Georg Nellius

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Georg Hermann Nellius (* 29. März 1891 in Arnsberg-Rumbeck; † 8. November 1952 Neheim-Hüsten) war ein Studienrat, Komponist, Chorleiter und Musikdirektor zwischen 1933 und 1948 in Herne. Zeitweise als Komponist hoch geschätzt, ist Nellius als Vermittler völkischen und nationalsozialistischen Gedankenguts heute eine umstrittene Persönlichkeit.

Der Hauptartikel über Nellius steht auf der Seite https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Hermann_Nellius zur Verfügung.

Hier beleuchten wir, so gut es geht, sein Wirken in Herne.

Am 2. Dezember 1932 wurde Nellius vom Schulausschuss und vom Magistrat einstimmig zum Musiklehrer an den oberen Schulen der Stadt Herne gewählt. [1] Dienstantritt war der 1. April 1933. Schon am 15. Juli 1933 brachte er ausgesuchte Knaben und Mädchen des Gymnasiums und Lyzeums zu einer Aufführung seines Werkes „Von deutscher Not“ beim 6. Westfälischen Sängerbundfest in Dortmund. [2] [3]

Im September 1933 rief er, zusammen mit dem Oberbürgermeister Albert Meister, dem Kreiskulturwart Studienrat Lutz und dem Baumeister Meier zur Gründung eines gemischten Chores auf. [4] Dieser städtische Chor umfasste am ersten Tag 200 Stimmen und stand unter der Leitung der oben genannten. Die erste Aufführung erfolgte am 20. Januar 1934. (Die vier Jahreszeiten v. Hayden)

Nellius unternahm aktiv an der Gleichschaltung des Musiklebens Hernes teil, indem er die 1933 tätigen 18 Männergesangsvereine mit drakonischen Maßnahmen (Probenkontrolle) zu Zwangs Verschmelzung führte. Als von der NSDAP Kreisleitung vorgeschlagener Führer des Stadtverbandes aller Herner Männerchöre (Führerprinzip) übernahm er die Gesamtleitung. [5] Auf der Vereinigungssitzung sprach er sich für ein weiteres Aufführen von jüdischer Chorliteratur aus, „wenn ein Reinigungsbefehl von oben komme, so werde er eben nichts dagegen machen können.“[6]

Nillius rief alle Sänger Hernes zur politischen Propaganda auf. So zu einem Propagandamarsch am 11. November 1933.[7]

Auf dem 28. Außerordentlichen Sängertag des Deutschen Sängerbundes zu Berlin im April 1934 wurde Meister zu dessen Bundesführer gewählt. Nellius zugleich in den Musikausschuss berufen. Nellius erhielt dessen vorausgegangenes Amt als Leiter des Westfälischen Sängerbunds.

Als Kreis- und Gauchorleiter sowie als städtischer Musikbeauftragter der Stadt Herne hatte er großen Einfluss auf alle Aufführungen.

Für Herne schrieb er als Opus 87. Den „Herner Schützenmarsch“ 1934, der bei Koethers und Röttsches als Schallplatte herausgegeben wurde.[8]

Von Meister wurde er bei dem Sängerfest in Breslau im August 1937 zusammen mit dem Herner Rektor Konsek (Geschäftsführer des DSB Westfalens) Adolf Hitler vorgestellt.[9]

"Einem Teil der Kompositionen von Nellius lagen explizit nationalsozialistische Texte zugrunde, so Volk und Führer (1935) oder Heil dem Dritten Reich. Lieder aus Deutschlands großer Zeit. Ein Lied zu einem Text von Walther Filbrey trug den Titel Der Ruf des Führers. Nellius gehörte seit 1933 dem Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB), der Reichsmusik- und der Reichskulturkammer an. Nach dem Ablauf der vierjährigen Mitgliedersperre wurde er 1937 in die NSDAP aufgenommen. Wann er den Aufnahmeantrag stellte, ist bislang nicht bekannt. Als besondere Würdigung beschrieb die Herner Ortspresse, dass Nellius nach einem Konzert 1937 von Adolf Hitler empfangen wurde. Das NS-Organ der Heimatbewegung Heimat und Reich bezeichnete ihn als „Hitlermann“. Er gab in fast allen großen deutschen Städten Chorkonzerte. Nellius betätigte sich aktiv antisemitisch, indem er bei musikalischen Programmbeiträgen „Vollblutjuden“ festzustellen versuchte und Chorleiter anschließend unter Drohungen zur Programmänderung aufforderte. NS- und Kriegspropaganda von Nellius ist bis 1944 belegbar.

Nach dem Ende des Nationalsozialismus

Nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus wurde Nellius aus dem Schuldienst entlassen. Im Entnazifizierungsverfahren hieß es zunächst (1946, 1947): „ist ein aktiver Nazi“ und „Darf nicht beschäftigt werden“. 1946 hatte der Ausschuss festgestellt: „a man like Nellius is not a fit person to be trusted with the education of our youth“. Er wurde in die in den Massenverfahren ungünstigste Belastungskategorie III eingestuft. Schrittweise verbesserte er sich im Laufe der folgenden Jahre in Revisionen auf V / „Darf beschäftigt werden“, die günstigste Kategorie (1949). Nellius lebte in den letzten Jahren wieder in Neheim und war dort erneut als Chorleiter tätig.[15] Neuere Forschungen zum Entnazifizierungsverfahren machen deutlich, dass die Entlastung von 1948, basierend auf Gefälligkeitsgutachten und Persilscheinen, die Belege für Nellius’ völkische und nationalsozialistische Überzeugungen und die daraus hervorgehende Praxis nicht entkräften kann."[10][11]

Nellius wohnte in Herne im Haus Vinckestraße 91.

Seine Ehefrau Elisabeth geb. Halms war schon in Neheim am Aufbau eines Theaterverein beteiligt und führte diese Arbeit auch in Herne fort.


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Literatur

  • Werner Neuhaus, Michael Gosmann, Peter Bürger: Georg Nellius (1891-1952): Völkisches und nationalsozialistisches Kulturschaffen, antisemitische Musikpolitik, Entnazifizierung - späte Straßennamendebatte. Books on Demand, 06.03.2018 Google Books.

Weblinks

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Quelle