Corona-Linde

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Bezirksbürgermeister Mathias Grunert und Gerd E. Schug, stellvertretender Vorsitzender unseres Vereins, haben eine Aktion zum Thema »Corona« ins Leben gerufen.

In Gedenken an die Verstorbenen der Corona-Pandemie

So lautet die Inschrift auf dem Findling neben der Winter-Linde.


Corona-Linde
Corona-Linde Helmut Manfreda 2021.jpg
Bildinfo: Corona-Linde, Aquarell von Helmut Manfreda, 2021
Erbaut: Eingeweiht am 6. Mai 2022
Stadtbezirk: Sodingen
Ortsteil: Börnig
Kartengitter: K3
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Von den zahlreichen Anerkennungen für die »Aktion Corona-Linde« sollen stellvertretend zwei besondere Schreiben zitiert werden:
Auszug aus einem Brief vom Bistum Limburg (Sitz von Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz) vom 7. Dezember 2020:

... »Ihre Idee, der Corona-Linde, ist eine sehr schöne und es ist gut, wenn die Stadt Herne diese Idee umsetzt. Die Corona-Pandemie ist sicherlich ein geschichtsträchtiger Einschnitt.« ...

Schreiben vom Bundespräsidialamt, Berlin, vom 1. Februar 2021:

... »Mit großem Interesse hat der Bun- despräsident von Ihrer Idee gelesen, eine Corona-Linde nach dem Ende der Pandemie zu pflanzen. Die Stadt Herne gewinnt durch Ihr Engagement einen schönen Gedenkort für die Opfer der Corona-Pandemie.« ...

Demnach ist geplant, nach Beendigung der Corona-Pandemie eine Corona-Linde zu pflanzen. Diese soll, wie vor fast 400 Jahren beim Pestkreuz/Pestlinde in Börnig, eine Dankesbezeugung der Bürgerinnen und Bürger sein, welche die Pandemie gesund überlebt haben. Gleichzeitig soll es ein Gedenkort für die Verstorbenen der Pandemie sein.

Aus diesem Grunde soll die Corona-Linde auch eine »Bürgerlinde« sein, die durch eine Bürgerbeteiligung finanziert wird. So wird damit für jede Spenderin bzw. jeden Spender eine persönliche Beziehung zu der Corona-Linde entstehen.

Die Stadt Herne steht der Aktion sehr positiv gegenüber. Stadtgrün hat nach Prüfung kurzfristig einen geeigneten Pflanzort für das Vorhaben zur Verfügung gestellt. Der Pflanzort ist in Sichtweite der Pestlinde, an der Straße An der Linde und — wie ehemals die Pestlinde — an einer Weggabelung. Hier gebührt der Stadt Herne/Stadt- grün ein großes Lob für diesen optimalen Standort der künftigen Corona-Linde.

Inzwischen liegt eine Stifterurkunde vor, in die sich Spenderinnen und Spender schon jetzt eintragen können. Hierfür hat der Sodinger Künstler, Helmut Manfreda, das nebenstehende Aquarell gemalt. Nach Ende der derzeitigen Corona-Beschränkungen wird die Aktion intensiviert. Diese Urkunde wurde bereits von vielen Bürger*innen unterschrieben, was in dieser schwierigen Corona-Zeit, unter Einhaltung der Corona-Vorsichtsmaßnahmen, beachtenswert ist. Auch ehemalige Herner*Innen, von Schleswig-Holstein bis Bayern, haben sich schon an der Aktion beteiligt. Bis zum geplanten Pflanztermin, im Herbst 2021, werden mit Sicherheit noch zahlreiche Stifterbeteiligungen und Unterschriften folgen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hatte am 29. November 2020, in einem Interview mit der WAZ erklärt: »Wir brauchen einen festen, bundesweiten Corona Gedenktag«. Am 7. Februar 2021 hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den 18. April 2021 zum nationalen Gedenktag für die Corona-Opfer erklärt. An diesem Tag soll bundesweit der Corona-Opfer gedacht werden.

Es ist angedacht, an diesem Tag auch am vorgesehenen Pflanzort der »Corona-Linde« in Börnig (Straße An der Linde) eine kleine Gedenkfeier durchzuführen, soweit es die dann geltenden Corona-Bestimmungen erlauben.

Nach der Pflanzung am 7. Dezember 2021 folgt die weitere Gestaltung zum »Corona-Gedenkort«: Aufstellung eines Gedenksteines (Findling) für die Verstorbenen der Corona-Pandemie, Anbringung einer Hinweistafel und die landschaftliche Gestaltung des Ortes mit Bepflanzung, etc. Alles ist auf den nächsten bundesweiten Corona-Gedenktag, im April 2022, ausgerichtet. Dann soll auch die feierliche Einweihung der Gedenkstätte mit sicherlich großer Beteiligung der Stifterinnen und Stifter stattfinden.

Corona-Gedenkort am 06.05.2022

Am 6. Mai 2022 findet um 14.30 Uhr die Einweihung des Gedenkortes statt.

Empörung und Unverständnis hat rund 100 Frauen und Männer ergriffen, die sich am 6. Mai An der Linde in Herne-Börnig zur Einweihung des neuen Gedenkortes für 361 Herner, die an Corona gestorben sind, eingefunden hatten. Denn wie schon mittwochs zuvor war der 15 Jahre alte Winter-Lindenbaum erneut zur Hälfte durchsägt und der gravierte Findling mit Farbe übergossen worden. Damit ist der 4500 Euro teure Lindenbaum zum Absterben verurteilt. Dennoch fand die Einweihungsfeier statt. Dazu hieß der Initiator der Gedenkstätte, Gerd E. Schug, eine Anzahl Ehrengäste willkommen, an ihrer Spitze Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda, Bürgermeister Mathias Grunert und Vikar Christian Schmidtke von der St. Dionysiusgemeinde.

Heimatforscher Schug nannte die Taten zugleich einen Anschlag auf jene 550 Menschen, die mit ihren Spendenbeiträgen die Einrichtung und Ausstattung des Gedenkortes ermöglicht hatten. Er nannte den Gedenkort „einmalig in Deutschland“, weil sich ein Pestkreuz zum Gedenken an die Opfer der Pest-Pandemie anno 1636 – ein Drittel aller Börniger Dorfbewohner fiel ihr damals zum Opfer – ganz in der Nähe befindet.

Wie eine in Castrop-Rauxel aufbewahrte Urkunde über die Pest soll eine Corona-Urkunde in einem Tresor des Emschertalmuseums aufbewahrt werden. Vier Redner würdigten das Projekt Corona-Gedenkort, wie es schon EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus, Bischof Georg Bätzing (Vorsitzender der deutschen Bischofs-Konferenz) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schriftlich getan hatten. Zu vorhandenem Gedenkschild, einer Edelstahltafel und einer Verweilbank gesellt sich eine noch anzulegende, mit Blumen gepflanzte Grünfläche. [1]

In der Nacht zum 4. Mai 2022 wurde die Linde von Unbekannten angesägt. In der Nacht zum 6. Mai wurde die Linde ein weiteres mal angesägt und Gedenkstein und Hinweistafel mit Farbe beschmiert. Nur dem schnellen Einsatz von Stadtgrün Herne ist es zu verdanken, dass die Schmierereien schnell wieder entfernt wurden.

Corona Linde TS 20220512.jpg

Die Säge an der Linde,
führt zum Knick im Winde.
...

Da liegt sie nun, die Linde,
und weint ganz stumm im Winde.
...

Welch tumben Gemüt mag diese Idee entsprungen sein, kaputt zu sägen eine Linde, zu beschmieren Schild und Stein ...
...

Corona scheint ziemlich eindeutig bei manchen Menschen dazu geführt zu haben, dass sie in ihrer Verblendung jeglichen Respekt vor den Gefühlen anderer Menschen und nicht zuletzt auch den Respekt gegen die Natur scheinbar verloren haben ...?!

Anders lässt sich nicht erklären, warum ein Ort zum Gedenken an die Opfer von Corona so mutwillig geschändet wird. Mit dieser Zerstörungswut wurden keine – wie auch immer definierten – Feindbilder getroffen. und es wurde auf keinen Fall ein Sieg errungen – gegen wen auch?

Diese Zerstörungswut richtet sich gegen alle Menschen, die in dieser wirklich vielfältig harten Zeit gemeinschaftlich ein bemerkenswertes Zeichen der Hoffnung gepflanzt haben.

Stärker als alles ist die Hoffnung, dass dieser Gedenkort mit oder ohne Linde ein Gedenkort für alle Menschen bleiben wird, die sich gemeinschaftlich für andere Menschen einsetzen.

Nun bleibt es uns nur noch, euch viel Spaß beim Lesen und Blättern zu wünschen.

Anna-Maria Rawe

Bilder

Digitalisat

<pdf width="700px" height="1000px">Stifter Urkunde Corona Linde.pdf</pdf>

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Einzelnachweise

  1. KK Herne, 11.05.2022