Serienmord in der Herner Mark (1872-1882)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Originaltext aus dem Salzburger Volksblatt: unabh. Tageszeitung f. Stadt u. Land Salzburg, vom 15. April 1882 S. 2

Mord an einem Mädchen.

Die „Wests. Volkszeitung" berichtet aus Bochum vom 11. April:

Unheimliche Gerüchte von einem Lustmord durchschwirrten heute Morgens unsere Stadt, denen man anfänglich kaum Beachtung schenkte. Leider bestätigte sich das grausige Gerücht als entsetzliche Thatsache. In der Herner Mark wurde gestern, am zweiten Osterfeste, die 16jährige Dienstmagd Ostermann aus Hiltrop erdrosselt, nachdem zuvor an ihr ein Attentat verübt worden war. Von dem Schandburschen, der den Mord beging, hat man bis jetzt keine Ahnung, obwohl sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt worden sind, denselben zu entdecken. Man fand die Leiche des Mädchens in demselben Busche, in welchem man vor noch nicht ganz 1 1/2 Jahren die unglückliche Minna Pott ebenfalls als Leiche entdeckte, und zwar kaum 150 Schritte davon. Das ist nun der siebente Lustmord seit dem 30. Dezember 1878, dem Todestage der Lisette Kost. Die That muß Vormittags am hellen Tage geschehen sein, als das Mädchen seinen in Hiltrop wohnenden Vater besuchen oder zur Kirche gehen wollte. [1]

Originaltext aus der Indiana Tribüne, Volume 4, Number 231,Indianapolis, Marion County, 3. Mai 1882

"Deutsche Lokal Nachrichten. D o r t m u n d, 11. April.
Über den schon gemeldeten Lustmord wird Näheres berichtet: Die Friederike Ostermann hatte am Morgen des zweiten Feiertage das Haus ihres Dienstherrn verlassen, um nach Herne zur Kirche zu gehen, nachdem sie vorher mitgeteilt hatte, dass sie nicht zu früh zurückkehren werde, da sie vorhabe, im Lause des Tages ihre in Holthausen (halbwegs zwischen Herne Castrop) wohnenden Anverwandten zu besuchen. Ein längeres Ausbleiben des Mädchens hatte aus diesem Grunde durchaus nicht ausfallen können.

In der Tat hatte sich Friederike Ostermann bis zum Nachmittag nicht wieder eingestellt. Unterdessen fanden aber an demselben Nachmittage Leute, welche aus dem von Herne Hiltrop führenden, ziemlich breiten Feldwege von der Kirche zurückkehrten, ungefähr 2 Kilometer von Hiltrop entfernt, das Gesangbuch des Mädchens am Wege liegen. Bald wurde man auch in der nächsten Umgebung des Fundorts auf Spuren aufmerksam, die auf einen statt gefundenen Überfall schließen ließen. Nach einigem Suchen, wurde etwa 130 Schritte von der Stelle entfernt, an welcher das Gesangbuch bemerkt worden war, in einen dichten Gebüsch versteckt, die geschändete Leiche des Mädchens am Saume eines Waldes gefunden. Dass ein heftiger Kampf zwischen dem kräftig gebauten Mädchen und seinem Mörder stattgefunden haben muss, darüber, ließ der Zustand der Leiche keinen Zweifel. Die Kleider waren vollständig in allen Teilen zerrissen. Der Schandbube hat vor seiner Tat sogar den unteren Saum des Kleides zerschneiden müssen. Um den Hals des Mädchens war das Halstuch desselben fest zusammengeknotet und außerdem noch ein Bindfaden darum geschlungen.

Das Mädchen, ist offenbar von dem Wege aus in den Wald geschleppt worden. Das Buschwerk dort in der Nähe, des Fundortes ist so dicht verwachsen, dass die Leiche bei einer stärkeren Belaubung schwerlich hätte so schnell gesunden werden können. Es sind sofort umfassende Schritte zur Ergreifung des Mörders eingeleitet worden. Der erste Staatsanwalt Herr Schlüter hat sich, gestern bereits behufs Feststellung des Tatbestandes von hier nach Hiltrop und Herne begeben. Es ist dies nun der siebente Lustmord seit dem 30. Dezember 1878, dem Todestage der Lisette Kost. Am 5. Juli 1879 folgte der Kost in den Tod Elise Riemenschneider, dieser am 5. August desselben Jahres Lisette Schlülken, dieser am 30. Juli 1880 Minna Pott, dieser am 1. November desselben Jahres die Hebamme Becker, dieser am 27. Juli 1881 das Schulmädchen Christine Hämelmann in Rellinghausen (bei Essen) und vorgestern endlich die sechzehnjährige Magd Ostermann." [2]

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Quellen