Caspar Henrich Steelmann

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Caspar Heinrich Steelmann (*25. Mai 1766 in Eickel, † 10. Februar 1836 ebd.) war Bürgermeister in Herne und Bochum.

"Die Bürde des Amtes vermochte der betagte [Bochumer] Maire Jacobi kaum zu tragen. Im Jahre 1815 bekam er eine Unterstützung in seinem Amtsgenossen Caspar Henrich Steelmann, der seit 1810 Maire von Herne war, wozu damals auch Eickel und Bickern=Crange, das heutige Wanne, gehörten. Steelmann war am 25. März 1766 geboren als Sohn des kleinen Kötters Georg Wilhelm Steelmann, der nebenbei einen Kramladen in der Zwiebelgasse in Eickel unterhielt. Caspar Henrich war ein anschlägiger Kopf, der des Vaters Erbe gut bewirtschaftete. Als er 1810 zum Maire von Herne ernannt wurde, verlegte er die Mairie nach Eickel in sein elterliches Haus. Nach dem Abgang Dr. Jacobis berief man 1817 Steelmann zum Bürgermeister von Bochum. Er behielt auch die Verwaltung der Bürgermeisterei Herne"[1]

Wer war Steelmann?

Caspar Heinrich Steelmann wurde als Sohn der Eheleute Georg Wilhelm Steelmann und Catharina Maria Jäger am 25. Mai 1766 in Eickel geboren.[2] Sein Taufpaten Caspar Arnold von Oven war Secretarius zu Orsoy, einem wichtigen Preussischen Zoll am Rhein. Als weitere Paten fungierten Jobst Jäger aus Eickel, Magdalena Mönch und Magdalena Gerdut Nockers aus Röhlinghausen.

Taufeitrag im Register der luth. Gemeinde Eickel Nr. 18/1766

Das seine Eltern erst am 13.05.1766 in Eickel geheiratet hatten, ist ein kleines Bonmot am Rande. Er war 35 Jahre alt, sie 30![3]

Familie Steelmann

Im Schatzbuch der Grafschaft Mark aus dem Jahre 1486 gibt Steelman kein Zeugnis über seinen Grundbesitzstand an.[4] Für 1654 ist ein Hindrich Steelmann als Provisor, das heißt als Kassenführer des Amen-Etats der Eickeler Gemeinde, erwähnt.[5] In der Steuerliste von 1684 wiederum Steelmann in Eickel erwähnt.[6] 1710 schenkte Reinhard Steelmann kurz vor seinem Tode 25 Reichstaler an die Kirchengemeinde.[7] In einer Urkunde aus den Jahren 1731/32 erscheint H[enrich] A[rnold] [8] Harpen gen. Steelmann als Kirchmeister/Kirchenrat von Eickel.[9] Diesem wurde 1734 vom Jurisdictionsherr, dem Freiherr von Strünkede auf Dorneburg, genötigt, einen zurückbehaltenen Bestand binnen 24 Stunden abzuführen.[10] Er besaß den Bucht- oder Harpenhove zu Marmelshagen. Dieser wurde 1732 als sein Erbgut an Johann Rellinghaus verkauft. Die Harpen gen. Steelmanns legten daraufhin wohl den Hofnamen ab.[11] Ansonsten saßen sie im Dorf Eickel.[12] 1750 lastete auf des Steelmanns Gut zu Eickel eine alte Schuld über 3 Pfd. Wachs, welche um 1600 die von Hugenpoth auf Gosewinkel „von der Kluse“ an den Kirchenfont zu Eickel schuldeten. Diese Schult wurde 1868, bei endgültigen Verkauf an fremde Ankäufer, für 50 Taler abgelöst.[13]
Im Hypothekenbuch des Gerichts Eickel wird auf Seite 101 und der Nummer 32 vermerkt: „Steelman ein gfacht und leibgewinn guht, imgl. Marckmann, Schuld und Füheres gelegen. Arnold, Henrich Harpen gewinntragend, Das Hauß nun erbaurt undt gehöre Dem Steelman“.[14]

Ausschnitt aus: Landesarchiv NRW, Abt. Westfalen, D 060 (Grafschaft Mark, Gerichte III), Nr. 27, 1. S. 45

Pertinentien (=Zubehör) des Grundstücks waren „Der Hoff undt Tann-Hof, Ein Garten, ad Sechs Stück groß.“ [15] Besitzer des Ganzen war nicht Steelmann selber, sonder er war Pächter der Erben des Geheimen Raths Direktor Grolman in Cleve.[16] Dazu vermerkt der Titulus, dass „der verstorbenen Frau Reg. Direktorin Grolman ist dieser Kotten in einer elterlichen Theilung von ihren geschwistern zugeteilth worden. Eingegeben den 25. Juni 1799“.[17]
Bei den Schulden gelangen wir wieder in die Mitte des 18.Jahrhunderts: Am 5. März 1740 wird eine Schuld vom 7. September 1739 über 12 Reichstaler auf das Garten-Stück belastet. Ebenfalls sind als Rechte am Grundstück die Zuarbeiten (Außgänger) zum Hause Dorneburg, das Dienst- und Handgeld von 2 ½ Reichsthaler, zwei Gänsen und vier Hühnern erwähnt. Dazu kommen noch an die Kirche zu Eickel drei Pfund Wachs. (s.o.)
Im Martinsbuch Eickels wurde Steelmann als einer „derjenigen Eingesessenen des Dorfs= und Bauerschafts Eickel so Berechtiget sind alljährlich in das so genannte St. Martins Hauß zu kommen, auch darinnen kommen müßen.“ In der Specificatio-Liste aus dem Jahre 1769 steht Steelmann an 15. Stelle und wird als Kötter bezeichnet. Er zahlte 1/8 Scheffel Korn jährlich an die Martinsgesellschaft.
Das Martinsbuch nennt hier und da Steelmann (1826 als Sellmann, 1832 als Stehlman), besonders aber am 11.11.1833: „In den vorigen Jahren, nehmlich im Jahr 1818, hat der Herr Bürgermeister Steelman Verfügung ausgegeben, daß er die ausbliebende durch Gendarmerie Execion beidreiben würde. Die Verfügung ist Verlohren gegangen, und die beitreibung ist nicht geschehen.“ [18]
Doch wieder ein kleiner Blick zurück:   Nirgends ist der Berufsstand Steelmanns angegeben. Vermutlich war er aber in der Gerichts- oder Steuerverwaltung vorangekommen und beschäftigt. Vielleicht hatte sein Pate (s.o.) etwas nachgeholfen. Jedenfalls blieb er in Eickel wohhaft.
Caspar Heinrich Steelmann heiratet am 3. Mai 1799 in der alten Eickeler Johannes Kirche Helena Catharina Vierhaus. Der Pastor hatte damals gar keine große Lust in den Registern umfängliche Daten einzutragen! Kurz und knapp steht da:

Traueintrag im Register der luth. Gemeinde Eickel Nr.1/1799

Rund zwei Monate später - war wohl Tradition bei Steelmanns, spät vor der Niederkunft zu heiraten - kommt der Stammhalter zur Welt, gefolgt von fünf weiteren Kindern.

  1. Georg Wilhelm Steelmann, * 04.07.1799 ~ 09.07.1799 Eickel s 13.02.1800 ± 15.02.1800 Ei-ckel.
  2. Helena Regina Steelmann, * 06.02.1802 ~ 20.03.1802 Eickel oo 03.05.1829 in Eickel mit Karl Friedrich Wilhelm Schragmüller † 24. Februar 1854 Hause Dahlhausen.
  3. Friedrich Christoph Henrich Steelmann, * 04.11.1810 ~ 18.11.1810.
  4. Friederike Henriette Steelmann, * 23.01.1812 ooI 22.02.1842 in Königsteele mit Gottfried Wilhelm Steegmann, ooII 29.01.1857 in Eickel mit Franz Heinrich Dehmer,
  5. Carolina Louisa Henrietta Steelmann ~ 31.12.1813 Eickel, oo 23.12.1835 Eickel mit Dr. Carl Heinrich Broekel
  6. Florentine Angelika Christine Steelmann, * 14.08.1816 ~ 08.09.1816 Eickel, 21. Januar 1878 Gelsenkirchen[19]. oo mit Dr. Carl Heinrich Broekel
Ausschnitt aus dem Geburtsregister der Maire Herne Nr.7/1812
Unterschrift Steelmanns als Maire


Bekanntmachung betreffs der Cranger Kirmes

Seit 1815 unterstütze Steelmann den damals schon greisen Bochumer Bürgermeister Dr. Jacobi, der seit 1773 als Bürgermeister und seit 1808 als Maire Bochum verwaltete. Nach dessen Tode wurde er im Februar 1817 zum Bürgermeister von Bochum gewählt. Heute undenkbar, war er bis 1835 zugleich Verwaltungsoberhaupt Bochums und Hernes!
Die Verwaltung wurde von Beigeordneten mit geleitet. Verbürgt sind in Herne der Beigeordnete Overkamp und, ab dem Jahre 1812, der Beigeordnete Conrad Cremer. Das Martinibuch nennt am 10.11.1835 noch einen Bürgermeister Terlinden. Dieses wird Reinhard Friedrich Terlinden gewesen sein, Kriegs- und Domänenrat in Hamm. Seine Frau war Conradina Ottonetta Johanna (Ottonette) von Oven, einer Tochter des Herrn von Oven und der Freiin von Strünkede zu Dorneburg, also Alt-Eingesessener in Eickel. Es wird aber eher als Ehrentitel zu werten sein.
Nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Herbst 1813 zogen sich die französischen Truppen und die Landesverwaltung auf die linke Rheinseite zurück und die alte preußische Verwaltung wurde wieder aktiviert, das Munizipialsystem war beendet. In diesem „noch“ verwaltungsfreien Raum organisierte Steelmann den übergang. Dieser wurde am 1. Januar 1815 mit der preußischen Souveränität über die Grafschaft Mark erlangt und durch die Verwaltungsreform vom 30. April 1815 (Verordnung über die verbesserte Einrichtung der Provinzialbehörden) vollendet. Es wurden zum 1. August 1816 die Provinz Westfalen und der Regierungsbezirk Arnsberg für unsere Gegend angeordnet.
Statt des Kanton Bochums wurde der Landkreis Bochum gegründet und die Maire zur Bürgermeisterei. Erster Chef, also Landrat, wurde auch ein Eickler! Moritz von Untzer (1765-1821). Durch Heirat mit Sophia Wilhelmine von Kuczinsky war er Besitzer des Hauses Dorneburg geworden.
Im Jahre 1817 wurde Steelmann, nun auch als Bochumer Stadtbürgermeister, zum Teilungskommissar für die Aufteilung der Weitmarer Mark berufen.[20]
Für 1823 ist überliefert, das er den Pfarrern Anweisung erteilte, jeweils eine Chronik ihrer Gemeinden verbindlich zu verfassen. Der Harpener Pfarrer Jo-hann Wilhelm Flocke schrieb an ihn zurück:
Dem Herrn Bürgermeister Steelmann Wohlgeborn Ew. Wohlgeboren wollen die mir zugefertigte Anweisung zu den Chroniken gefälligst zurücknehmen. Ei-ner solchen vielumfassenden Arbeit kann ich mich nicht unterziehen; es fehlt mir nicht an gutem Willen, es fehlt mir aber an Zeit und an Kraft.[21]
Noch zwei Landräte hatte er als Vorgesetzte erlebt: Konrad von der Leithen vom Haus Laer (1822-1829) und Gotthard Graf von der Recke von Volmerstein (1832-1852). Wobei anzumerken ist, das in den Jahren zwischen 1829 und 1832 Graf Recke schon kommissarisch Landrat war.

Ausschnitt aus dem Sterberegister der luth. Gemeinde Eickel Nr. 4/1836

Der Bürgermeister Steelmann starb am 10 Februar 1836 um 8:30 Morgens an einem Nervenschlag, also einem Schlaganfall, Frau und vier Kinder hinterlassend, wovon 2 noch unter 21 waren.
Die letzte Erwähnung lautete nach seinem Tode:

Amtsblatt der Königlichen Regierungs zu Arnsberg, 9. April 1836 Stk. 15 S. 88


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Quellen

  1. Vgl.: Bochumer Anzeiger vom30. Juni 1942. Online auf Zeitpunkt.NRW
  2. Weitere Kinder waren: Catharina Margaretha Steelmann, * 14.02.1769, ~ 18.02.1769 Eickel. Georg Henrich Steelmann, * 31.03.1770 ~ 03.04.1770 Eickel
  3. Er wurde demnach 1731, sie 1736 geboren.
  4. Daniels, Johannes: Geschichte der evangelischen Gemeinde Eickel, 1927, S. 38
  5. Daniels, Johannes: Geschichte der evangelischen Gemeinde Eickel, 1927, S. 97
  6. Daniels, Johannes: Geschichte der evangelischen Gemeinde Eickel, 1927, S. 38
  7. Daniels, Johannes: Geschichte der evangelischen Gemeinde Eickel, 1927, S. 126 & 192
  8. Den Namen konnte man durch die Hypothekenbücher ergänzen!
  9. Daniels, Johannes: Geschichte der evangelischen Gemeinde Eickel, 1927, S. 96
  10. Daniels, Johannes: Geschichte der evangelischen Gemeinde Eickel, 1927, S. 93
  11. Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland, 120.75.02 Essen, Stift, Rep. u. Hs., Akten, Urk. Nr. 2025
  12. Daniels, Johannes: Geschichte der evangelischen Gemeinde Eickel, 1927, S. 36. Als Pachthof zu Eickel.
  13. Daniels, Johannes: Geschichte der evangelischen Gemeinde Eickel, 1927, S. 190
  14. Landesarchiv NRW, Abt. Westfalen, D 060 (Grafschaft Mark, Gerichte III), Nr. 27, 1.
  15. Landesarchiv NRW, Abt. Westfalen, D 060 (Grafschaft Mark, Gerichte III), Nr. 27, 1.
  16. Landesarchiv NRW, Abt. Westfalen, D 060 (Grafschaft Mark, Gerichte III), Nr. 27, 1.
  17. Landesarchiv NRW, Abt. Westfalen, D 060 (Grafschaft Mark, Gerichte III), Nr. 27, 1.
  18. Beckmann, Friedrich: Das Martinsbuch Eickel 1769-1853, Eickel 1925 S. 95f.
  19. Sterbeurkunde auf www.landesarchiv-nrw.de
  20. Höfken, Dr.: Alte Markenwälder in der Umgebung von Bochum.
  21. Archiv der Ev. Kirchengemeinde Harpen Nr 82. In: Warkentin, Anna: „... es fehlt mir nicht an gute Willen, es fehlt mir aber an Zeit und an Kraft“. - Erklärungen eines Pfarrers. In: Archivmitteilungen, hg. v. Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, Nr. 21, Bielefeld 2012, S. 99
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