Grubenunglück Von der Heydt 1864 (Der Berggeist) II

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Ausschnitt aus einer Artikelserie in der Zeitung Der Berggeist: Zeitung für Berg-, Hüttenwesen u. Industrie, Band 9, 29. November 1864, S. 413[1]

Friedhelm Wessel [2]

I. Vom Rhein, 23. November 1864 Der traurige Vorfall auf der Zeche von der Heidt macht nicht allein in Westfalen, sondern auch bei uns begreiflicher Weise viel von sich reden, da es eine zu auffallende Sache ist, dass ein neues Hanfseil von 1/4 Zoll Durchmesser bei einer Belastung von nur 1500 T. reisst. Um so betrübender ist dieser Seilbruch, als er leider mit dem Verluste zweier Menschenleben verknüpft war. Es sollte dieser Fall aber auch in doppelter Weise zur Vorsicht mahnen, erstens die Besitzer und Beamten von Gruben, nur durchaus gute Seile anzuschaffen und dabei nicht in erster Linie auf billige, sondern auf tüchtige Waare zu sehen, und zweitens die Seilfabricanten, dass sie nur ganz untadelhafte Stücke zu Zwecken der Förderung oder zur Fahrung abliefern, da es auch für sie wohl ein keineswegs angenehmes Gefühl sein mag, wenn ein noch neues Seil aus ihrer Fabrik bricht und dabei ein Menschenleben zu Grunde geht. –
Ob in dem in Rede stehenden Falle die Schuld allein an der schlechten Beschaffenheit des Seiles gelegen, scheint noch nicht mit Gewissheit festgestellt zu sein; es wird jedoch, nach dem, was darüber bekannt geworden, fast allgemein angenommen und vielfach nach dem Namen des Verfertigers gefragt. Wenn wir nun auch diesen nicht nennen, so wollen wir aber doch bemerken, dass das quaest. Seil nicht aus der Seilerei der Herren Felten & Guilleaume zu Köln hervorgegangen ist, welche Fabrik sonst freilich die meisten der in RheinlandWestfalen gebrauchten Seile liefert. *) Ihne.

[Anmerkungen]

  • *) Dass die im vorliegenden Artikel ausgesprochene Mahnung in doppelter Beziehung keineswegs überflüssig erscheint, wird man im Allgemeinen wohl zugeben. Was das auf von der Heydt bei Herne gerissene Seil speciel anbelangt, so lesen wir darüber in einer berichtigen den Correspondenz aus Bochum, dasselbe sei „zur Verwendung in einem Flaschenzuge angefertigt und deshalb lose, aber nicht schlecht zusammengedreht. Die Flaschenzugseile werden bekanntlich stets lose zusammengedreht, und ist daher das Zusammenziehen eines solchen Seiles bei der Belastung ganz unvermeidlich. Flaschenzugseile von 1 Zoll Durchmesser sollen bei entsprechender Sicherheit und einfach gebraucht nur mit 8–900 T belastet werden; die Belastung des gerissenen Seiles soll circa 3000 T betragen haben. Bei Bestellung der See sollte die Art der Verwendung, sowi die Höhe der Belastung angegeben werden, weil sich nach diesen Angaben die Construction derselben richtet“. - Diese offenbar von interessirter Seite herrührende Erklärung glauben wir nicht unterdrücken zu dürfen. D. Red.


Siehe auch


Anmerkungen

  1. https://books.google.de/books?id=8mJQAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false
  2. Dieser Text wurde von Friedhelm Wessel zur Verfügung gestellt. Der Text darf nicht ohne Genehmigung verändert oder weitergegeben werden.