Bahnhofstraße 104
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Dieses moderne 1985 neu erbaute Apotheken- und Ärztehaus hat eine lange Vorgeschichte.
Die nun folgenden Grundstücke (Wirtschaft Buschmann, Fabrikstraße und Teil des Bahndammes) gehörten zur Parzelle 10 der Flur "In der Koppenburg". Diese erwarb im Jahre 1811 Vortmann, der ein Viertel davon für 625 Rtlr. Berl[iner] Courant an den Tuchmacher Christoph Schlünder weiterverkaufte. Dieses Schlündersche Grundstück ist 1845 "nebst dem darauf erbauten Wohnhause" (das Grundstück war also schon vor 1845 von Schlünder bebaut) für 1000 Taler an den Maurermeister Wilhelm Kaiser, der eine Anna Cath. Hülsmann geheiratet hatte, verkauft worden.(Diesem Ehepaar und seinen Besitznachfolgern sind wir schon bei den Häusern Bahnhofstraße und Bahnhofsvorplatz begegnet.) Die Frau heiratete in 2. Ehe den Gastwirt Heinrich Busch (genannt Kaiser), der 1860 als Eigentümer eingetragen wurde. Auf dem Grundstück standen 1870 zwei Gebäude. Das erste (scheinbar nicht Wohnhaus) befand sich an der Stelle des nördlichen Teils der jetzigen Wirtschaft Buschmann, das zweite (wohl das alte Schlündersche Wohnhaus), durch eine Lücke von dem ersten Gebäude getrennt, stand im Raum der heutigen Fabrikstraße. (Früher lag diese 27 Meter weiter südlich, fast in der Mitte der heutigen Unterführung. Die südliche Grenze des alten Bahnkörpers stimmt mit der heutigen überein, so dass also die nördliche Hälfte der Unterführung die Erbreiterung bezeichnet.) An Stelle des ersten Gebäudes erscheint 1877 ein großes Stallgebäude, zwischen ihm und dem Wohnhaus, das in den Neubau einbezogen, aber nach Süden verkürzt wurde, entstand um 1870 ein neuer Bau, eine Wirtschaft mit Anbau, zu der im hinteren Hofraum ein 40 mal 19 Meter großer S a a l gehörte, der wahrscheinlich 1894 verschwand. Dieser Saal ist 1877 in den Karten enthalten, soll aber schon 1870 dagewesen sein, denn in ihm sollen die vaterländischen Feiern des Krieges 1870/71 abgehalten worden sein. Auch sonst hat er im Herner gesellschaftlichen Leben eine große Rolle gespielt. Gesangwettstreite, Bälle usw. fanden hier statt. Im Jahre 1885 wurde Konsumverwalter Otto Seher, der mit Julie geb. Kaiser verheiratet war, Eigentümer. Dieser hat opffenbar 1886, zunächst unter Erhaltung des alten Schlünderschen Wohnhauses, die jetzige Wirtschaft Buschmann auf dem nördlichen Grundstücksteil erbauen lassen, denn 1886/87 finden sich verzeichnet a) Wohnhaus mit Hofraum und Hausgarten, b) Wohnhaus (Gasthaus) mit zwei Anbauten.
Sie ging 1905 von Seher in den Besitz des Wirtes Heinrich Nordmann über, eine Zeitlang hieß sie "Hotel-Restaurant Deutscher Hof" mit Gartenwirtschaft von Bernhard Cleves, 1907 wurde auch dessen Tochter Anna, die Ehefrau des Wirtes Wilhelm Buschmann, Eigentümerin, die es heute noch ist. Früher hatte die Wirtschaft ein kleines Treppchen vor dem Eingang. Als aber beim Bau der Unterführung die Straße erheblich tiefer gelegt wurde, wuchs das Gebäude (wie auch das von Goebel und Mahr) aus der Erde heraus und musste den jetzigen großen doppelseitigen Treppenvorbau erhalten. Außerdem ist das Haus 1925 durch Umbau verändert worden.
Zuletzt wurde es als Herner Sitz des "Wienerwald" bekannt und blieb beliebt. Anfang der 1980er Jahre kam das ende für das Gebäude und das heutige Apotheken- und Ärztehaus mit der Bahnhofs Apotheke wurde errichtet.

