Der Kurische Reisekahn Maria
Im Jahre 1963 lag im Herner Hafen ein ganz besonderes Binnenschiff mit einer langen und bewegenden Geschichte. Werner Jäger, ein Ingenieur aus Duisburg, schrieb in seinem posthum erschienen Buch Der Kurische Reisekahn Maria - Einblicke in die Geschichte eines Ostpreußischen Frachtseglers sehr umfangreich über die Geschichte dieses Kahns. André Konietzko aus Elsmhorn hatte den folgenden Text auf Facebook veröffentlicht und uns seine Erlaubnis zum abdrucken in unserem Wiki gegeben.[1]
Der Kurische Reisekahn „Maria“…
"Hier kommen noch einige weitere Informationen zu dem [...] erwähnten Frachtsegler „Maria“. Gebaut wurde das Fahrzeug im Jahre 1886/88 in Sokaiten an der Memel (Ostpreußen) von dem Bootsbauer Fran(t)z für den Schiffer Krause aus Sokaiten. Die Abmessungen waren 29,58 x 6,05 m und die Tragfähigkeit betrug 180,125 Tonnen. 1898 erfolgte der Verkauf an Schiffer Heinrich Adomeit aus Siehmonen am Pregel, der für seine Neuerwerbung 6500,- Mark zahlen musste. Seit dem 15. Juli 1904 war der Kahn „Maria XXIII.1142, Reiskahn aus Eichenholz“ unter der Nr. 34 mit Heimatort Tapiau im BSR des dortigen Amtsgerichts eingetragen. Nach 40 jährigem Einsatzes auf den Flüssen Ostpreußens, sowie auf dem Frischen- und Kurischen Haff, wurde die „Maria” 1928 beim Schiffbauer Liebe in Tapiau generalüberholt. Auch in den folgenden Jahren wurde der Kahn in regelmäßigen Abständen überholt. Im Januar 1934 übernahm der Sohn Hermann Wilhelm Adomeit das Fahrzeug, aber der Vater blieb weiterhin an Bord, ebenso die Schwester Helene. Die „Maria“ führte die Klasse I für hölzerne Binnenschiffe und durfte daher auch Gefahrgut transportieren. Auch war sie für Hafffahrten zugelassen. Außerdem war der Kahn mit Zollverschlüssen ausgestattet, so dass er auch für Fahrten ins Ausland eingesetzt werden konnte. Im Frühjahr 1938 erfolgte der Einbau eines 3 Zyl. 4 Takt Motors der Marke MWM (Bj. 37) mit 60 PS Leistung, der auch bis zum Abbruch der „Maria“ seinen Dienst versah. Die Masten wurden nun durch kleinere ersetzt, die zudem geklappt werden konnten. Wie bereits [...] geschrieben, floh die Familie Adomeit mit ihrem Kahn 1945 über Schweden und Dänemark nach Westdeutschland, wobei sie weitere Flüchtlinge mitnahm. 1948 wurde die „Maria“ nun im BSR Hamburg mit dem neuen Heimatort Hamburg eingetragen und die Adomeits am Liegeplatz „Stadtdeich 27“ amtlich gemeldet.
In den folgenden Jahren wurde der Kahn für Frachtfahrten auf den Westdeutschen Kanälen eingesetzt und von dem Geschwisterpaar Hermann und Helene betrieben. Hermann Adomeit starb am 27. Januar 1963 in Herne[2], seine Schwester wohnte vorerst weiterhin auf dem in Herne aufliegenden Kahn, bis sie eine Wohnung in Herne bezog.
Den Kahn verkaufte sie im Okt/Nov. 1963 für 3000,- Mark an den Schiffer Otto Gutsche aus Berlin, der seine Neuerwerbung überwiegend in der Frachtfahrt von und nach Berlin einsetzte. Im Register Deutsches Binnenschiffahrtsbüro 1966 wird die „Maria“ noch mit folgenden Daten genannt: Abmessungen 29,58 x 6,02/6,16 x 1,91 m. Tragfähigkeit 178 Tonnen bei 1,88 m Tiefgang, aber dann mit der Einschränkung versehen: „Die Tragfähigkeit ist begrenzt auf 160,060 to bei 1,75 m Tiefgang“. Im Winter 1970/71 erfolgte dann der Abbruch auf der Lanke-Werft II in Berlin-Spandau. "[3]
Literatur
- Jäger, Werner: Der Kurische Reisekahn Maria - Einblicke in die Geschichte eines Ostpreußischen Frachtseglers - Text und Redaktion: Martina Will Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 1995, ISBN: 9783895341618
- Gerdau, Kurt: Spärlich eingerichtete Kammern im Achterdeck - Ausstellung im Ostpeußischen Landesmuseum über den in Memel gebauten Frachtensegler „Maria". In: Das Ostpreußenblatt. 27. Mai 1995, S. 12.
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