Zufallsfunde

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Kleine Funde Herne betreffend, zusammengestellt von allen.

Salzburger Volksblatt: unabh. Tageszeitung f. Stadt u. Land Salzburg 12. Juni 1874 : (Ein pünktlicher Briefträger.) In dem betriebsamen Städtchen Herne (preußischer Regierungs Bezirk Arnsberg) waren neuerer Zeit alle sehnlichst erwarteten Geschäfts- und sonstigen Briefe ganz ausgeblieben und der Verkehr der Bevölkerung mit der Außenwelt so gut wie abgeschnitten. Die Beschwerden wurden immer lauter und die bei einem Briefträger veranstaltete Haussuchung ergab das Resultat, daß sich in einer Kiste nicht weniger als 1035 Briefe, 206 Postkarten, zahlreiche Packele, Waarenproben und Drucksachen aller Art, die meisten noch gar nicht geöffnet, vorfanden. Der Briefträger war zu träge gewesen, die Sachen auszutragen; er ist dieser Tage vom Kreisgerichte zu Bochum wegen Unterschlagung zu einjähriger Haft verurtheilt worden. http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18740612&seite=3&zoom=33&query=%22Herne%22&provider=ENP&ref=anno-search



Salzburger Volksblatt: unabh. Tageszeitung f. Stadt u. Land Salzburg 23. September 1880: (ErwischteVerbrecher.) Wir haben kürzlich gemeldet, daß die Bewohner des Dorfes Herne in Westfalen seit längerer Zeit durch eine Reihe fortgesetzter Schandthaten, denen Frauen und Mädchen zum Opfer fielen, deren Urheber aber nicht zu ermitteln waren, in beständiger Auflegung und Unruhe gehalten wurden. Man requirirte nun endlich die Hilfe der Berliner Kriminalpolizei, und der List eines der entsendeten Beamten gelang es auch bald, einen der Attentäter dingfest zu machen. Der Kriminalbeamte wußte den Verbrechern eine geschickte Falle zu stellen, indem er sich als Frau verkleidete, um so, auf vereinsamten Wegen allein gehend, einen der Patrone anzulocken. Seine Absicht gelang ihm vollkommen. Als er auf seinem Wege in die Nähe der Zeche Hibernia gelangt war, wurde ihm plötzlich eine Schlinge übergeworfen von einem Manne, der nun versuchte, dieselbe zuzuziehen. Er kam indessen, schleunigste Hilfe herbei, und so gelang er, den Schlingenwerfer festzunehmen. http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18800923&query=%22Herne%22&provider=P02&ref=anno-search&seite=6


Salzburger Volksblatt: unabh. Tageszeitung f. Stadt u. Land Salzburg 16. November 1880: (Der Bochumer Lustmord.) Schon vor einigen Monaten mußten wir darauf hinweisen, welche traurige Berühmtheit der Kreis Bochum in Westphalen durch die darin vorgekommenen Lustmorde erlangt habe. Eine einfache statistische Aufzählung derselben spricht mehr als viele Worte: Am 30. Dezember 1878 wurde die Lisette Kost bei dem Dorfe Grumme ermordet und geschändet, am 5. Juli 1879 erlitten die Elise Riemenschneider bei Querenburg, am 5. August 1879 die Lisette Schälken bei Giesenberg, am 30. Juli 1880 die Mina Pott bei Herne dasselbe Schicksal, und nun folgt am 1. November die Ermordung und Schändung der Hebamme Becker bei Altenbochnm. Diese letzte That ist noch grauenerregender als die früheren, bei welchen die Unmenschen lediglich eine sich darbietende günstige Gelegenheit benützt hatten, um ihre Opfer zu überfallen. Hier aber handelte das Scheusal von Verbrecher mit teuflischem Vorbedacht. Er sucht sich sein Opfer vorher aus, holt die Frau unter dem Vorgeben, man bedürfe ihrer Hilfe bei einer Entbindung, Morgens 6 Uhr vom Hause weg und erdrosselt sie dann im einsamen Hohlwege. Alles war wohl vorbereitet, um den Anschlag gelingen zu lassen, und der Verbrecher gebrauchte sogar die Vorsicht, obwohl es nicht regnete, den Regenschirm aufzuspannen, während er mit der Frau Becker ging, um nicht erkannt zu werden. 5 Morde ganz ähnlicher Art in demselben Kreise binnen kaum 2 Jahren und noch kein Thäter entdeckt. Man hat die ganze Polizeimannschaft und Gensdarmerie aufgeboten, hat von Berlin Geheimpolizisten gesandt, und auch jetzt hat wieder der aus dem Marpinger Prozeß bekannte Herr v. Hüllesen mit einigen Beamten sein Quartier in Bochum aufgeschlagen, aber das Resultat der früheren 4 Fälle war nur, daß ein Unschuldiger, der Strohhändler Körte, 9 Monate im Gefängnisse saß, bis sich kürzlich vor den Geschworenen seine Unschuld herausstellte. Der Gutsbesitzer, dessen widerspruchsvolle Aussagen zur Verhaftung Krötes geführt hatten, ist jetzt wegen Meineids zur Untersuchung gezogen, Körte selbst aber hat das Gefängniß so schwer leidend verlassen, daß man ihn bereits (wenn auch fälschlich) todt sagte. Unter solchen Umständen hat die öffentliche Meinung wenig Hoffnung, daß diesmal der Arm des Gerichts den Frevler ereile und das Gefühl der Beruhigung in den hoch erregten Kreis zurückkehre.http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18801116&query=%22Herne%22&provider=P02&ref=anno-search&seite=5