Emschertal-Museum

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
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1945-1950

Das Emschertal-Museum baut wieder auf[1]

Das Emschertalmuseum auf dem Schlosse Strünkede hatte, da seine Sammlungen im Keller gut verstaut waren, den Krieg ohne nennenswerte Verluste überstanden. Nach dem Einmarsch der Amerikaner aber wurde von Leuten, die zum Aufräumen in das mehrfach von Artillerietreffern beschädigte Gebäude geschickt wurden, von Unbekannten, die in die Luftschutzräume eindrangen, und von der Besatzung, die das Schloß belegte, Schaden im Gesamtwerte von etwa 20 000 Friedensmark angerichtet. Manches wertvolle Museumsgut wurde, um die Mühen des Transportes zu sparen, oder aus Mutwillen in die Gräfte geworfen, Schaustücke, Möbel und Inventar wurden zertrümmert, die Inhalte von Fundbehältern zusammengeschüttet usw. Der Museumsleiter erhielt erst Ende des Jahres 1945 die Erlaubnis, das Schloß zu betreten und sich um das Museumsmaterial zu kümmern. In mehrmonatiger Arbeit wurde aus dem Schutt herausgesucht, was noch zu restaurieren war oder zur Wiederherstellung beschädigter Museumsstücke dienen konnte. Ende Januar 1946 verließen die Besatzungstruppen das Schloß, doch belegte es nun die Britische Heilsarmee. Nach dem Scheitern verschiedener anderer Pläne (z. B. ein Bergarbeiterwohnheim darin einzurichten) machte die Heilsarmee ein Jugendheim aus dem Schloß. Das Museum erhielt nicht einmal einen Raum, 'im das Inventar halbwegs ordnungsmäßig unterzubringen. Erst im Jahre 1948 gaben die Jugendorganisationen einige der ehemaligen Museums¬räume frei. Sie wurden instandgesetzt, und nach umfangreichen Vorbereitungsarbeiten, zu denen auch die Neubeschaffung von geologischen Aus¬stellungsstücken, deren Fundorte bekannt waren, gehörte, konnte am 5. 12. 1948 das Museum zu einem Teil wieder eröffnet werden. Geschaffen wurden im Erdgeschoß ein Arbeits- und Bibliothekzimmer des Museumsleiters und ein Arbeitsraum für Wissenschaftler und Doktoranden, die in zunehmendem Maße die Museumsbestände für wissenschaftliche Arbeiten benutzen, im 1. Obergeschoß im Turmraum eine Darstellung des Eiszeitalters unserer Heimat, im großen Saal eine Darstellung der heimatlichen Erdgeschichte einschl. Steinkohlenzeit und im dritten Raum eine querschnitthafte Darstellung der heimischen Vorgeschichte. Seit der Wiedereröffnung wird das Museum in zunehmendem Maße wieder von Erwach¬senen, Schulen und Heimatvereinen aus Herne und den Nachbarstädten besucht. Ende 1949 räumte die Jugend auch die übrigen Museumsräume im Obergeschoß. Von diesen wurden zwei ebenfalls instandgesetzt. Im Sommer 1950 wurde darin die bäuerliche und stadtgeschichtliche Abteilung wieder eingerichtet. Zur selben Zeit wurde auch die Eingangshalle, die besonders umfangreiche Schäden im Balkenwerk der Decke und in den Wänden aufwies, instandgesetzt. Nachdem diese Arbeit beendet ist, wird noch das bisher nicht zu den Ausstellungsräumen gezogene Dachgeschoß als naturwissenschaftliche Abteilung, vornehmlich für die heimi-sche Tier- und Pflanzenwelt eingerichtet, die geologische Abteilung verkleinert, aber die vor- und frühgeschichtliche Abteilung, die das Besondere des Emschertalmuseums ausmacht, noch weiter ausgebaut. Das Museum wird im Jahre 1951 in noch größerem Umfange als früher und zugleich in mu¬seumstechnisch und inhaltlich noch wertvollerer Form wieder dastehen. Bis zu seinem 25jährigen Bestehen im Nov. 1951 soll auch das Schloß mit seinem Park und seiner engeren Umgebung in eine ansprechende Gestalt gebracht sein. Nachdem es der Stadt gelungen ist, den im Kriege mit der Märkischen Steinkohlengewerkschaft vereinharten Ankauf des Schlosses und der Kapelle noch vor der Währungsreform zum Abschluss zu bringen, be¬steht die Absicht, das ganze Gelände zwischen Bahnhofstraße und verlängerter Moltkestraße einerseits, Bahndamm der alten Westfälischen Eisenbahn und Forellstraße anderseits in eine große Grünanlage zu verwandeln, in deren Mitte als historisches Kleinod und kultureller Mittelpunkt Schloß und Museum liegen sollen.

Der Museumsleiter hat in der Zeit, da das Musum nicht geöffnet war, neben einer heimatgeschichtlichen Ausstellung zum 50 jährigen Stadtjubiläum und einer Ausstellung „Uranfänge der Kunst" eine Reihe wertvoller wissenschaftlicher Arbeiten geleistet. Seine bisherigen Forschungsarbeiten hat er in mehreren Manuskriptbänden niedergelegt, von denen der reich illustrierte Band „Frühgeschichtliche Bodenforschung im Emscher-und Lipperaum" in Kürze gedruckt erscheinen wird. Besonders bedeutsam und in der ganzen Fachwelt stark beachtet wurde seine Entdeckung und Ausgrabung einer bandkeramischen und zweier germanischer Siedlungen in Hiltrop-Bergen, wozu im Frühjahr 1950 die Entdeckung einer germani¬schen (kaiserzeitlichen) Siedlung an der Bebelstraße in Herne kam, die auch jungsteinzeitliche Funde brachte.

Das Museum besitzt neben seinem Ausstellungs-und Magazingut eine wissenschaftliche Fach-und Heimatbücherei, die für den Gebrauch im Museumsbetrieb wie auch für Studierende und Geschichtsforscher bestimmt ist. Der Bestand hat nach 1945 stark zugenommen und umfasst heute rd. 750 Bände und 38 verschiedene Zeitschriften. Als besondere Werke sind neben den Standardwerken der Heimatforschung das Handbuch der Naturwis¬senschaften (10 Bände, 1 Registerband), das Hand¬buch der Biologie (das auf zirka 150 Lieferungen berechnet ist) und die Bau- und Kunstdenkmäler Westfalens (35 Bände), von den Zeitschriften die Prähistorische Zeitschrift (30 Bände) und die Bon¬ner Jahrbücher (90 Bände) zu nennen. Zahlreich sind die amtlichen, längst nicht mehr erwerbbaren Veröffentlichungen der Geologischen Landesanstalt. Erwähnenswert ist weiter eine heimatliche Karten- sowie eine sehr umfangreiche Zeitungsausschnitt- und Zeitdokumentensammlung.

Heimatpflege

In dem Bestreben, das durch den Krieg und seine Folgewirkungen (Schuttanhäufung, Zerstörung der Grünanlagen, wilden Plakatanschlag usw.) verunstaltete Stadtbild wiederherzustellen und durch intensive Förderung und Ausweitung der Grüngestaltung zu verschönern, zuvor aber bei jung und alt das nötige Verständnis dafür zu wecken und die ständig zu beobachtende Zerstörung neuer Ansätze zu verhindern, wurde im April 1948 eine Werbewoche Herne Muss schöner werden durchgeführt. Das Ziel wurde angestrebt durch Bildplakate, Presse-, Schul- und Kinowerbung sowie eine Ausstellung und Vorträge. In der Aus¬stellung bei Christensen, die durch ein lehrreiches Schaufenster unterstützt und von 12 000 Erwachsenen und Schulkindern besucht wurde, zeigten Fotos, Zeichnungen und Karten, wie waldreich und schön Herne in dörflicher Zeit war, welche gesundheit¬liche und seelische Wirkung das Grün im Stadtbild für eine Industriestadt hat, wie Klein- und Haus¬gärten aussehen müssen und was in Herne für die nächsten Jahre an Parks, Dauerkleingärten, Sport-und Spielplätzen geplant ist. In Vorträgen spra¬chen der Landesbeauftragte für Naturschutz Dr. Sigmund (M.-Gladbach) über die Bedeutung des Grüns im Stadtbild und Landesbaupfleger Prof. Wolf (Münster) über das Thema „Durch Entschandelung zum besseren Stadtbild". Die Werbewoche, die mit Säuberungsmaßnahmen des Fuhrparks und Verschönerungsarbeiten des Garten- und Friedhofs¬amtes sowie des Straßen- und Tiefbauamtes ein¬herging, hatte einen erfreulichen erzieherischen Erfolg. Sie wurde im Jahr 1949 unter dem Motto „Herne muß noch schöner werden" mit Werbemaßnahmen, wozu ein das „Auskehren" der Stadt darstellendes Plakat gehörte, wiederholt Gleichzeitig führten die Schulen eine Säuberung des Stadtgebietes von alten Konservendosen, Mar¬meladeneimern und sonstigem weggeworfenen Alt¬eisen und Blech durch. Auch im April 1950 wurde die Werbung für die Idee „Herne Muss schöner werden" fortgesetzt, wobei gleichzeitig den für die Stadtbildgestaltung zuständigen Stadtämtern prak-tische Maßnahmen auferlegt wurden. Ihre Durch¬führung hängt allerdings von den zur Verfügung stehenden Mitteln ab. Wenn diese auch nicht in dem Umfang vorhanden sind, wie es wünschenswert wäre, um die erstrebten Ziele schnell und im ge¬samten Stadtgebiet gleichmäßig zu erreichen, so ist doch bewirkt worden, dass Herne wieder ein so gepflegtes Stadtbild bietet, wie wir es vor dem Kriege hatten. Es kommt jetzt darauf an, es zu erhalten und darüber noch wesentlich hinaus-zugelangen.

  1. [Reiners 1950]