Althoff (Warenhaus)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Althoff will am 1. August 1951 eröffnen

Bahnhofstraße befindet sich auf dem besten Wege, ein Einkaufszentrum im Ruhrgebiet zu werden
Voraussichtlich zum 1. August wird die Rudolph Karstadt AG. im Hause der bisherigen Firma Christensen den Geschäftsbetrieb aufnehmen. In einer kuzen Besprechung am Dienstagvormittag wurden den Vertretern der Herner Presse Einzelheiten zu dieser Neueröffnung mitgeteilt. So wird das neue Geschäft unter der Firmenbezeichnung Althoff laufen. Dieser Name wurde gewählt, weil er in Westdeutschland (so auch in Essen, Dortmund, Recklinghausen) bekannter ist als die Firma Karstadt, dabei handelt es sich aber in beiden Fällen um dasselbe Unternehmen.

Mit der Firma „Althoff" erhält nunmehr das Haus, das unter dem Namen der Gebrüder Kaufmann zu „einem Wahrzeichen der Stadt Herne" geworden war, seit seinem Bestehen den fünften Inhaber. Der gesamte Komplex befindet sich im Eigentum der Erbengemeinschaft Kadden, deren Stammgeschäft vor der Jahrhundertwende auf der gegenüberliegenden Seite (der heutigen Köller-Ecke) lag. Nach verwandtschaftlichen Bindungen der Familien Kadden und Weinberg kam es dann in den ersten Jahren nach 1900 zu dem Neubau, der nach mehrmaligen Umbauten 1926 seine heutige Form erhielt.

Schon früher Verbindungen zur Karstadt AG.

Das Geschäft gehörte zu den leistungsfähigsten Unternehmen der Umgebung, bis es 1936 der Verfügungsgewalt seiner damaligen Inhaber entzogen wurde. Ueber die Firmen Lewecke, Leitner und Christensen ist es nunmehr in den Besitz von „Althoff" übergegangen. Im Rahmen der Wiedergutmachungsgesetze wurden die Rechtsnachfolger der Fa. Gebr. Kaufmann, nämlich die Erbengemeinschaft Kadden, deren Mitglieder heute in Chicago leben, wieder in ihre alten Rechte, die sie in der Zwischenzeit durch ihren Treuhänder Lochner, der seit mehr als 40 Jahren schon zum Hause gehört, wahrnehmen ließen, zurückversetzt, d. h. sie wurden wieder Eigentümer. Als solche haben Sie das Geschäft dem Karstadt-Konzern vermietet, mit dem sie schon in den Jahren nach 1923 als Anschlußfirma rege Geschäftsbeziehungen unterhielten. Zweifellos wird diese Geschäftsübernahme nicht nur in Kreisen Herner Kaufleute, sondern in allen Bevölkerungsschichten stark beachtet. Die Bahnhofstraße, als längste Geschäftsstraße des Ruhrgebiets, kommt damit um einen grollen Schritt dem Ziele näher, ein bedeutendes Einkaufszentrum des Reviers zu werden. Davon haben alle ihren Nutzen. Denn durch den sicherlich zu erwartenden Käuferstrom aus den Randgebieten unserer Stadt, insbesondere durch die Bindung der Herner Käufer, die früher bei größeren Einkäufen erfahrungsgemäß oft nach Bochum fuhren (die Bochumer fuhren nach Essen), dürfte der gesamte Geschäftsbetrieb an der Bahnhofstraße eine bedeutende Belebung erfahren. Davon können alle leistungsfähigen Einzelhandelsgeschäfte profitieren. Andererseits fallen für den Herner Stadtsäckel durch das gesteigerte Steueraufkommen nicht unerhebliche Mengen ab. Nicht zuletzt wird der Käufer selbst durch eine gesunde und faire Konkurrenz der Geschäfte untereinander den größten Nutzen ziehen.

Umfassende Modernisierung

Bevor nun „Althoff- in Herne seine Pforten öffnet, wird das ganze Haus gründlich modernisiert. Die Verkaufsräume umfassen in drei Stockwerken insgesamt 1800 qm. Das Gebäude erhält im Innern einen völlig neuen Treppenaufgang und neben dem alten, nur noch zur Beförderung von Lasten dienenden Aufzug, einen neuen Personenfahrstuhl. Das vierte Stockwerk wird für Lagerzwecke zur Verfügung gehalten und zudem die Büroräume aufnehmen. Das Geschäft soll sämtliche Abteilungen eines modernen Kaufhauses enthalten. Nur Lebensmittel werden nicht geführt. Auch hat man von der Einrichtung eines Erfrischungsraumes Abstand genommen. Das alte Personal der Firma Christensen wird fast vollzählig übernommen. Ein Teil der Leute — die Lehrlinge restlos — sind bereits jetzt in Nachbarstädten bei „Althoff" beschäftigt und kommen im August zurück. Dazu werden bei einem Personalbedarf von mindestens 250 Personen rund 170 Neueinstellungen erforderlich sein. Da es sich bei diesen Leuten in erster Linie um Weibliche Arbeitskräft handelt, dürfte dadurch auf dem Herner Arbeitsmarkt eine fühlbare Entlastung eintreten, da doch durch die einseitige Bergbaustruktur unserer Stadt ein hoher Prozentsatz weiblicher Arbeitskräfte immer noch stellenlos ist. [1]



Am 27. Februar 2009 schließt das Haus in der Form als Warenhaus letztmalig.

Weblinks

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Quellen

  1. Eine kurze Geschichte des Warenhauses Bahnhofstraße 65–71, veröffentlicht am 11. April 1951 in der Herner Zeitung.