Röhlinghausen wandelt sich zum beliebten Wohnquartier (WAZ 16.10.2014)
Röhlinghausen wandelt sich zum beliebten Wohnquartier
Wanne-Eickel. Röhlinghausen ist nach Ansicht von Joachim Wittkowski ein Musterbeispiel für einen Stadtteil im Ruhrgebiet. Der Germanistikdozent und gebürtige Röhlinghauser erarbeitete im vergangenen Jahr mit einem VHS-Kurs die Broschüre „Röhlinghausen im Wandel der Zeit“.
Röhlinghausen ist nach Ansicht von Joachim Wittkowski, der im vergangenen Jahr mit einem VHS-Kurs die Broschüre „Röhlinghausen im Wandel der Zeit“ erarbeitet hat, das Musterbeispiel eines Stadtteils im Ruhrgebiet: „All die Behauptungen von außerhalb, das Ruhrgebiet habe den Strukturwandel verschlafen, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen“, so der gebürtige Röhlinghauser. „Wir befinden uns hier seit 1840 in einem permanenten Strukturwandel; Röhlinghausen ist dafür ein ausgezeichnetes Beispiel.“
Bauernschaft bis 1840
Bis etwa 1840 habe es lediglich eine Bauernschaft gegeben, die Gegend sei rein landwirtschaftlich geprägt gewesen. Dann sei die Schwerindustrie mit den Zechen und der Stahlverarbeitung gekommen, nach deren Ende habe die Entwicklung zum Dienstleistungssektor eingesetzt. Zurzeit erlebe Röhlinghausen den Wandel zur Wohngesellschaft mit Nahversorgung, was sich an den vielen Neubauten und der Sanierung der Zechensiedlungen zeige. Auch das Mehrgenerationen-Wohnen am Stratmanns Weg ist ein Beispiel dafür. „Aus einem verschrieenen Stadtteil ist eine bevorzugte Wohngegend geworden“, so Wittkowski. Wo man arbeite, spiele dabei eine eher untergeordnete Rolle: Der Arbeitsplatz müsse heute nicht mehr direkt vor der Haustür liegen.
Entwicklungspotenzial für Gastronomie
Das Angebot vor Ort, besonders das mit Lebensmitteln, sei recht gut; das gelte auch für die medizinische Versorgung. Luft nach oben gebe es dagegen bei der Gastronomie: „Da ist nicht mehr viel“, bedauert Wittkowski. Und als Begegnungsstätte gebe es zwar das traditionsreiche Volkshaus, das aber am Alten Hof ein wenig abgelegen sei. Darüber hinaus bestehe kaum die Möglichkeit, sich zu treffen. Vor allem auch die Schließung der kleinen Zweigstelle der Bibliothek in der Südschule vor einigen Jahren stößt bei ihm auf Kritik: „Damals wurde sie geschlossen mit dem Hinweis auf die Stadtteilbücherei in Eickel“, sagt er. „Und die ist nun auch dicht.“
Dass die alten Pläne, Röhlinghausen an die S-Bahn anzubinden, aufgegeben wurden, sieht er als vertane Chance. Einen Bahnhof habe Röhlinghausen ja gehabt, Überreste der Bahnsteigkante seien noch an der Albert-Kelterbaum-Straße zu erkennen. Insgesamt sei der Stadtteil jedoch recht gut an den Nahverkehr angeschlossen.
Die vielen ehemaligen und noch vorhandenen Bahntrassen sind in Röhlinghausen jedoch auch ein Problem, nicht nur weil sie den Stadtteil an einigen Stellen regelrecht zerhacken, sondern die Bahnanlagen und Dämme zum Teil auch ungepflegt sind. „Der Zustand der Unterführung an der Plutostraße ist schlicht ein Skandal“, ärgert sich Wittkowski.
Joachim Wittkowski, Jahrgang 1959, ist gebürtiger Röhlinghauser und lebte 31 Jahre in dem Stadtteil; heute wohnt er in Castrop-Rauxel, hat aber nach wie vor enge Kontakte zu Röhlinghausen.
Nach dem Abitur am Gymnasium Eickel studierte er in Bochum Germanistik, Philosophie und Theologie und promovierte auch an der RUB.
20 Jahre lang leitete er an der Herner Volkshochschule Literaturkurse.
Wenn Vierbeiner herrenlos aufgefunden werden, wenn sie aus welchen Gründen auch immer, bei ihren Menschen nicht bleiben können oder sollen, finden sie in Röhlinghausen eine - möglichst vorübergehende - Unterkunft. An der Hofstraße 51 liegt das Tierheim, getragen vom Tierschutzverein Herne/Wanne e.V.. Ein städtisches Tierheim gibt es in Herne nicht, die Stadt hat einen entsprechenden Vertrag mit dem Tierheim in Gelsenkirchen geschlossen. Dennoch ist für viele das Röhlinghauser Tierheim die erste Anlaufstelle.
Der Verein zählt zurzeit rund 700 Mitglieder, darunter etwa 50, die sich an der Hofstraße um die Tiere kümmern, mit den Hunden spazieren gehen, mit den Katzen spielen und sie betüddeln, die Boxen und die Katzenklos sauber machen, Futter ausgeben, Decken waschen, bei Bedarf Medikamente geben und vieles mehr.
„Zurzeit haben wir nur zwölf Hunde da, die auf eine Vermittlung warten“, sagt Wolfgang Scheibel, 2. Vorsitzender des Vereins. „Bei den Katzen sieht das leider ganz, ganz anders aus.“ Insgesamt sind es 80 Katzen jeder Farbe und Altersklasse, die ein neues Zuhause benötigen und so lange im Tierheim versorgt werden. „Wir bekommen langsam einen Engpass beim Katzenfutter“, so Scheibel. Das Tierheim finanziert sich ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Deshalb kann die Versorgung so vieler Katzen das Budget stark belasten. Und Hunde und Katzen sind nicht die einzigen Bewohner, die versorgt werden wollen: Da gibt es auch noch verschiedene Kleintiere wie Kaninchen oder Vögel.
Um die finanzielle Situation aufzubessern und so auch die Gebäude in Schuss zu halten bzw. zu erweitern, lädt das Tierheim mehrmals im Jahr zu Veranstaltungen wie Frühlings- oder Herbstfesten ein. Die nächste Aktion ist der Adventsbasar am Samstag, 22. November, 13 bis 17 Uhr.
Gabriele Heimeier
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