Eisenbahnunfall 1898
Voralberger Volksblatt vom 29. Januar 1898 S. 3 [1]
"Ein großes Eisenbahnunglück passierte am Montag [24. Janauar 1898 ] um 1/2 7 Uhr in der Früh auf der Station Herne durch Entgleisung des Schnellzuges Hannover-Cöln. Der erste Bericht lautet: 4 Personen getödiet, 11 Personen schwer und 15 leicht verletzt.
Die „Frkf. Ztg." bringt noch folgende Einzelnheiten: Etwa 500 Meter von der Station Herne entfernt entgleisten infolge eines Desectes an der Schienenanlage die Locomotive, der Packwagen und der Postwagen, die von dem ersten Geleise quer auf das dritte Geleise sprangen, das Geleise aufrissen und etwa 1000 Meter fortrasten. Der erste Personenwagen, der 1. und 2. Classe führte, wurde aus dem Geleise geschleudert und stürzte auf die Breitseite. Ebenso der zweite Personenwagen, der beim Umstürzen den nächsten Wagen fast vollständig demolierte.
Die Insassen der beiden ersten Wagen wurden theils getödtet, theils schwer verwundet. Einem Passagier, der mit Stricken aus dem umgestürzten Wagen gezogen wurde, waren der Kopf und beide Arme abgetrennt. Der Kopf eines anderen Reisenden war in der Mitte gespalten. Zwischen den Trümmern lagen die abgetrennten Körpertheile: eine Hand, die noch in einen, Handschuh steckte, sowie Arme und Leine. Als der aus acht Wagen bestehende Zug auseinanderriss, sprang ein Passagier aus dem Wagen heraus, ohne ernstlichen Schaden zu nehmen. Zum Glück war der Zug nur mäßig besetzt. Der Materialschaden ist bedeutend. Die unter den Trümmern Begrabenen konnten nur mit äußerster Mühe aus ihrer schrecklichen Lage befreit werden. Von den in den Krankenhäusern untergebrachten Verletzten ist im Laufe des nachmittags einer gestorben, mehrere andere dürften schwerlich mit dem Leben davonkommen. Bei verschiedenen Verletzten musste zur Amputation geschritten werden. Die Aufregung über das Unglück ist ungeheuer.