St. Dreifaltigkeit (Herne)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
St. Dreifaltigkeit
St Dreifaltigkeit 1327 Thorsten Schmidt 20190203.jpg
Bildinfo: St. Dreifaltigkeitskirche am 03.02.2019 [1]
Erbaut: 1931/32
Stadtbezirk: Sodingen
Ortsteil: Holthausen
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Letzte Änderung: 31.01.2024
Geändert von: Andreas Janik

St. Dreifaltigkeit ist eine katholische Gemeindekirche in Herne und liegt in Holthausen an der Börsinghauser Straße. Bis zum 31. Dezember 2016 war sie Gemeindekirche der Dreifaltigkeits-Gemeinde im Pastoralverbund Herne-Ost des Dekanates Emschertal im Erzbistum Paderborn. Heute gehört sie zur Katholische Pfarrgemeinde St. Dionysius Herne.

Baugeschichte

Das dünn besiedelte Holthausen erlebte wie viele andere Gebiete in dieser Region durch den nordwärtsziehenden Bergbau im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts einen rasanten Bevölkerungszuwachs. Dadurch waren die Mutterkirchen gezwungen, Pfarrvikarien zu schaffen, um den Menschen die aktive Teilnahme am Gottesdienst und dem Gemeindeleben zu ermöglichen. Die St.-Lambertus-Gemeinde in Castrop pfarrte im Jahr 1900 die St.-Joseph-Gemeinde ab. Nach der Pfarrwerdung der St. Peter und Paul Gemeinde in Sodingen und dem Bau ihres Gotteshauses wurde auch in Holthausen der Wunsch größer, eine eigene Gemeinde für Holthausen und die Siedlung Teutoburgia einzurichten.

Am 25. März 1908 wurde die erste Heilige Messe zu Holthausen in einer Notkirche an der Mont-Cenis-Straße gefeiert, die dann durch die Dreifaltigkeitskirche an der Börsinghauser Straße ersetzt wurde. Diese diente bereits 1885 in Castrop (St. Lambertus) und zuletzt als Notkirche St. Urbanus (st. Peter und Paul) in Sodingen als Unterkunft.[2]

Zum 1. April 1913 wird die eigenständige Pfarrgemeinde Holthausen errichtet.[3] Am 1. Oktober 1928 wird die Pfarrei Holthausen dann aus dem Dekanat Castrop-Rauxel entlassen und in das Dekanat Herne eingegliedert.

Kirchengebäude

Das 19311932 im expressionistischen Baustil erbaute Kirchengebäude ist eine Stahl-Fachwerk-Konstruktion und wurde von dem Hammer Architekten Karl Wibbe (geboren 1896 in Lippstadt, gestorben 1969 in Hamm) geplant und ausgeführt. Der Sockel besteht aus einem Betonkranz mit starken Betonpfeilern. Die Stahl-Fachwerk-Konstruktion ist mit Schrauben an diesem Sockel befestigt und kann bei Setzungsrissen und Senkungen von diesem gelöst und wieder neu ausgerichtet werden. Die Konstruktion ist jedoch nicht sichtbar, da der Stahlskelettbau mit Triolsteinen ausgemauert wurde, das Dach mit Bronzeblech gedeckt wurde und die Außenwände mit Klinkern und Ibbenbürener Sandstein verblendet wurden. Das Stahlskelett wurde vom Gelsenkirchener Betrieb der "Vereinigte Kesselwerk AG Orange"[4] konstruiert und geliefert. Die Kirche wurde für 300 Erwachsene und 140 Kinder geplant. Die feierliche Konsekration fand am 5. November 1933 statt. Prägend sind die hohen, gestreckten Rundbogenfenster und der breite gedrungene Westturm mit seinem flachen doppelten Helmabschluss

Freudentag in Herne-Holthausen - Erzbischof dr. Caspar Klein konsekriert die neue Kirche. Herner Anzeiger vom 6. November 1933.[5]

Die Werktagskapelle am Ende des linken Seitenschiffes und das Ehrenmal für die Gefallenen Holthausens im Ersten und Zweiten Weltkrieg an der südlichen Langhausseite sind nach dem 2. Weltkrieg hinzugekommen.

Seit dem 11. März 2009 steht die Kirche unter unter der Nummer 706-51/DL-09 in der Liste der Baudenkmäler der Stadt Herne.[6] s.u.

Innenausstattung

Altarreliquen: Hl. Amandus[7] und Aureus[8].

1967 erfolgte eine künstlerische Neugestaltung nach den Grundsätzen der Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils. Ausführend waren Wilhelm, Michael und Christoph Winkelmann aus Möhnesee-Gönne und Heinrich Stiegemann (1909-1989). Es entstand ein neuer Volksaltar, Tabernakel, Hängekreuz, Ambo und Leuchter.

Die Pieta wurde 1967 vom Denkmalsamt Paderborn aus Eichenholz geschaffen und ist eine Kopie der Pieta aus dem Kloster Oehlinghausen.

Die Glasfenster schuf 1967 und 1975 der Künstler Nikolaus Bette aus Bottrop.
Nach einem Wettbewerb wurde 2010 der Altar aus dem überhöhten Chor in den Kirchenraum verlegt, wo eine Altarinsel neu entstanden ist. Gewinner und Ausführender Architekt war der Dortmunder Gunnar Ramsfjell.

"[...] Der neu gestaltete Innenraum erfährt seine Neudefinition über eine zentral in den Kirchenraum platzierte Altarinsel, die sich in Material und Farbe vom Boden absetzt. Hier finden der Altar, Ambo und die Kredenz ihren neuen Platz. Die Altarinsel wird zum liturgischen Mittelpunkt mit der Idee des offenen Rings. Die Gemeinde versammelt sich um den Altar, damit die Messfeier zum gemeinsamen Erlebnis wird. Die Anordnung der Bänke um den Altar vermittelt die direkte Beteiligung an der Messfeier. Die Sitzbank für den Pfarrer und für die Messdiener bildet den Abschluss der Altarinsel.
Am Standort der früheren Werktagskapelle findet die „Pieta“ ihren neuen Platz. Eine unter der Empore angbrachte Gitterwand trägt dem Wunsch der Gemeinde nach Nutzung der neuen Werktagskirche außerhalb der Öffnungszeiten Rechnung."[9]

Geistliche (unvollständig)

  • 1922–1934: Pfarrer Josef Prenger, 1909–1922 Kaplan der Gemeinde, 1934–1964 Pfarrer der Gemeinde St. Peter und Paul in Herne
  • 1990–1996: Pfarrer Ottmar Wiesehöfer (* 1922 † 30. August 1999), Geistlicher Rat a.H., Weihe 1950, Subsidiar in St. Agatha in Niedersfeld.
  • 1996-2017: Thomas Poggel, vom 1. Dezember 2010 bis zum 31. Dezember 2016 zugleich Pfarrer an St. Peter und Paul.
  • 2017 -: Pfarrer Georg Birwer, St. Dionysius Herne.

Geistliche aus der Gemeinde stammend

  • Dr. Thomas Witt, (* 1966) Domkapitular in Paderborn und Leiter des Pastoralen Raumes Elsen-Wever-Borchen.[10]
  • Raimund Kinold, (* 1967) Leiter des Pastoralverbund Bigge-Lenne-Fretter-Tal.[11]

Denkmalschutz

DENKMAL NR. 706
■ kath. St. Dreifaltigkeitskirche
■ Börsinghauser Straße 62, Sodingen
■ Erbaut: 1931-1932
■ Architektur: Karl Wibbe
■ Details: Bei der in Stahlskelettbauweise mit Klinkerfassade errichteten Kirche handelt es sich um eine Kirche mit basilikalem Querschnitt. Die Seitenschiffe sind relativ niedrig und mit einer Flachdecke nach oben abgeschlossen. Die Fenster- und Portalwände sowie die Rahmungen sind in Sandstein ausgeführt. Prägnant sind die hohen, gestreckten Rundbogenfenster und der breite, gedrungene Westturm mit flachem doppeltem Helmabschluss. Eine Werkskapelle am Ende des linken Seitenschiffes und ein Ehrenmal für die Gefallenen Holthausens im Ersten und Zweiten Weltkrieg an der südlichen Langhausseite sind Ergänzungen des Gebäudes nach dem 2. Weltkrieg. Das Kirchengebäude ist geeignet, Entwicklungen in Herne zu bezeugen. Es dokumentiert die klare, schlichte Zweckbauweise zu Beginn der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts. Das Gebäude ist bedeutend für Herne als religiöser und gesellschaftlicher Mittelpunkt der Gemeinde Holthausen.

Langfassung

Die Bezirksvertretung Sodingen nimmt die beabsichtigte Eintragung der St. Dreifaltigkeitskirche Börsinghauser Str. 62, Stadtbezirk Sodingen in die Liste der Baudenkmäler der Stadt Herne gemäß § 3 des Gesetzes zum Schutz und zur Pflege von Denkmälern im Lande Nordrhein-Westfalen (Denkmalschutzgesetz) vom 11.03.1990 (GV NRW 1980 S 226/SGV NRW 224) zur Kenntnis.

Sachverhalt:

Objektbeschreibung:

Die kath. St. Dreifaltigkeitskirche wurde um 1931/32 nach Entwürfen des Architekten Karl Wibbe errichtet.

Bei der in Stahlskelettbauweise mit Klinkerfassade errichteten Kirche handelt es sich um eine Kirche mit basilikalem Querschnitt. Die Seitenschiffe sind relativ niedrig und mit einer Flachdecke nach oben abgeschlossen. Die Fenster- und Portalwände sowie die Rahmungen sind in Sandstein ausgeführt. Prägnant sind die hohen, gestreckten Rundbogenfenster und der breite gedrungene Westturm mit flachem doppeltem Helmabschluss.

Eine Werkskapelle am Ende des linken Seitenschiffes und ein Ehrenmal für die Gefallenen Holthausens im Ersten und Zweiten Weltkrieg an der südlichen Langhausseite sind Ergänzungen des Gebäudes nach dem 2. Weltkrieg.

Denkmalwert ist das gesamte Gebäude im Inneren und Äußeren.

Begründung des Denkmalwertes:

Das Kirchengebäude ist in seinem beschriebenen Umfang geeignet, Entwicklungen in Herne zu bezeugen. Es dokumentiert die klare, schlichte Zweckbauweise zu Beginn der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts. Das Gebäude ist bedeutend für Herne als religiöser und gesellschaftlicher Mittelpunkt der Gemeinde Holthausen.

Für die Erhaltung und Nutzung des Gebäudes liegen wissenschaftliche Gründe hinsichtlich der Architekturgeschichte vor. Die Kirche wurde 1931/32 nach Entwürfen des Architekten Karl Wibbe errichtet. Wibbe gehört zu den im Kirchenbau der Region Westfalen häufig beschäftigten Architekten. In Denkmallisten eingetragen sind bisher die 1931 errichtete Katholische Kirche in Elohe-Cobbenrode sowie die im gleichen Jahr entstandene Kirche in Sundern-Langscheidt.

Außerdem ist eine Villa in Hamm, die er entworfen hat, denkmalwert. Wibbes Bauten sind in der Grundauffassung traditionell ausgerichtet und orientieren sich in der endgültigen Ausführung im Äußeren an der vorherrschenden Bauform in der ländlichen oder städtischen Umgebung. In der Statik richtete sich Wibbe nach der ihm gestellten Aufgabe, den örtlichen Gegebenheiten und den finanziellen Verhältnissen.

In einigen Bauten verwandte er Holzlamellenkonstruktionen, in anderen reine Putzbauten aus Ziegelstein mit Holzbalkendecke, wiederum woanders schalungslosen Eisenbeton mit Parabel oder Spitzbögen.

Für die Dreifaltigkeitskirche in Herne-Holthausen entschied er sich für eine Stahlskelett-Konstruktion, die nachträglich mit Ziegelsteinen umhüllt, und mit leichteren Bausteinen ausgefacht wurde. Die Verwendung eines Stahlgerippes im Kirchenbau ist für die damalige Zeit bestimmt und bis zur Gegenwart hin nach unserem Kenntnisstand sehr selten. Zu dieser Konstruktion führte Wibbe aus: „Die Verwendung eines Stahlgerippes bei Hochbauten ist häufig äußerst wertvoll. Die genietete und verschraubte Konstruktion ergibt einen steifen und festen Baukörper. Sie ermöglicht geringe Mauerstärken und spart daher Material. Außerdem kann man mit der Stahlbauweise breite Räume stützenlos überdachen. Durch die große Ersparnis an Material wird das Eigengewicht erheblich verringert, was in Bergbaugegenden von großem Vorteil ist. Unbedingt erforderlich ist eine gewissenhafte Montage und vorsichtige spätere Ausmauerung unter Auswahl der richtigen Baustoffe“. Das Stahlskelett wurde von der Vereinigte Kesselwerk AG Orange in Gelsenkirchen entworfen, konstruiert und geliefert. Die Skelettkonstruktion kann man seit Fertigstellung des Kirchenbaus noch im Dachraum und im Zugang zum Dachraum erkennen. Ansonsten bietet die Kirche sich dar als traditionellexpressionistischer Kirchenbau aus Ziegelstein und Sandsteingewänden.

Von dem ehemaligen Kirchenfenster ist nur im Bereich des Windfangs noch einiges erhalten. Die neuen Fenster aus dem Jahr 1975 wurden von N. Bette und H. Kohl aus Bottrop entworfen und ausgeführt. Die Orgel stammt von der Fa. Stockmann.

Für den Denkmalwert des Gebäudes sprechen aber auch städtebauliche Gründe, da das Kirchengebäude mit seinem dominierenden Westturm an der Börsinghauser Straße einen besonderen Blickpunkt bildet.

Erwähnt sei, dass an der südlichen Langhausseite ein Ehrenmal für die Gefallenen Holthausens im Ersten und Zweiten Weltkrieg zu finden ist.

Aus der Bauakte lässt sich entnehmen, dass die Kirche für 300 Erwachsene und 140 Kinder geplant war, dass der Stahlskelettbau mit Triolsteinen ausgemauert wurde, das Dach mit Bronzeblech gedeckt wurde und die Verblendung aus Klinker und Ibbenbürener Sandstein besteht.

Von Seiten des Eigentümers wird kein Einspruch gegen die Eintragung in die Liste der Baudenkmäler erfolgen.

Da hier ein öffentliches Interesse hinsichtlich wissenschaftlicher, architekturgeschichtlicher, gestalterischer sowie städtebaulicher Gründe besteht, liegen die Voraussetzungen für die Eintragung in die Denkmalliste vor."[12]

Bilder

Weblinks

Lesen Sie auch

Quellen