Ohne Rückkehr - Deportationen von Herner und Wanne-Eickeler Juden (WAZ 2012)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Auf dem Sportplatz von Eintracht Dortmund „sammelten“ die Nationalsozialisten im April 1942 insgesamt 791 Juden aus Herne und Umgebung. Die Juden wurden nach Polen deportiert und fanden dort den Tod. Foto: aus dem besprochenen Buch

Der Herner Historiker Ralf Piorr hat mit Kollegen das Schicksal von 791 Juden aus Herne und Umgebung erforscht. Die Ergebnisse sind als Buch erschienen.

„Gebt der Erinnerung Namen“ – so lautet der Grundsatz des renommierten Historikers Saul Friedländers. Ein Auftrag, dem der Herner Historiker Ralf Piorr und einige Kollegen gerecht geworden sind.Seit 2008 haben sie die Geschichte von 791 jüdischen Männern, Frauen und Kindern aus dem Bezirk Arnsberg erforscht, die 1942 von den Nationalsozialisten nach Zamosc (Polen) deportiert und später ermordet wurden, darunter auch 31 Herner und sechs Wanne-Eickeler. Die Ergebnisse ihrer umfassenden Recherche haben sie in dem von Piorr im Klartext-Verlag herausgegebenen Buch „Ohne Rückkehr. Die Deportation der Juden aus dem Regierungsbezirk Arnsberg nach Zamosc im April 1942“ (19,95 Euro) veröffentlicht.„Es gab bis zum Jahr 2007 so gut wie nichts zu diesem Thema“, sagt Ralf Piorr. Es seien enorme Anstrengungen aller Beteiligten nötig gewesen, um das Material zusammenzutragen. So reiste der 45-jährige Historiker und Publizist selbst unter anderem nach Israel, um Foto-Material zu sichten. Der Erinnerung einen Namen gegeben hat Piorr etwa durch Martha Wertheim und deren erschütternde Geschichte, die „ein Licht auf das Ausmaß der persönlichen Erniedrigungen und die Ausweglosigkeit der Situation am Vorabend der Deportation werfen“. Ihr Mann Dr. Gustav Wertheim, ein angesehener Herner Arzt und dekorierter Sanitätsoffizier des Ersten Weltkrieges, nahm sich am 18. November 1941 nach Demütigungen durch SA-Männer[Anm. 1] in seiner Wohnung das Leben. Seine Frau wurde daraufhin von den Nationalsozialisten gezwungen, in das „JudenhausBahnhofstraße 57/59 zu ziehen. Als im Januar 1942 die ersten Juden aus Herne in das Ghetto Riga[Anm. 2] deportiert wurden, war sie offenbar dank der Unterstützung des Arztes Dr. Wernher Wiemer untergetaucht. Doch am 28. April 1942 wurde sie mit 30 weiteren Herner Juden nach Dortmund abgeschoben. Nicht nur ihre, sondern auch die Namen sowie Geburtsdaten und -orte aller 791 von Dortmund ins Ghetto Zamosc deportierten Juden aus dem Bezirk Arnsberg sind im Buch aufgelistet - darunter das Wanne-Eickeler Ehepaar Albert und Lisette Klestadt. Neben der Schilderung von Einzelschicksalen sowie dem Aufzeigen von Zusammenhängen und Hintergründen finden sich in dem Buch zahlreiche Abbildungen von Fotos, Briefen und amtlichen Dokumenten - etwa die „Abmeldung“ der deportierten Herner Juden durch die Gestapo[Anm. 3] und deren Vermerk: „Am 28.4.1942 unbekannt verzogen (evakuiert). “Die Geschichte der Herner Juden endete mit Transporten nach Theresienstadt[Anm. 4] am 29. Juli 1942 und nach Auschwitz[Anm. 5] Ende Februar 1943. Doch die Erinnerung hat durch Piorrs Veröffentlichung neue Namen erhalten.

Dieser Artikel bzw. dieses Bild wird von der Westdeutschen Allgemeine Zeitung für das Wiki der Herner Stadtgeschichte zur Verfügung gestellt und unterliegt dem Urheberrecht. Bei einer Verwendung dieser Abbildung und/oder dieses Textes außerhalb des Wikis der Herner Stadtgeschichte ist die Genehmigung beim Zeitungsverlag einzuholen. Die Genehmigung umfasst Veröffentlichungen u.a. aus der Westdeutschen Allgemeine Zeitung und den Ausgaben aus Beständen des Herner Stadtarchivs.
920px-WAZ Logo.jpg

Anmerkungen

Verwandte Artikel

Quellen