Kohlenlagerplatz Grimberger Feld (Monno)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Von Karl-Heinz Monno

Kohlenlager macht Platz für Doppelhäuser

Terhoeven „Forensik hat keine Zukunft"

Auf dem Kohlenlagerplatz in Unser Fritz soll eine neue Doppelhaus-Siedlung mit rund 180 Wohneinheiten entstehen. Planungs- und Umweltausschuss sowie die Bezirksvertretung Wanne stimmten dem Bebauungsplanentwurf zu.
Für dieses von der Areal GmbH und der RAG-Tochter MGG vermarktete Projekt (die WAZ berichtete) stehen 125 000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, davon sollen rund 66 000 qm für den Wohnungsbau genutzt werden. Die Stadt verbindet damit eine „soziale Durchmischung" (Planungsamtsleiter Dr. Bodo Steiner) für einen Stadtteil, der von großer Überalterung gekennzeichnet ist. Zwar sprachen sich die Gremien einstimmig für diese Pläne aus, Kritik wurde dennoch geäußert. Zum Beispiel an Ausgleichsmaßnahmen für die „spontane Vegetation", die sich dort in der Nähe zum Kanal gebildet hat. Sie soll nur teilweise durch höherwertiges Grün auf der gleichen Fläche ersetzt werden, für den Rest kommt z.B. das ehemalige Erdbeerfeld an der Sodinger Straße in Betracht. Einhellige Meinung der Politik: Ersatz-Grün muss im Bezirk Wanne geschaffen werden. „Eine Gefährdung für das Wohnen ist ausgeschlossen", entgegnete Steiner auf die von Elmar Hussing (CDU) geäußerten Bedenken, in Unser Fritz könnten ähnliche Altlasten-Probleme wie an der Leibnizstraße entstehen. Hussing brachte auch das Stichwort Forensik ins Spiel, Seine Befürchtung: Die bisherige Argumentation könne an Bedeutung verlieren. Baudezernent Jan Terhoeven entgegnete jedoch mit Optimismus: „Das Wohnprojekt hat Zukunft." Der Grundstückseigentümer, nämlich der Bergbau, der in der Nähe auch Gelände für eine forensische Klinik zur Verfügung stellt, werde sich diesen Schritt gutüberlegt haben. Terhoeven: „Wir gehen davon aus, dass die Forensik keine Zukunft hat." Is

LESERBRIEF Herne, 16. Juli 2001

Betr. Kohlelagerplatz Unser Fritz.

Das Wanne Bürgern nicht damit zufrieden sind, wenn die Begrünung für den Kohlelagerplatz Unser Fritz in den relativ an Freiflächen und Wald besser ausgestatteten Bezirk Sodingen kommen, kann ich gut verstehen. Für die Gesundheit der Bevölkerung in Wanne, für Erholung und Freizeit, für Klima und Luft wäre „mehr Grün in Wanne“ gut zu gebrauchen. Das käme bei den überwiegend westlichen Winden allen Herner Bürgern zugute. Wenn ich mich recht erinnere wurde der auf einer früher als Ackerfläche genutzte Lagerplatz, nach dem er zu diesem Zweck nicht mehr gebraucht wurde als Ausgleichsfläche in der Diskussion vorgesehen. Er war Anfang der 90er Jahre schon zu gut 2/3 damit belegt. Damals wollte zumindest die Herner SPD die Versiegelung in der dicht besiedelsten Stadt in Europa nicht weiter treiben. So fanden die im „Forum Sozialdemokratische Zeitschrift für Kommunalpolitik“ im März 1983 vorgeschlagenen Thesen breite Zustimmung. Darin hieß es: Vom Flächenanspruch her muss in Zukunft die Sicherung von Grün- und Freiflächen eine höhere Bedeutung in den Kommunen bekommen. Ziele sind: Die Rückgewinnung von Brach- und Industrieflächen für Grün und Erholung in den Verdichtungsgebieten. Alles vergessen? Diese Zukunft hat man wohl trotz „Ökologische Stadt der Zukunft“ zurück gestellt. Ist die vorgesehene massive Wohnbebauung trotz zurückgehender Bevölkerung, trotz leerstehender Wohnungen, überhaupt sinnvoll?

Karl - Heinz Monno, Viktor Reuter Strasse 57

HGW übernimmt die Erschließung „Unser Fritz"

Der Aufsichtsrat der Herner Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (HGW) hat gestern in einer Sondersitzung beschlossen, das für eine Einfamilienhaus-Bebauung vorgesehene Grundstück am Kanal in Unser Fritz von der Montan-Grundstücksgesellschaft anzukaufen und zu erschließen. Die zügige Entscheidung der HGW gewährleiste, dass die bisherigen Grundstückserwerber ihre Baupläne auf dem attraktiv gelegenen Gelände ohne größeren Zeitverzug verwirklichen könnten, betonte Aufsichtsratsvorsitzender Meinolf Nowak. Die Vermarktung des Geländes im Wanner Norden - es bietet Platz für etwa 100 Einfamilienhäuser, der größte Teil von ihnen soll freistehend gebaut werden - liegt weiter in den Händen des Immobiliendienstes der Herner Sparkasse.

WAZ 9. 5. 03
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Im Juli 2004 Ist die Bebauung des Platzes nach anfänglichen Schwierigkeiten schon fortgeschritten. Es fehlte Erde um den Baugrund zu erhöhen. Am Teich, dem ehemaligen Wendebecken wurde der westliche Weg entfernt und die Böschung natürlich gestaltet. Dahinter liegt bis zur Bebauung eine Grünfläche. Eine neue bunt angestrichene Fußgängerbrücke wurde über den Kanal gelegt. Der Blick von der Brücke zeigt deutlich, dass die Wohnhäuser mit ihrem unteren Teil tiefer liegen als die Wasseroberfläche des Kanals. Eine große Fläche, die vorgesehen war für Ausgleichsmaßnahmen wurde versiegelt. Über die Brücke kommen wir zum

Wäldchen beim Grimberger Feld.

WAZ 20. 1. 2004

Stadt, Vereine und Circus in einem Boot.

Mit diesem Titel berichtete der Stadtbaurat die Öffentlichkeit über ein lange geplantes Vorhaben bei der Künstlerzeche Unser Fritz. Das Projekt auf 50 000 m2 geplant soll etwa 2 Mio. € kosten. Eine Aufwertung für den Stadtteil soll das für Jugend, Freizeit und Sport dann eingerichtete Gebiet sein. Das Gelände gehört der Montan Grundstücks Gesellschaft. In einem alten Zechengebäude besteht schon eine „Künstlerzeche“. Die Stadtwerke Herne wollen dort dem Vernehmen nach Grubengas fördern. Unbestritten sind es wichtige Vorhaben zur Aufwertung von Wanne.
Von mir war etwas anderes geplant. Auf dem Foto unten ist der Planungsbereich Ende der 80 er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu sehen. Ich habe damals in meiner Arbeit zu „Natur und Landschaft in Wanne“ u. a. geschrieben: „Das Kanalufer ist in diesem Bereich gespundet. Im Flächennutzungsplan ist das beschriebene Gebiet als Wohnbaufläche ausgewiesen. Bei einer Bebauung würde eine gute ökologische Fläche, auch wertvoll als Lebensraum für Vögel zunichte gemacht.“ Auch wenn das Wäldchen durch die Verlagerung der Dorstener-Straßenbrücke und Forstungsmaßnahmen beeinträchtigt wurde, gilt das früher geschrieben auch heute noch. Durch die Eingemeindung der Wanner nach Herne ist Herne zur waldärmsten Stadt in Europa geworden. Diesen traurigen Ruf hatte bis dato Wanne. Trotz jahrelanger Bemühungen der Umweltschützer, hier Verbesserungen durchzuführen scheint man in Wanne nicht gescheit zu werden. Für jeden Schnickschnack ist man dort bereit. Grünflächen und Wald zu opfern.
Ist Wald nicht wichtig? Ist nicht jedes Grün eine Bremse gegen die drohende Klimakatastrophe? Andere wichtige Funktionen nicht zu vergessen. Speziell dieser Wald und der nach Westen anschließende Gehölz streifen haben dazu eine wichtige Funktion gegen den Reifenabrieb und die Abgase der Autos. Bei so viel Jugend, Freizeit und Erholung, kann der Faktor Gesundheit außen vor bleiben. Die Frage lautet, muss jede geplante Münchhausiade auch verwirklicht werden oder ist gewachsene Natur, nicht wertvoller und preiswerter?

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Ein weiterer Grund meiner Verärgerung liegt in meiner Dummheit. Am Tag vor der Veröffentlichung des Berichts in der Zeitung habe ich mich dazu überreden lassen, mitzuhelfen, eine beim BUND angelieferte Sendung Vogelnistkästen in einen Keller zu tragen. Da werden überall in unserer Landschaft diese Kästen angebracht, werden betreut und jährlich von ehrenamtlichen Helfern gesäubert. Planende beamtete Oberumweltschützer und Politiker haben nichts anderes zu tun, als natürliche Nistgelegenheiten durch ihre Planung und Zustimmung zu zerstören. [1]

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Einzelnachweise

  1. Karl-Heinz Monno 2001-2003