Hölkeskampring 162

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
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Kotten Engbert
Herne Hölkeskampring 162.jpg
Bildinfo: Arnoldius 2020[1]
Erbaut: 1833
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Letzte Änderung: 04.03.2024
Geändert von: Andreas Janik

Der Kotten Engbert liegt am Hölkeskampring 162 in einem Grünbereich südlich des Otto-Hahn-Gymnasiums. Da er auf der östlichen (hier eher nördlichen) Seite des Ostbaches liegt, gehörte er zum Dorf bzw. zur Gemeinde Sodingen. In der Nähe lagen der Hof Boecker und der Kotten Spithaus zu Sodingen.

Das Gebäude wurde am 30. Januar 2015 in die Liste der Baudenkmäler der Stadt Herne eingetragen (719-51/DL-15 )

Im Hypothekenbuch des Gerichts Strünkede steht unter "Engberts zu Sodingen"[2]: "Hauß, Hof und Garten". Er gehörte dem Freiherren von und zu Strünkede und wurde von Fleigenschmidt erworben. Später gelangte er an den Hof Schmidt-Sodingen. Zwei Hyotheken belasteten den Hof: Am 18. Juli 1750 gab einen Eintrag für Johann Diedrich Bröcking über 200 Gld. courrant gegen Sicherung eines Stück Vödelandes. Ein Jahr später, am 4. März 1751, kam für den gleichen Gläubiger eine weitere Obligation über 200 Gld. cour. gegen Sicherung ein Stück des Hoherots.[3] Ebenfalls eintragbar waren Vormundschaften der Dörflichen gemeinschaft. Es wurde eingetragen: "Engbert ist Vormünd über Serres Kinder". Weitere Ländereien besaß der Inhaber "an Stams Länderey, zwischen Hentrey und Jacobs" [...] noch ein Stück auf dem Hoheroth" gelegen.[4]

Das zweigeschossige Wohn- und Wirtschaftsgebäude ist ein laut Torbalkeninschrift 1833 errichtetes Kötterhaus mit Querdeele.

Inschrift

Heinrich Engberth bei Herne und Anna Maria Darwe bei Bicken[dornen] Eheleute /
Darum bin ich heraus gegangen Dir zu begegnen Dein Angesicht /
früh zu schauen und habe dich gefunden. Die Sprüche Salomons Sieben Vers 15 /
den 22. Juni 1833“ „M.W.G.“' oder „T.W.H.“

"Dieser Spruch ist im Zusammenhang der angegebenen Bibelstelle eine Warnung vor ehelicher Untreue:

„Und siehe, da begegnete ihm ein Weib im Hurenschmuck, listig, wild und unbändig… Darum bin herausgegangen, dir zu begegnen, dein Angesicht zu suchen, und habe dich gefunden. Ich habe mein Bett schön geschmückt mit bunten Teppichen aus Ägypten. Ich habe mein Lager mit Myrrhe, Aloe und Zimt besprengt. Komm, laß uns buhlen bis an den Morgen und laß uns der Liebe pflegen. Denn der Mann ist nicht daheim… Sie überredete ihn mit vielen Worten und gewann ihn mit ihrem glatten Munde. Er folgt ihr alsbald nach, wie ein Ochse zur Fleischbank geführt wird, …So gehorchet mir nun, meine Kinder, und merket auf die Rede meines Mundes. …Ihr Haus sind Wege zum Grab, da man hinunterfährt in des Todes Kammern.“[5]

Genealogie

Johann Henrich Nothen, † vor 1781

Gertrud Weusthof (Stiepel)
Kind:

Georg Heinrich Noethe (* 8. Mai 1755 Harpen, † 10. März 1823)
I ∞ 24. Juni 1781 Dionysius
Catharina Gerdruth Engbert ( † 15. Januar 1809)

Johann Conrad Engbert zu Sodingen, † vor 1781 ∞
Elsaben Sonnenschein
Kind:

Catharina Gerdruth Engbert, ~ 4. November 1759 St. Dionysius[6] , † 15. Januar 1809[7]
I ∞ 24. Juni 1781 Dionysius
Georg Heinrich Noethe, ab 1781 Nöthe gen. Engbert (* 8. Mai 1755 Harpen, † 10. März 1823), Leineweber
Kinder
Anna Elisabeth Engbert, * 16. Dezember 1790, † 22. Dezember 1815
Georg Heinrich Engbert, * 10. Dezember 1815, † 17. Februar 1816.
Henrich Georg Engbert, * 17. März 1794, s.u.
Henrich Wilhelm Engbert, * 14. September 1797, ~ 17. September 1797 St. Dionysius, † 27. Juli 1860
∞ 30. Januar 1830 St. Dionysius
Maria Elisabeth Bleckmann * 1788; Witwe Spithaus zu Sodingen (Vater: Kötter gen. Bleckmann bei Herne)
Kind
Henrich Diedrich Wilhelm Nötte gen. Engbert gen. Spithaut * 10. August 1830, ~ 28. Aug 1830 St. Dionysius
II ∞ 13. Juli 1811 St. Dionysius
Anna Catharina Darve, * 27. April 1767, † 31 Juli 1838, ± 3. August 1838[8]. Tochter des Henrich Darve in Bickendornen. 71/3/4
Kinderlos

Henrich Georg Engbert, * 17. März 1794, † 23. Oktober 1855, ± 26. Oktober 1855;
∞ 3. Mai 1819 St. Dionysius
Anna Maria Darve aus Bickerdornen im Kirchspiel Eickel, † nach 1856; Tochter des Johann Henrich Darve und der Anna Maria Stratmann.
Kinder
Elsa Maria Catharina Engbert, * 15. November 1820, † 19. Oktober 1849.
Henrich Wilhelm Engbert, * 5. November 1823, † 22. April 1829.
Johann Diedrich Henrich Engbert, * 19. März 1826, † 4. April 1829.

Denkmal

DENKMAL NR. 719
■ Fachwerkhaus
Hölkeskampring 162, Sodingen
■ Erbaut: 1833
■ Architektur:
■ Details: Bei dem zweigeschossigen Wohn- und Wirtschaftsgebäude handelt es sich um einen wenig verändertes Kötterhaus mit Querdeele, das die Entwicklung vom ländlichen zum großstädtischen Herne belegt. Der landwirtschaftliche Bau mit klar ablesbarer Raumstruktur im Inneren überliefert das Leben der Kötter. Das Fachwerkgebäude besticht mit seinen Fenstern mit Schlagläden, einem Torbogen mit Inschrift sowie einem wahrscheinlich aus der Originalbauzeit stammenden Dachstuhl

Objektbeschreibung:

Bei dem Objekt handelt es sich um ein zweigeschossiges Fachwerkhaus, welches im Typ eines Längsdeelenhauses errichtet wurde. Das Gebäude stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und wurde in der Vergangenheit komplett zu Wohnzwecken umgebaut.

Das Ursprünglich vorhandene Deelentor wurde dazu entfernt.

Die Giebelfelder des Fachwerkbaues sind verbrettert. Seitlich wurde ein eingeschossiger Anbau ebenfalls in Fachwerkkonstruktion errichtet. Dieser Anbau schließt mit einem Pultdach an das Haupthaus an.

Die Fenster sind unregelmäßig in den Gefachen verteilt, und auch von unterschiedlicher Größe.

Der Hauseingang befindet sich unter einem nachträglich errichteten Holzvorbau.

Denkmalwert ist der unter seinem Hauptdach zusammengefasste Baukörper.

Begründung des Denkmalwertes:

Die Hofstelle mit Fachwerkhaus ist nach unserem jetzigen Kenntnisstand und in ihrem beschrieben Umfang geeignet, Entwicklungen in Herne zu bezeugen.

Das Haus dokumentiert die ländliche, vorindustrielle Vergangenheit der Stadt Herne und ist somit wichtig für die Ortsgeschichte. Das Gebäude ist bedeu­tend für die Stadt Herne, weil es als ein seit Jahrzehnten offensichtlich wenig veränderter landwirtschaftlicher Bau die Entwicklung Hernes vom länd­lichen Raum in den großstädtischen Raum besonders gut belegt. Das Gebäude gehört zu einer kleinen Gruppe solcher Hofstellen, die entlang des Hölkeskampringes anzutreffen sind.

Für die Erhaltung und Nutzung des Gebäudes sprechen wissenschaftliche Gründe hinsichtlich der Regionalgeschichte, weil das relativ unveränderte Gebäude in Grundriss, Aufriss und Bausubstanz die Wohn- und Wirtschaftsverhältnisse im Herne des 19. und frühen 20. Jahrhunderts überliefert.

Für seinen Denkmalwert sprechen in diesem Zusammenhang auch volkskundliche Gründe.

Eine andere Begründung

"Das Gebäude ist bedeutend für die Stadt Herne, weil es als ein seit Jahrzehnten offensichtlich wenig veränderter landwirtschaftlicher Bau die Entwicklung Hernes vom ländlichen Raum in den großstädtischen Raum besonders gut belegt. Hier wird insbesondere das Leben der Kötter, der kleinbäuerlichen Tagelöhner-Schichten, überliefert. Das Gebäude gehört zu einer kleinen Gruppe solcher Hofstellen, die in Herne anzutreffen sind. Verwiesen sei hier auf das 1776 erbaute Längsdeelenhaus an Castroper Str. 231, das den Wechsel der Wirtschaftsweise durch den Wechsel der Deelenkonstruktion von längs auf quer veranschaulicht, anderseits mit der Torbogeninschrift: „Selig ist der Man der ein gut Weib hat. Die Zahl seiner Tage wird gedoppelt sein. Ein redlich Weib erfreut ihren Man“. Die Rolle der Frau in der Ehe einmal mehr thematisiert.
Der sehr viel größere Schultenhof [[9]] von 1821 an der Oestrichstraße 140 vermittelt dagegen einen fast zeitgleichen Eindruck von den Standesunterschieden zwischen einem Großbauern und einem Kötter.

Für die Erhaltung und Nutzung des Gebäudes sprechen wissenschaftliche Gründe hinsichtlich der Regionalgeschichte, die oben bereits mit skizziert wurden, weil das relativ unveränderte Gebäude in Grundriss, Aufriss und Bausubstanz die Wohn- und Wirtschaftsverhältnisse im Herne des 19. und frühen 20. Jahrhunderts überliefert. Für seinen Denkmalwert sprechen in diesem Zusammenhang auch volkskundliche Gründe, weil die Bräuche und Wirtschaftsweisen zum Beispiel in der Torbalkeninschrift und der Querdeele überliefert sind. Durch seine Lage inmitten eines großen Wiesen- und Gartengrundstückes an einem Bach sprechen für seine Erhaltung und Nutzung auch städtebauliche Gründe, denn so liegt es idyllisch-abgeschieden mit historischem Charakter inmitten der Stadt Herne und bezeugt frühere Lebensformen."[10]

Eintragung des Fachwerkhauses Hölkeskampring 162, Stadtbezirk Sodingen, in die Liste der Baudenkmäler der Stadt Herne gemäß § 3 Denkmalschutzgesetz. [11]

Siehe auch

Quellen