Hof Westerworth (Baukau)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Hof Westerworth
Westerworth-Baukau-1926.jpg
Bildinfo: Der Resthof um 1926
Erwähnung: 1336
Stadtbezirk: Herne-Mitte
Ortsteil: Baukau
Kartengitter: G4
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Letzte Änderung: 03.02.2023
Geändert von: Andreas Janik


Der Hof Westerwort in Baukau war einer der ältesten Gehöfte Hernes. Er lag an der verlängerten Wörthstraße, heute im Harpener Weg. 1892 lautete die Adresse "Complex Providence 8" durch die nähe der Zeche Providence/Von der Heydt.

Lage 1865

Die erste Erwähnung Westerwort fand bereits im Jahre 1336 am 9. Oktober statt: Gerlach von Westerwort siegelt in einer Strünkedeschen Urkunde.

Bereits im Jahre 1435 wird berichtet: Rosier Swarte überträgt sein Recht und sein Anteil an dem Gute zu Boeckau seinem Bruder, dem Priester Hermann Swarte. Dieser Hermann war zu dieser Zeit Vikar an der St. Dionysius Kirche in Herne. Die Swarte führen später den Beiname gen. Westerworth. Dieser verkaufte das Gut kurze Zeit später an die Sobbes auf Burg Grimberg.

Am 26. November 1543 wird der erste Aufsitzer mit dem Namen erwähnt: "Johann in dem Westerword" mit Gattin Christina und Sohn Dirch.

Wie das Gut an die von Strünkede kam ist nicht bekannt. In den Hypothekenbücher des Gerichts Strünkede findet sich folgende Beschreibung:
Bauerschaft Bauckau Fol 203

"Westerwort - Haus, Hof und Garten, da Land, Wiesen und Weydegrund, waoran der Nordeland zur Hülbscheid reducieret ist 17 Malterschdr 7 ruth 1/2 fuß"

Besitzer: Freiyherr Von und Zu Strünckede modo Freih Von der Reck zu Heidemühle ...
Für 8500 Reichtaler kam das Gut nach 1780 an den Colon Hermann Westerwort.

Nächste Besitzer: Eheleute Johann Henrich Stratman get. Westerwort und Gerdrud Brunstein. Laut Vertrag vom 5.3.1794 und am 9.5.1794 von Hermann Westerwort an die Eeleute übertragen. Hermann Westerwort starb am 25. Mai 1799 und es dauerte noch bis zum 26.01.1803, bis das Grundbuch umgeschrieben war.

1909 wurde das ganze Hofgelände von der Harpener Bergbau-Gesellschaft angekauft. Dazu schrieb die Kölnische Zeitung am 23. Oktober 1909 folgende Mitteilung:
"Herne, 22. Okt. Die Harpener Bergbau=Gesellschaft hat von dem Landwirt Westerworth ein an das Zechengelände des Schachtes von der Heydt angrenzendes Grundstück von 7 Morgen zum Preise von 192000 Mk gekauft.— Bei den durch die Emscher Genossenschaft ausgeführten Regulierungsarbeiten des Ostbaches wurden unter dem Bahnkörper der Köln=Mindener Eisenbahn in der Mergelschicht gut erhaltene Reste eines Tierschädels von ungewöhnlicher Größe gefunden. Man nimmt an, daß es sich um den Schädel eines Sauriers handelt. Bei den Emscher=Regulierungsarbeiten in Baukau stieß man in einer Tiefe von 10m auf einen mächtigen Eichenstamm, der 1½m Durchmesser und ein Gewicht von ungefähr 450kg hat. Das Holz ist steinhart und ebenholzschwarz." und am 27. Oktober:
"Die Harpener Bergwerks=Aktien=Gesellschaft bittet uns, die Notiz in Nr. 1120 der Kölnischen Zeitung dahin zu berichtigen, daß die von dem Landwirt Westerworth an sie verkauft Grundfläche bei der Zeche von der Heydt nicht 7 Morgen, sondern fast 9 Morgen groß sei und daß hierfür außer einer Vergütung für Bergschäden an Kaufpreis 60.Mk für die Quadrat=Rute zu zahlen seien."[1]


Ein Stück "Alt-Baukau wird wieder hergestellt

"Westerworths Hof" heute von Bergteuten bewohnt - Heimatgeschichtliche Erinnerungen

Inmitten des alten Zechengeländes "von der Heydt" liegt einer der ältesten Herner Bauernhöfe. Das im Jahre 1840 erbaute Bauernhaus, im Stil des typischen Münsterländer Fachwerkes, ist jetzt von der Zeche erneuert worden. Schreiner, Zimmerer und Anstreicher haben, eine glückliche Hand gehabt. Wenige Meter von der Bahnhofstraße liegt der Bau sehr behäbig da und gibt drei Herner Bergmannsfamilien und den beiden Zechenpferden Max und Hella, die vorn Exbergmann Paul Panknin gepflegt und oft vor den Zechenkarren gespannt werden, Wohnung.

Nach dem letzten Besitzer, dessen Vorfahren Jahrhunderte hier ansässig waren, heißt der Hof noch heute Westerworth. Die von der Heydter und insbesondere die Baukauer wissen über den Hof und seinen Besitzer aus der Jahrhundertwende mancherlei zu berichten. Als Bauer Westerworth um 1900 den Hof an die Zeche verkaufte, studierte sein einziger Sohn, der später Arzt wurde. Von ihm erzählt man sich allerlei „Dönekes".

Vor mehr als zwei Jahrzehnten hat er schon das Zeitliche gesegnet. Zum Hof hörten riesige Ländereien, die bis zur Bahnhofstraße einerseits und andererts bis tief nach Baukau reichten. Stück Stück wurden sie an die Industrie und Private verkauft. Der damalige Student der Staatswissenschaften Westerworth fühlte sich bei dem vielen Goldgeld balt als Baukauer Amtmann. Als er zur Jurisprudenz umsattelte, macht er der Stadt Herne den Vorschlag: „Wenn, ihr das Amtsgericht an der Goebenstraße baut, schenke ich euch das ganze Gelände." Das Gelände bestand in dem gesamten Bereich der Goeben-, der Steinmetz- und Moltkestraße, die übrigens Studiosus Westerworth auf eigene Kosten hat ausbauen lassen. Er hatte dabei wohl den Gedanken, mit seinem Geld dann für die Justizbeamten dort Häuser zu bauen und sich selbst nach einem erfolgreichen Examen als Rechtsanwalt niederzulassen. Herne hatte für seinen Vorschlag keine Meinung. Mit einigen der alten Baukauern feierte Westerworth einige Wochen lang die „Niederlage" und den Abschied von der Jurisprudenz. Er studierte weiter, und die Finger von vier Händen reichten nicht aus, seine Semester zu zählen. Als ihn mal der selige Wirt Heinrich Neweling fragte: „Nu segg mi eß mol, wi lange studeerst du dann?", sagte Westerworth: „Hennrich, das hat mich schon mal einer gefragt, da bin ich nicht mehr hingegangen."

Die Hürde des medizinischen Staatsexamens nahm Westerwort etwa mit vierzig Jahren. In Düsseldorf starb er als praktizierender Arzt. Seine Erben konnten noch eine Reihe vierstöckiger Häuser und noch Ländereien einstreichen. Ein Stück des Harpener Weges gehört auch heute noch der Erbengemeinschaft.

Wenn man heute in den alten Baukauer Wirtsstuben auf Dr. Westerworth zu sprechen kommt, erinnert man sich allzugern der alten Tage, in denen Westerworth im alten Baukau eine erste Geige spielte und Kommunalpolitik im Kreise Gleichgesinnter machte. Trotz seines Humors und seiner steten guten Laune liegt doch ein kleiner wehmutsvoller Zug in diesem Leben. Heute wissen wir, daß vieles Galgenhumor war, denn daß der uralte väterliche Hof in den Besitz der Industrie überging, Acker um Acker mit Häusern bebaut wurde, der alte Bauer der Sucht nach dem gleißenden Gold erlag und damit den jungen Menschen damals die Heimat geraubt wurde, dürfte er erkannt haben. Als der letzte Pflug durch den Acker geschnitten hatte, der Hof kein Bauernhof mehr war, starb auch bald der Letzte eines der ältesten Herner Bauerngeschlechter. Heimatfreunde, Spaziergänger, Baufachleute und viele andere, die allzugern wünschen, daß wir nicht ganz asphaltieren, neonbeleuchtet und steinumkränzt werden, freuen sich, daß von der Heydt den Hof der Nachwelt erhält und auf Neu herausgeputzt hat. [2]

Siehe auch

Quellen