Bergmanns-Unterstützungs-Verein Herne-Sodingen 1885, Spielmannszug
Zu diesem Artikel fehlen uns leider noch einige Informationen ... Wenn Sie uns helfen möchten, den Artikel Bergmanns-Unterstützungs-Verein Herne-Sodingen 1885, Spielmannszug zu erweitern oder zu verbessern, so melden Sie sich bei uns an und werden Autor für das Wiki der Stadtgeschichte. Hier anmelden! |
Zwei Jahre nach den Wirren und Schrecken des ersten Weltkrieges wurde 1920 von den Kameraden des B.U.V. Herne-Sodingen ein eigener Spielmannszug ins Leben gerufen.
[1], [2]
Kammerad Heinrich Weppner war es, der diesen Vorschlag 1920 in die Tat umsetzte. Eine kleine Schar begeisterter Musiker fing sofort mit den Proben an. 1921 waren es folgende Spielleute: Hülsebusch, Reinert, Weppner H. sen., Heckmann, Langendonk, Osterloh, Wörmann, Detert, Rudolf R., Rudolf E., Nentwig, Vogt, Potzkei, Vogt Eugen, Kraus J., Hartmann Wilhelm sen. die sich nach und nach durch emsiges Proben und einige Veranstaltungen in die Herzen der Mitmenschen spielte. Sie wurden schon nach einiger Zeit über die Grenzen Hernes hinaus durch Vereinsbegegnungen bekannt und beliebt.
Nach dem 40-jährigen Stiftungsfest des B.U.V. Herne-Sodingen im Jahre 1925 nahm das Korps stetig an Mitgliedern zu. Es konnte mit neuen Kräften aufgefrischt werden. Leider wurde diese Aufwärtsentwicklung durch den zweiten Weltkrieg unterbrochen. Die meisten Spielleute wurden Soldaten, andere dienstverpflichtet. Durch hohe Ausfälle wurde der Spielbetrieb eingestellt.
Nach Ende des unglückseligen Krieges war es wieder Heinrich Weppner, der im Winter 1945 unter den schwersten Verhältnissen und trotz Verbot der englischen Besatzungsmacht den Spielmannszug neu gründete.
Mit alten und neuen Spielleuten, u.a. Fritz Detert, Otto Osterloh, Emil Heckmann, Willi Hartmann sen., Paul Nentwig, August Patz und Jakob Kraus, versuchte er den Spielmannszug in Schwung zu bringen. Nach kurzer Zeit merkten sie aber, daß sie ohne die heranwachsende Jugend nicht vorankommen konnten.
So versuchte nun jeder, seine Kinder und Nachbarkinder für den Spielmannszug zu begeistern.
Junge Männer, die aus der Gefangenschaft zurückkamen, wurden ebenfalls angeworben. Kurz vor Schluß des Jahres 1945 traten die jungen, angehenden Spielleute zum ersten Male mit den alten Kameraden zur ersten Probe im Schwimmbad Neptun zusammen.
Es waren folgende Kameraden: Günter Hartmann, Friedhelm Kraus, Willi Keuper, Alfred Keuper, Theo Feigl, Günter Marek, Siegfried Marek, Willi Hartmann jun. und Rudi Pludra.
Mit diesen jungen und den alten Spielleuten begannen nun die Proben. In kurzer Zeit hatte H. Weppner einen Spielmannszug zusammen, der seinen Spielbetrieb begeistert aufnahm. Es wuchs ein Spielmannszug zusammen, der zu jeder Veranstaltung und jedem Ausmarsch des Vereins begeistert mitmachte. Rudi Pludra übernahm die Chorführung und wurde 1. Vorsitzender. Immer mehr junge Männer ließen sich als Spielleute ausbilden. Viele Ausmärsche und Ausflüge festigten die Kameradschaft und das Zugehörigkeitsgefühl.
1947 verhandelte Rudi Pludra mit dem englischen Stadtkommandanten wegen der Genehmigung für das 1. Spielmannstreffen in Herne-Sodingen. Unter Beteiligung vieler Spielmannszüge fand dieses Treffen 1948 in Herne-Sodingen statt. Ganz Sodingen stand im Zeichen der Spielleute.
Ein großer Festzug durch Sodingen und das gemeinsame Zusammenspiel aller Spielmannszüge am Denkmal (Wiesmann) lockte eine riesige Menschenmenge an. Alle Räume des Vereinslokals Borgmann waren zu klein. Es wurde für die junge Garde des B.U.V. Herne-Sodingen 1885 ein voller Erfolg. An dieser Stelle möchte ich aber die ehemalige Werksdirektion der Schachtanlage Mont-Cenis mit seinem Chef Dr. Mieles und unserem Ehrenmitglied des B.U.V. Hermann Mursal nennen, die uns in großzügiger Weise unterstützt haben.
Dieses Spielmannstreffen war für den Spielmannszug die beste Werbung. Wir konnten uns vor Neuanmeldungen kaum retten. Erich Merten und Willi Stephan brauchten sich über Arbeit nicht beklagen. Die Ausbildung der Spielleute wurde durch diese beiden Spielleiter immer härter und besser. Immer wieder holte man die jungen Musiker zu vielen Veranstaltungen.
Schon damals wurden die eingespielten Gelder für Instrumente und Trachten ausgegeben. Da unsere Frauen und Mütter es satt hatten, immer die weißen Sachen zu waschen, legten wir uns schwarze Bochumer Kittel zu. Alle ehemaligen Bergschulbesucher wurden aufgesucht, um von ihnen für wenig Geld die Bergmanns-Mütze und den Kittel abzukaufen.
Der Schneider gab allen getragenen Jacken einen neuen Kragen. So wurde der Bergmanns-Kittel Bestandteil unserer Tracht. (Weiße Hose, schwarzer Kittel und die Bergmanns-Mütze).
Als im Jahre 1964 der Landesverband der Berg-, Hütten- und Knappenvereine gegründet wurde, erklärte man den Spielmannszug zum Bundesspielmannszug des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen, deren Mitgründer Alfred Keuper und Rudi Pludra waren. Es kamen neue Aufgaben auf den Spielmannszug zu. Einmal im Ruhrgebiet bekannt und beliebt, war es fast selbstverständlich, daß bei der Gründung des Bergmanns-Orchester Ruhr, der Spielmannszug als Bestandteil des Orchesters eingegliedert wurde. Jetzt wurde der Spielmannszug mit Schachthelmen und schwarzen Hosen ausgerüstet. Freunde und Gönner halfen uns dabei. Hier möchte ich die Namen Hugo Biesewinkel, Dr. Karl Grosse und Theo Lauring nennen.
Es folgten viele Höhepunkte, die die Spielleute noch mehr verband und bekannt machten.
Nicht zu vergessen:
- Europäische Musikfeste in Gelsenkirchen und Dortmund
- Fernsehübertragung aus der Gruga in Essen zwischen Europa und Amerika über den Satelliten Early Bird
- Veranstaltungen und Konzerte im Ruhrfestspielhaus in Recklinghausen
- Konzert in der Deutschlandhalle Berlin
- 1. Mai-Feier mit dem Bundespräsidenten Lübke vor dem Reichstagsgebäude Berlin vor 500.000 Menschen
- Schallplattenaufnahme beim Sender FSB
- Konzert im Berliner Zoo
- Eröffnung der Industrieausstellung unter dem Funkturm in Berlin
- 1000 Jahre Bergbau Rammelsberg in Goslar
- Grenzlandtreffen in Geldern
- Konzerte und Festbesuche in Belgien, Siegerland, Hessenland, Bayern, Sauerland, der Eifel sowie beim europäischen Bergmannstreffen in Berchtesgaden.
Als die Rezession über den Bergbau hereinbrach, mußte das gesamte Orchester mit dem Spielmannszug und dem Dichter Anton Zischka,
für den Steinkohlenbergbau die Werbetrommel rühren. Großveranstaltungen in der Westfalenhalle Dortmund unter dem Motto "Das
Revier will leben". 1000 Musiker ließen die Westfalenhalle beben. Alle diese Veranstaltungen bleiben für uns unvergessen.
Nach Gründung der Ruhrkohle AG "starb" auch das Orchester Ruhrbergbau. Der Spielmannszug kam jetzt seinem eigenen Spielplan nach. Die Rezession machte auch nicht vor unserem Spielmannszug halt.
Nach Schließung der Schachtanlage Mont-Cenis im Jahre 1978, stellte auch der Spielmannszug für 1 Jahr seinen Spielbetrieb ein.
Die alte Garde war Pflastermüde geworden.
Der 2. Vorsitzende und Ausbildungsleiter Fritz Hagen trat aus dem Spielmannszug aus. Fritz Hagen war ein hervorragender Ausbilder. Wir haben ihm für seine gute Arbeit zu danken.
Da durch die Zechenschließung der größte Teil der noch verbliebenen Spielleute Frührentner geworden war, hatten wir jetzt Zeit, das Problem Spielmannszug zu überdenken. In einer wichtigen Versammlung, ist es Rudi Pludra gelungen, Heinz Kreis und Josef Sobanski für die Flötenausbildung zu begeistern.
Wir entschlossen uns, durch eine Werbeaktion, Nachwuchs anzuheuern. Es wurden Handzettel in Sodingen und an den Schulen verteilt. Unsere Werbung schlug wie eine "Bombe" ein. Der Zulauf an Neuwerbungen wurde immer stärker.
Aber da tauchten neue Schwierigkeiten auf. Das Interesse bei den Mädchen war viel größer als bei den Jungen. Wir entschlossen uns, auch Mädchen auszubilden.
Auf den Erfolg brauchten wir nicht lange zu warten. Im August 1979 waren die ersten Spielleute einsatzfähig. Der Spielbetrieb wurde wieder aufgenommen.
Rudi Pludra setzte sich für die Neuanschaffung von Bergmanns-Trachten ein. Mit Hilfe durch den 1. Vorsitzenden Günter Awiszus und dem 1. Kassierer Paul Winger gelang es, den gesamten Spielmannszug mit einer neuen Tracht einzukleiden. Die Anschaffung von neuen Instrumenten (Flöten und Marschtrommeln), folgte. Die neuen Schachthüte wurden durch Idealisten in Eigenbau angefertigt. Alle Spielleute erhalten diese Sachgegenstände und Instrumente vom Spielmannszug gratis. Es braucht kein Beitrag entrichtet zu werden. Um all dieses finanziell zu bewältigen, hat der Spielmannszug ein Unmenge an Spieleinsätzen bewältigen müssen. Da durch die Ausbildung ein hervorragender Klangkörper aufgebaut wurde, ist der Spielmannszug auch überall gefragt.
Zwischen 30 und 40 Einsätze stehen auf der jährlichen Tagesordnung. 1981 erhielt der gesamte Spielmannszug eine Sommertracht. Die augenblickliche Spielstärke beläuft sich auf 45 bis 50 Spielleute. Auch für die Freizeitgestaltung der Jugendlichen wird vom Spielmannszug aus sehr viel unternommen. Zeltlager im Kallethal, Aufenthalte in den Jugendherberge Monschau und Tecklenburg waren Höhepunkte für alle Beteiligten. Für die Betreuung der Jugendlichen haben die Betreuer 10 bis 18 Tage Freizeit gerne geopfert. Durch diese Unternehmungen wird die Kameradschaft gefördert.
Viel Arbeit mußte bewältigt werden. Ohne Idealismus hätten wir dieses nicht erreichen können.
Nach 38 Jahren Tätigkeit als 1. Vorsitzender und Chorführer, mußte Rudi Pludra seine aktive Laufbahn im Spielmannszug wegen angeschlagener Gesundheit 1983 aufgeben.
Er wurde aufgrund seiner erworbenen Dienste um den Spielmannszug zum Ehrenvorsitzenden gewählt. In der anschließenden Jahreshauptversammlung wurde Günter Posselt zum 1. Vorsitzenden gewählt. Der jahrelange Spielleiter und 2. Vorsitzende Willi Stephan wurde Chorführer. Der Start für diesen neuen Vorstand konnte nicht besser sein.
Rudi Pludra übergab einen schuldenfreien Spielmannszug mit sehr gutem Vermögen. Der Chronist sagt dazu: "Nicht alleine haben wir
dieses geschafft. Der Dank des Spielmannszuges gilt dem Vorstand des B.U.V. Herne-Sodingen für sein Verständnis, für seine geleistete Hilfe und Großzügigkeit."
Wenn wir heute auf eine 65-jährige Vergangenheit zurückblicken können, dann soll man auch den Männern Dank zollen, die mitgeholfen haben, solch ein Lebenswerk zu schaffen. Wir denken an die Ausbilder Emil Heckmann, Erich Merten, Fritz Hagen, Willi Stephan, Heinz Kreis, Josef Sobanski, Karl-Heinz Volkhausen, Gerhard Weisser und an den Ehrenvorsitzenden Rudi Pludra.
Der Chronist wünscht dem Spielmannszug für die Zukunft eine glückliche Hand in der Vereinsführung, erfolgreiche Spielabschlüsse und keine Nachwuchssorgen.
Literatur/Digitalisate
<pdf width="700px" height="900px">BUV Herne-Sodingen Spielmannszug, Erinnerung von Siegfried Marek, 2022.pdf</pdf>