Heinz Rühmann: Unterschied zwischen den Versionen
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::''Heinz Rühmann war kein Sohn unserer Stadt. Seine Schulzeit hat er nicht auf dem Realgymnasium in Wanne verbracht. Seine ersten schauspielerischen Gehversuche machte er auch nicht in einem hiesigen Schülerensemble.<br/>Und sein Vater hat nicht das Restaurant im Hauptbahnhof Wanne-Eickel betrieben. So viel zur Legendenbildung.<br/>In Wanne gewohnt hatte der große Volksschauspieler allerdings schon, wenn auch nicht sehr lange.<br/>Geboren wurde er 1902 in Essen, in einem Hotel, genauer gesagt. Eltern und Großeltern von Heinz hatten beruflich mit Hotels und Gaststätten zu tun. Vater Rühmanns Sprung vom Kellner zum selbstständigen Gastronom führte ihn 1906 nach Wanne-Eickel, wo er die Bahnhofswirtschaft pachtete. Die allerdings war ein schlichter Holzbau.<br/>Mit pfiffigen Marketing-Ideen (so verkaufte er Snacks an Durchreisende, während deren Zug kurz am Bahnhof hielt) und einer offenbar guten Küche war die Rühmann’sche Unternehmung in Wanne ein Erfolg. Zu Ostern 1912 wurde Heinz dann als Sextaner am Realgymnasium Wanne eingeschult, blieb aber noch nicht einmal bis zum Ende des Schuljahres.<br/>Sein Vater, ein ruheloser Geist und hoffnungsloser Hasardeur, fühlte sich beflügelt durch den Wanner Erfolg zu Höherem berufen: Im Januar 1913 übernahm er als Pächter den neueröffneten Handelshof in Essen – und damit mal wieder sich selbst. Die Familie zog natürlich mit nach Essen und musste miterleben, wie Hermann Rühmann in kürzester Zeit wieder in eine schwere Pleite ritt.<br/>Erst ein knappes halbes Jahr, nachdem die Rühmanns Wanne verlassen hatten, wurde hier der neue Personenbahnhof eröffnet. Heinz wird wohl während seiner Wanner Zeit noch den Rohbau gesehen haben. Ob die tragische weitere Geschichte der Familie einen anderen Fortgang genommen hätte, wenn sie in Wanne geblieben wäre? Vielleicht hätte Vater Hermann seinen Erfolg im kleinen Bahnhof in dem neuen, großen Hauptbahnhof fortsetzen können.<br/>Dann hätte Mutter Margarete vielleicht nicht im Jahr [[1914]] die Scheidung von ihrem Manne verlangt. Vielleicht hätte sich Hermann Rühmann auch zwei Jahre später nicht umgebracht. Und Heinz wäre es erspart geblieben, mit Mutter und Geschwistern nach München zu ziehen. Ein großer Schauspieler wäre er auch in Wanne geworden. Wetten?'' | ::''Heinz Rühmann war kein Sohn unserer Stadt. Seine Schulzeit hat er nicht auf dem Realgymnasium in Wanne verbracht. Seine ersten schauspielerischen Gehversuche machte er auch nicht in einem hiesigen Schülerensemble.<br/>Und sein Vater hat nicht das Restaurant im Hauptbahnhof Wanne-Eickel betrieben. So viel zur Legendenbildung.<br/>In Wanne gewohnt hatte der große Volksschauspieler allerdings schon, wenn auch nicht sehr lange.<br/>Geboren wurde er 1902 in Essen, in einem Hotel, genauer gesagt. Eltern und Großeltern von Heinz hatten beruflich mit Hotels und Gaststätten zu tun. Vater Rühmanns Sprung vom Kellner zum selbstständigen Gastronom führte ihn 1906 nach Wanne-Eickel, wo er die Bahnhofswirtschaft pachtete. Die allerdings war ein schlichter Holzbau.<br/>Mit pfiffigen Marketing-Ideen (so verkaufte er Snacks an Durchreisende, während deren Zug kurz am Bahnhof hielt) und einer offenbar guten Küche war die Rühmann’sche Unternehmung in Wanne ein Erfolg. Zu Ostern 1912 wurde Heinz dann als Sextaner am Realgymnasium Wanne eingeschult, blieb aber noch nicht einmal bis zum Ende des Schuljahres.<br/>Sein Vater, ein ruheloser Geist und hoffnungsloser Hasardeur, fühlte sich beflügelt durch den Wanner Erfolg zu Höherem berufen: Im Januar 1913 übernahm er als Pächter den neueröffneten Handelshof in Essen – und damit mal wieder sich selbst. Die Familie zog natürlich mit nach Essen und musste miterleben, wie Hermann Rühmann in kürzester Zeit wieder in eine schwere Pleite ritt.<br/>Erst ein knappes halbes Jahr, nachdem die Rühmanns Wanne verlassen hatten, wurde hier der neue Personenbahnhof eröffnet. Heinz wird wohl während seiner Wanner Zeit noch den Rohbau gesehen haben. Ob die tragische weitere Geschichte der Familie einen anderen Fortgang genommen hätte, wenn sie in Wanne geblieben wäre? Vielleicht hätte Vater Hermann seinen Erfolg im kleinen Bahnhof in dem neuen, großen Hauptbahnhof fortsetzen können.<br/>Dann hätte Mutter Margarete vielleicht nicht im Jahr [[1914]] die Scheidung von ihrem Manne verlangt. Vielleicht hätte sich Hermann Rühmann auch zwei Jahre später nicht umgebracht. Und Heinz wäre es erspart geblieben, mit Mutter und Geschwistern nach München zu ziehen. Ein großer Schauspieler wäre er auch in Wanne geworden. Wetten?'' | ||
Heinz Rühmann besuchte das Realgymnasium der Ämter Wanne und Eickel, das heutige Gymnasium Eickel. Über seine schulischen Leistungen ist nichts überliefert. Wohl war Rühmann aber kein Kind von Traurigkeit, wie sein Grußwort aus Anlass des 75jährigen Jubiläums des Gymnasium Eickel beweist: | |||
Heinz Rühmann, 21-5-79 | |||
Mein altes Gymnasium „ich grüsse Dich.“ | |||
Damals wohnten wir auf dem Bahnhof | |||
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marschierte stolz durch die Fahrkartensperre | |||
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an der Metzgerei Leesen vorbei, zu Dei- | |||
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Auf dem Heimweg wurden Strassenschlachten | |||
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Eine glücklich unbeschwerte Zeit mit | |||
einer geliebten Mutter, die immer voll | |||
Sorge war, umgeben von guten Freunden, | |||
die, wenn auch nicht alle, heute | |||
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Du garnicht, etwas jünger als ich, | |||
aus Dir kann noch was werden! | |||
ich grüsse Dich | |||
Dein Heinz Rühmann | |||
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Festschrift Gymnasium Eickel 1904-1979 | |||
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Version vom 2. März 2015, 13:34 Uhr
Zitat aus: Wolfgang Berke: Wanne-Eickel - Das Buch zur Stadt
- Heinz Rühmann war kein Sohn unserer Stadt. Seine Schulzeit hat er nicht auf dem Realgymnasium in Wanne verbracht. Seine ersten schauspielerischen Gehversuche machte er auch nicht in einem hiesigen Schülerensemble.
Und sein Vater hat nicht das Restaurant im Hauptbahnhof Wanne-Eickel betrieben. So viel zur Legendenbildung.
In Wanne gewohnt hatte der große Volksschauspieler allerdings schon, wenn auch nicht sehr lange.
Geboren wurde er 1902 in Essen, in einem Hotel, genauer gesagt. Eltern und Großeltern von Heinz hatten beruflich mit Hotels und Gaststätten zu tun. Vater Rühmanns Sprung vom Kellner zum selbstständigen Gastronom führte ihn 1906 nach Wanne-Eickel, wo er die Bahnhofswirtschaft pachtete. Die allerdings war ein schlichter Holzbau.
Mit pfiffigen Marketing-Ideen (so verkaufte er Snacks an Durchreisende, während deren Zug kurz am Bahnhof hielt) und einer offenbar guten Küche war die Rühmann’sche Unternehmung in Wanne ein Erfolg. Zu Ostern 1912 wurde Heinz dann als Sextaner am Realgymnasium Wanne eingeschult, blieb aber noch nicht einmal bis zum Ende des Schuljahres.
Sein Vater, ein ruheloser Geist und hoffnungsloser Hasardeur, fühlte sich beflügelt durch den Wanner Erfolg zu Höherem berufen: Im Januar 1913 übernahm er als Pächter den neueröffneten Handelshof in Essen – und damit mal wieder sich selbst. Die Familie zog natürlich mit nach Essen und musste miterleben, wie Hermann Rühmann in kürzester Zeit wieder in eine schwere Pleite ritt.
Erst ein knappes halbes Jahr, nachdem die Rühmanns Wanne verlassen hatten, wurde hier der neue Personenbahnhof eröffnet. Heinz wird wohl während seiner Wanner Zeit noch den Rohbau gesehen haben. Ob die tragische weitere Geschichte der Familie einen anderen Fortgang genommen hätte, wenn sie in Wanne geblieben wäre? Vielleicht hätte Vater Hermann seinen Erfolg im kleinen Bahnhof in dem neuen, großen Hauptbahnhof fortsetzen können.
Dann hätte Mutter Margarete vielleicht nicht im Jahr 1914 die Scheidung von ihrem Manne verlangt. Vielleicht hätte sich Hermann Rühmann auch zwei Jahre später nicht umgebracht. Und Heinz wäre es erspart geblieben, mit Mutter und Geschwistern nach München zu ziehen. Ein großer Schauspieler wäre er auch in Wanne geworden. Wetten?
- Heinz Rühmann war kein Sohn unserer Stadt. Seine Schulzeit hat er nicht auf dem Realgymnasium in Wanne verbracht. Seine ersten schauspielerischen Gehversuche machte er auch nicht in einem hiesigen Schülerensemble.
Heinz Rühmann besuchte das Realgymnasium der Ämter Wanne und Eickel, das heutige Gymnasium Eickel. Über seine schulischen Leistungen ist nichts überliefert. Wohl war Rühmann aber kein Kind von Traurigkeit, wie sein Grußwort aus Anlass des 75jährigen Jubiläums des Gymnasium Eickel beweist:
Heinz Rühmann, 21-5-79
Mein altes Gymnasium „ich grüsse Dich.“ Damals wohnten wir auf dem Bahnhof in Wanne und ein kleiner Junge als Sextaner mit der bunten Mütze auf, marschierte stolz durch die Fahrkartensperre hindurch, die Strassen entlang, an der Metzgerei Leesen vorbei, zu Dei- nem mir unendlich gross erscheinenden Schulgebäude. Auf dem Heimweg wurden Strassenschlachten geliefert, ich trage heute noch eine Narbe und nachmittags wurde im kleinen Bahnhofsgarten Schleuderball gespielt und eine Lokomotive, die vorne einen grossen Haken hatte, nahm den Ball mit fort nach Gelsenkirchen, wo wir ihn abholen durften. Eine glücklich unbeschwerte Zeit mit einer geliebten Mutter, die immer voll Sorge war, umgeben von guten Freunden, die, wenn auch nicht alle, heute noch da sind. Mein altes Gymnasium, so alt bist Du garnicht, etwas jünger als ich, aus Dir kann noch was werden! ich grüsse Dich
Dein Heinz Rühmann
Aus: Festschrift Gymnasium Eickel 1904-1979