Feldkühlers Kotten am Sodinger Esch (1934)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
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In der Herner Zeitung wurde im zweiten Baltt als Sodinger und Gerther zeitung am 8. Dezember 1934 der nachfolgende Artikel veröffentlicht. Wir danken Frau Dietlind Müller für diesen Fund.

Feldhüters Kotten am Sodinger Esch

Ein altes Fachwerkhaus erzählt aus seiner Geschichte

Wenn man die Straße Am Kricken hinaufgeht, dann kommt man an den Beisemannschen Kotten, einem alten Fachwerkhaus. Vor dem Haus beginnt das kleine Eichenwäldchen, zur Linken erstrecken sich die Zechenwohnungen von Mont-Cenis, im Übrigen ist es begrenzt von freiem Feld. Viele gehen an diesem Kotten vorbei, auf dessen hohen, aber nicht mehr sehr geraden Rücken viele Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte lasten. Aber wer achtet darauf! Erst, wenn man auf dem alten Hausbalken, der bei dem Gartentor Verwendung gefunden hat, den Spruch liest: „Der Herr segne dieses Haus und alle, die gehen ein und aus“, wird man aufmerksam. Man tritt durch die niedrige Tür ein und lässt sich von Herrn Beisemann und seiner Schwester erzählen, dass der Kotten schon mehr als 1 Jahrhundert gesehen hat, dass seine Jugendtage in eine Zeit zurückreichen, da ringsum Busch war und der Bauer pflügend über das Feld schritt, da noch niemand etwas ahnen konnte von der gewaltigen Entwicklung des Bergbaus, da noch kein Mensch in seinem ungestörten Frieden an Zechen und Fördertürme, an Schächte und Kohlenhalden oder gar an Wohnkasernen dachte.

In dieser Zeit vergangenen Jahrhunderte weist uns der Beisemanns Kotten. Eigentlich müsste man nicht „Beisemanns Kotten“ sagen, sondern „Feldkühlers Kotten“.

Denn so hat dieser Kotten immer geheißen. So war es Tradition, auch als schon die Familie Beisemann den Kotten übernahm. Selbst als der jetzige Kotten vor mehr als einem Jahrhundert an die Stelle seines Vorgängers gesetzt wurde, da blieb es bei „Feldkühlers Kotten“ und die Beisemanns, die 1787 auf diesen Kotten kamen, nannten sich Beisemann gen. Feldkühler. Aber bald fiel der Name Beisemann fort und es blieb nur Feldkühler. War etwa im vergangenen Jahrhundert eine Post an Beisemann adressiert, so wusste kein Mensch, wird das war, und da es damals noch nicht eine so findige Post gab wie heute, musste der Gesuchte oft ohne Nachricht bleiben. Erst der jetzige Besitzer Friedrich Beisemann ließ den Namen Feldkühler fallen und heute ist er schon fast vergessen. Nur alte Leute werden sich noch seiner Erinnern, sie werden noch wissen, dass dieser Kotten früher der „Feldkühlersche Kotten“ war.

Der Feldkühlersche Kotten, der jetzt hier steht, ist im Jahre 1797 gebaut worden, wie aus den Akten der Feuersozietät hervorgeht. Aber sein Vorfahr, von dem er ja auch dem Namen übernommen hatte, reicht weit bis ins 18. Ja sogar bis ins 17. Jahrhundert zurück. – Es war „der Feldkühlersche Kotten am Sodinger Esch an der Mergel Kuhlen“. Diese Mergelkuhle befindet sich auch heute noch bei dem Kotten, allerdings wird schon seit Jahrhunderten kein Mergel mehr aus ihr gewonnen, es ist ein kleiner Teich hinter dem Haus, und diese Kuhle oder vielmehr dieser Teich war früher ringsum bekannt, was auch aus einer erhaltenen Aufzeichnung aus dem Jahre 1857 hervorgeht, in dem es u.a. heißt: „Das Jahr 1857 war ein sehr trockenes Jahr. Im Monat Mai begann schon die Hitze und dauerte den ganzen Sommer an bis in den Herbst. Regen gab es fast gar nicht, und doch viel die Ernte so reichlich aus, dass alles im Überfluss war. Am schlimmsten erging es mit dem Wassermangel. Unser Teich wurde im Februar 1858 gänzlich trocken. Dieses wurde aufgezeichnet, weil es etwas Seltenes war, dass auf Feldkühlers Kotten Wassermangel entstand.

Auf diesem Feldkühlers Kotten am Sodinger Esch bei der Mergelkuhlen kam im Jahre 1737 ein Beisemann, es war Johann Conrad Beisemann, der die Anna Maria Feldkühler heiratete. Wir lesen das in einer Urkunde, in der Johann Caspar Adolph Freiherr von Romberg, Herr zu Brünninghausen, Bladenhorst, Colvenburg, Dönhoff, Rubinghausen, ermelinghoven, Heesten, Bisterfeld, Zellern, Buldern, Heyen, Dülmen und Borg um seine Zustimmung zu der Heirat der Anna Maria Feldkühler mit dem Johann Conrad Beisemann und „um Gewinnung des Kottens auf gemeldete Personen unterthänigst gebeten wird.“ Er gibst seine Zustimmung unter bestimmten Bedingungen, in denen er auch den Pachtvertrag für Feldkühlers Kotten von 1705 erwähnt, von dessen Abmachungen ohne ausreichende Begründung abgewichen sei, der aber zur Erneuerung des Vertrages revidiert worden solle. Diese Anna Maria war eine Tochter des an den Folgen einer Kriegsverletzung im Lazarett 1757 verstorebenen Füsiliers Feldkühler und dessen Frau Elisabeth. Ihre einzige Schwester hieß Elisabeth, für die in dem erwähnten Pachtvertrag auch bestimmte Abmachungen getroffen sind. Johann Conrad Beisemann gen. Feldkühler und der Kotten blieben Feldkühlers Kotten. Der Name Beisemann aber war bald in Vergessenheit geraten. Davon erzählen die alten Schriftstücke und Akten, erzählen uns Herr Beisemann und seine Schwester, wenn wir sie auf ihrem Kotten besuchen und wir wissen nun, dass dieser alte Fachwerkbau am Kricken „Der feldkühlersche Kotten am Sodinger Esch an der Mergel Kuhle“ ist, dessen Geschichte weit in die Jahrhunderte zurückreicht, der aber, wenn auch manche Veränderungen inzwischen mit ihm vorgegangen sind, die alte Tradition treu bewahrte.“

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Quellen