Felde der Ehre fielen 11 Gemeindemitglieder, das bedeutet den ungewöhnlich hohen Prozentsatz von 4 Prozent. Heute hat die Gemeinde, durch die schlechte wirtschaftliche Lage bedingt, schwer um ihren Bestand zu kämpfen. Mit Rücksicht darauf ist von einer Jubiläumsfeier abgesehen worden, jedoch wird des für die Gemeinde so wichtigen Gedenktages im Hauptgottesdienst am Neujahrstage gedacht werden.
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