Karl Berkermann
Karl Berkermann (geboren am 29. Juli 1861 in Sprockhövel, gestorben am 27. Juli 1936 in Bad Oeynhausen-Melbergen) war ein deutscher Verwaltungsbeamter und von 1897 bis 1918 Amtmann von Eickel.
Carl Heinrich Berkermann wurde 1861 in Sprockhövel als Sohn des Schneiders Friedrich Wilhelm Berkermann und dessen Gattin Sophie Luise Bock geboren und am 18. August evangelisch getauft[1]
Er war 1884 Amtssekretär in Hohenlimburg und 1892 Provinz-Verwaltungs-Sekretär in Münster.
Vom 01. Juli 1897 bis 1918 war er Amtmann des Amtes Eickel. Hier schuf er unter anderem das erste Kommunalen Kinos in Deutschland. [2]
Zahlreiche Betätigungen hatte er zusätzlich zu seiner Amtmannstelle übernommen. Soe war er von 1906 an Geschäftsführer der Kommunale Straßenbahn-Gesellschaft Landkreis Gelsenkirchen. Er war Kassierer des Westfälischen Landgemeindetages, Vorstandsmitglied im Rheinisch-Westfälischen Sparkassenverbandes, Mitglied der Prüfungskommission für mittlere Kommunalbeamte im Regierungsbezirk Arnsberg, Verwaltungsratsmitglied der Provinzialfeuersozietät, seit 1912 Aufsichtsratsvorsitzender des "Haftpflichtverbandes Rheinisch-Westfälischer Gemeinden, Versichungsverein auf Gegenseitigkeit in Köln" und weiterer Verbände und Einrichtungen.
Am 27. November 1918 verfügte der Arbeiter- und Soldatenrat in Eickel die Amtsenthebung Berkermanns[3]. Kurz zuvor hatte Berkermann seine Pensionierung zum 1. April 1919 beantragt, die auch genehmigt worden war.[4]
Seit 1919 lebte er in seinem Ruhestand in Melbergen. Auch hier widmete er sich dem Verband der Ruhestandsbeamten. Zuletzt seit April 1936 Gauführer des Reichsbundes der Ruhestandsbeamten.
Der damalige Assistenz der Invaliden- und Alten-Versicherung Berkermann in Münster war seit dem 15. Juni 1891 standesamtlich (Freienohl[5]) und kirchlich dem 18. Juni 1891 (in Arnsberg[6]) mit Maria Angelika Elisabeth Kampschulte (* 21. Oktober 1864 in Freienohl † 24. Februar 1930 in Melbergen) verheiratet.
Aus meiner Tätigkeit als Amtmann von Eickel
Herr Berkermann, früherer langjähriger (1897—1918) Amtmann von Eickel, übersendet uns folgende Zeilen:
Bad Oeynhausen, den 13. Juli 1025.
Die Entwicklung der beiden Gemeinden Eickel und Holsterhausen zu fördern und den Eingesessenen neue und erweiterte Einnahmen zuzuführen, war mein oberster Grundsatz. Deshalb soll der leitende Kommunalbeamte sich mitten unter die Bevölkerung begeben, ihre Belange prüfen und fördern helfen, und sie im Geiste eines gesunden Fortschritts zu leiten suchen. Etwaige Widerstände, die aus diesen Reihen kommen, müssen beseitigt und irrige Auffassungen aus dem Wege geräumt werden. Am besten Willen hierzu hat es mir nicht gefehlt, und mit der Zeit setzte ich mich durch: ich fand volles Verständnis.
Die Verschmelzung der Gemeinden Eickel und Holsterhausen zum 1. April 1910 war für beide Teile ein erheblicher Fortschritt und eine Notwendigkeit. Schon längst hatte ich erkannt, daß die Zeit der kleinen Gemeinden im Industriebezirk vorüber sei, namentlich wenn es sich um solche mit reichen Kohlenschätzen, aber ohne oberirdische Schachtanlagen wie bei Holsterhausen handelte. Die Bevölkerung wird in einer Amtsgemeinde ihre berechtigten Interessen besser vertreten wissen, als in einer Amtsversammlung. auf deren Zusammensetzung sie doch nur indirekten Einfluß hat.
Da die Sparkasse in Herne unangenehme Erinnerungen aus früherer Zeit hatte und auch nur mit großem Zeitaufwand zu erreichen war, gründeten wir auf meine Anregung zum 1. Januar 1898 eine Spar= und Darlehnskasse, der dann zum Jahresbeginn 1902 die Amtssparkasse folgte. So wurde dann ermöglicht, die Spargelegenheit in nächster Nähe, zum Segen beider, der Eingesessenen und der Aemter, zu haben.
Zum August 1904 erreichten wir dann die Errichtung einer Reichsbanknebenstelle, die auf Anregung von zwei mir nahestehenden Kaufleuten erfolgte. Bei der Rücksprache im Reichsbankdirektorium zu Berlin sagte uns der betreffende Herr: „Ich muß gestehen, ich habe von der Existenz ihres Ortes keine Ahnung.“
Alle Veranstaltungen der Gemeinden fanden die Steuerzahler auf ihrem Zettel wieder. Keinerlei gewerbliche Anlagen hatte die Gemeinde. Ein durchaus ungesunder Zustand, und hier in zähem Ringen Wandel zu schaffen, war mein ernstes Bestreben.
Die Gasanstalt gehörte Privaten. Schon 1898 ging sie in andere Hände über. Was würden Wanne und Eickel verdient haben, wenn sie zugegriffen hätten. Ersteres wollte nicht und schloß für sich einen günstigeren Vertrag ab, letzteres hatte das Nachsehen. Die Wasserversorgung erfolgte von Bochum und Gelsenkirchen. Es begann der ernste Kampf mit der Nachbarstadt um die Errichtung des Verbandswasserwerkes. Mit Stolz und großer Freude blicke ich auf dieses gewaltige Unternehmen, welches seinen Besitzern so reiche Früchte bringt. Landrat Gerstein, Amtmann Falke und ich waren die Hauptförderer. Das, was hierbei hinter den Kulissen geschoben ist, wird besser nicht erzählt. Kurzum, es wurde erreicht.
In diesem Zusammenhang müssen noch genannt werden die Straßenbahn Eickel=Herne und das gewaltige Elektrizitätswerk Westfalen, dem Eickel von Anfang an beitrat, und das heute eine achtunggebietende Stellung in Deutschland einnimmt.
Die Hafenanlage Wanne=Herne wurde auf Eickeler Anregung vom Kreise in die Hand genommen und steht vor aller Augen. Rechtzeitig hatten wir die Bedeutung des Kanals erkannt, und als der Landrat die Amtmänner von Wanne und Eickel zu einer Kreistagssitzung zuließ und diese bei dem Ausscheiden von Wattenscheid einen Beschluß des Kreisausschusses zu Fall brachten, war man sehr verwundert. Hätten die Amtmänner früher zum Kreistag gehören dürfen, so wäre manche Kommunalpolitik anders gelaufen, nicht zum Schaden von Wanne und Eickel. Es kann den Bewohnern der Provinz nicht dringend genug ans Herz gelegt werden, bei Kreistagswahlen nicht die Partei in den Vordergrund zu schieben, sondern in erster Linie sachkundige Männer und ihre Kommunalleiter dahin zu entsenden. Bei dieser Gelegenheit fällt mir auch noch ein, daß die Amtmänner von Wanne und Eickel es waren, die für den Restkreis 100 000 Mk. retteten. Es hätte mehr sein können, aber wir standen ja draußen.
Der Ankauf eines Saales und die Einrichtung des Gemeindekinos, des ersten im Vaterland, war sehr erfreulich und hat sich namentlich im Kriege außerordentlich bewährt. Hier hätte sich noch Größeres schaffen lassen, der bald nachher eingetretene Kriegszustand aber verhinderte solches.
Der Ankauf des ehemals herzoglich Arenbergischen Geländes, wie überhaupt die umfangreiche Bodenpolitik der Gemeinde hat sich als außerordentlich fruchtbar erwiesen. Was hat Eickel für großartiges Baugelände, wie ist es durch die Hafenbahn bis mitten in den Ort hinein erschlossen, und welche Möglichkeiten ergeben sich daraus für die Zukunft! Die Ergänzung durch den Erwerb der Ziegelei machte dem Fortschritt in der Bebauung der Gartenstadt leichte Wege. In dieser ist ein Denkmal für alle Zeiten geschaffen, möge man sich gelegentlich auch mal der Anreger und Gründer erinnern. Ist es nicht eine Luft, die Bauten und die Zufriedenheit ihrer Besitzer zu beobachten? Letztere sind, gegenüber denen, die sich zu einem Erwerb nicht entschließen konnten, doch wesentlich im Vorteil.
In diesen Tagen werden es 25 Jahre, wo mit einem schönen Bürgerfest der Eickeler Volksgarten seiner Bestimmung übergeben wurde. Groß war der Kreis der Anreger und Förderer, und wir schlugen freudig in die dargebotene Hand. Die Mittel hierzu flossen aus festlichen Veranstaltungen, wobei alle halfen. Früh morgens, wenn die Hähne krähten, ging man vielfach schwer geladen heimwärts; es war geschafft und Geld für Verbesserungen hereingekommen. Siehe Bazar 1907
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Quelle
- ↑ Reg. Nr. 130.
- ↑ http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/finde/langDatensatz.php?urlID=1300&url_tabelle=tab_quelle und http://allekinos.pytalhost.com/kinowiki/index.php?title=Herne_Gemeinde-Kino_Eickel
- ↑ Vgl. Arbeiter Zeitung vom 28. November 1918. Online auf Zeitpunkt.nrw
- ↑ Vgl.: Langenberger Zeitung vom 29. November 1918. Online auf Zeitpunkt.nrw
- ↑ Reg. Nr. 16
- ↑ Register Nr. Ev. 08/1891